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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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zittere dauernd, und im Innern dieser Bäume wird es schlimmer. Ich muss mich zwingen, etwas zu essen, denn eigentlich bin ich gar nicht hungrig. Habt ihr den Baum auf Nein’as Lichtung gesehen, die Birke, deren Stamm ich berührt habe?«
    Leesil schüttelte den Kopf, aber Wynn schnappte plötzlich nach Luft.
    »Deine Hände. Chap hat es in deinen Erinnerungen gesehe n … Sie hinterließen dunkle Flecken am Baum.«
    Magiere sah Leesil an. »Bevor ich Sorhkâfarés Erinnerungen sah, wurde das Zittern besonders schlimm. Etwas strömte durch mich, als ich mich am Baum abstützte, und plötzlich war ich bei ihm in der Vergangenheit. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Erst später begann ich zu ahnen, was es mit jenen Bildern auf sich hatte.«
    Sie atmete tief durch.
    »Am Baumstamm blieben Flecken zurück, in Form meiner Händ e … als wäre ein Teil der Birke gestorben. Ich bin schuldig, wenn auch nicht aus den Gründen, die Fréth genannt hat. Ich habe dem Baum einen Teil seines Lebens entrissen und in mich aufgenommen. Das passiert hier mit mir, in diesem Land. Ich bin weder hungrig noch müde, weil ic h … die Kraft des hiesigen Lebens aufnehme.«
    »Das behalten wir für uns«, sagte Leesil schnell und verbarg seine Sorge. »Davon dürfen die anderen nichts erfahren. Nicht, solange das Urteil aussteht.«
    Der Vorhang im Eingang des Wohnbaums geriet in Bewegung, und Brot’an schaute herein. Er hielt ein Tablett mit mehreren Tellern und einer Karaffe.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte er höflich.
    »Wir können dich wohl kaum daran hindern«, erwiderte Leesil.
    »Leesil!«, sagte Wynn scharf. »Ja, Brot’an. Wir möchten wissen, was als Nächstes geschieht.«
    Brot’an schob den Vorhang ganz beiseite, trat ein und stellte vier dampfende Teller mit Eintopf ab. Dann langte er nach draußen und nahm vier Tonbecher entgegen, die ihm jemand reichte. Er bückte sich und schenkte Wasser für sie alle ein, auch für Chap. Doch niemand von ihnen rührte das Essen oder die Becher an.
    Er hatte sich umgezogen und ein Band aus weißer Baumwolle um den Unterarm geschlungen.
    Brot’an blickte nachdenklich auf Chap hinab. »Wir können miteinander sprechen, solange der Majay-hì keine Präsenz spürt, die uns belauscht.«
    Leesil verstand. Die von Magiere empfangenen Erinnerungen deuteten darauf hin, dass der Älteste Vater die Möglichkeit hatte, den Wald zu durchstreifen, ohne seinen Wohnbaum zu verlassen. Und Leesil entsann sich an die seltsame Reaktion des Majay-hì-Rudels, kurz bevor Magiere die Kontrolle über sich verloren hatte.
    Brot’an nahm im Schneidersitz auf dem Boden Platz. »Brauchst du meinen Mantel noch, kleine Frau?«
    »Was? O h … nein.« Wynn eilte zur gegenüberliegenden Wand und kehrte mit dem dicken graugrünen Mantel zurück. »Danke.«
    Brot’an nickte kurz und wandte sich an Magiere. »Geht es dir gut?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Leesil und wünschte, Sgäile wäre an Brot’ans Stelle zu ihnen gekommen.
    »In zwei Tagen findet eine Versammlung statt«, sagte Brot’an. »Es ist lange her, dass sich die Clan-Ältesten getroffen haben. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass ihr hier seid, und die Ältesten machten sich sofort auf den Weg, als sie davon erfuhren. Offenbar hat der Älteste Vater das sichere Geleit für euch ganz allein entschieden. Niemand erinnert sich daran, dass so etwas jemals zuvor geschah. Manche glauben, dass er zu weit gegangen ist. Hinzu kommt: Abgesehen von einigen Anmaglâhk ist dem Ältesten Vater seit fünfzig Jahreszeiten niemand gegenübergetreten.«
    »Seit fünfzig Jahreszeiten?«, wiederholte Leesil. »Wie ist das möglich?«
    Brot’an zögerte und schien zu überlegen, wie er antworten sollte. »Der Älteste Vater wird als Beschützer seines Volkes verehrt, und bei vielen Clan-Oberhäuptern hat sein Wort großes Gewicht. Aber die Anmaglâhk sind kein Clan, und deshalb repräsentiert der Älteste Vater nicht das Vol k – er ist kein Clan-Ältester. Bei den meisten Versammlungen der Ältesten ist er nicht zugegen, weil es keinen Grund dafür gibt. Doch an dieser Versammlung wird er teilnehmen.
    Zuvor hätte vielleicht der Eindruck entstehen können, dass er seine Entscheidung rechtfertigen wollte, euch sicheres Geleit zu geben. Aber dieser Punkt hat inzwischen für den Rat an Bedeutung verloren. Der Älteste Vater wird als Ankläger gegen Magiere auftreten, und es geht darum, ein Urteil zu fällen. Er muss sein Anliegen

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