Dhampir
Verteidigung die Behauptungen des Ältesten Vaters prüfen. Es fiel Wynn schwer, diese Vorgänge zu verstehen, und Chap war ihr keine große Hilfe. Er hatte ihr nur häufig mental Fragen gestellt, die sie nicht beantworten konnte, auch nicht, nachdem sie sie an Brot’an weitergegeben hatte.
»Wo ist Brot’an?«, wollte sie wissen. Es erstaunte sie, dass jemand anders gekommen war, um Magiere abzuholen.
Sgäile achtete nicht auf sie. »Es wird Zeit. Kommt.«
Leesil trat nach draußen, und Wynn folgte ihm zusammen mit Magiere und Chap.
Osha gehörte zu der draußen wartenden Anmaglâhk-Eskorte. Sorge zeigte sich in seinem Gesicht, als er Wynns Blick begegnete. Sgäile ging voran, und die Wächter schritten zu beiden Seiten und hinter der Gruppe. Chap hielt einigen Abstand zu den Menschen und Elfen.
Seerose oder andere Majay-hì sah Wynn nicht. Sie blieb dicht hinter Magiere, als ihr Weg durch Crijheäiche führte. Wohin sie unterwegs waren, wusste sie nicht, aber aus irgendeinem Grund dachte sie dabei an eine riesige Eiche, die von Gestaltern der Elfen in eine Art Ratssaal verwandelt worden war.
Schließlich gelangten sie in einen offenen Bereich, in dem zahlreiche Elfen warteten. Offenbar fand die Versammlung hier statt, im Freien, nicht im Innern eines Ratssaal-Wohnbaums.
Uralte Bäume umgaben eine grasbewachsene Lichtung, die sich zur Mitte hin leicht absenkte. Ihre unteren Äste waren so dick wie die Stämme normaler Bäume und formten Brücken zwischen ihnen.
Unterschiedlich gekleidete Zuschauer saßen oder standen auf diesen Brücken-Ästen und zwischen den Eichen. Die nächsten von ihnen wandten sich den Neuankömmlingen zu, den Fremden, den Menschen in ihrer Mitte.
Eine ältere Frau mit trüben Augen saß auf einem gelbbraunen Holzstuhl. Die fließenden Formen des Stuhls, von der hohen Rückenlehne über die Armlehnen bis zu den langen Beinen, deuteten darauf hin, dass er aus einem Stück gefertigt war, wie die Regentonnen von Gleanns Wohnbaum. Die Frau trug einen kastanienbraunen Mantel über einem Umhang in der gleichen Farbe, und an der Walnussspindel auf ihrem Schoß war ein Pergament aufgerollt. Zwei jüngere Männer, die ebenfalls braune Mäntel trugen, standen rechts und links neben ihr, und in der Nähe bemerkte Wynn weitere ähnlich gekleidete Gestalten.
Ihre Blicke waren neutraler als die der anderen, doch das beruhigte die junge Weise nicht, als sie an ihnen vorbeikam. Sie fühlte sich plötzlich versucht, Magieres Hand zu ergreifen und ihr Trost zu spenden, aber instinktiv wusste sie, dass das falsch gewesen wäre.
Unter den vielen Elfen, die sich am Rand der Lichtung eingefunden hatten, befanden sich auch welche, die besonders prachtvoll gekleidet waren. Wynn sah verschiedene Arten von Haarschmuck: hölzerne Ringe für Zöpfe, mit Blumen verzierte Reife, hier und dort einige im Sonnenschein funkelnde Edelsteine und Kristalle. Schmückende Objekte aus Metall schienen nur wenig verbreitet zu sein, aber bei einer Gruppe fielen Wynn Broschen aus Kupfer und Messing auf. Wohin sie auch sah, überall begegneten sie den Blicken von bernsteinfarbenen Augen in dreieckigen Gesichtern.
Auf der anderen Seite der Lichtung wartete eine Gruppe kleinerer Elfen, die im Gras saßen: die Äruin’nas. Sie trugen keine Hemden und zeigten komplex anmutende Körperbemalungen. Ihre Ältesten saßen im Schneidersitz, das Haar von getrocknetem Schlamm zu Spiralen und Bögen geformt. Wynn kniff die Augen zusammen und versuchte, die blauschwarzen Zeichen auf ihrer Haut zu erkennen. Etwas an den Symbolen erinnerte sie an die thaumaturgischen Siegel und Diagramme, die sie in der Gildenbibliothek von Malourné gesehen hatte.
Die Clan-Ältesten fielen durch ihr Alter auf. Jeder von ihnen befand sich in der Gesellschaft von Bediensteten, und viele waren mit einem großen Gefolge gekommen.
Dann bemerkte Wynn das Gelb und Rostbraun der Coilehkroktall, Sgäiles und Brot’ans Clan, doch bei ihnen saß kein Ältester.
Chap erschien an Wynns Seite; die Elfen betrachteten ihn mit mehr als nur einem verwunderten Blick. Sie ließ eine Hand auf seinen Rücken sinken und strich mit den Fingern durchs Fell.
Zwei Eichentische standen sich auf der Lichtung gegenüber. Brot’an wartete hinter dem nächsten, den Blick auf Schriftrollen und in Leder gebundene Papiere gerichtet. Er sah auf, als sie sich näherten, doch sein narbiges Gesicht blieb ausdruckslos.
Sgäile führte sie in die Mitte der Lichtung, und der letzte Rest
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