Dhampir
Nur Leanâlhâm stand reglos da, vor Angst erstarrt. Bevor Chap dem Mädchen ausweichen musste, zog Gleann es beiseite. Die übrigen Angehörigen seines Clans wichen hastig nach rechts und links.
Er lief durch die Lücke und in den offenen Wald.
Selbst seine Präsenz als Majay-hì half Magiere nicht mehr. Die Blicke jener, die ihn auf der Lichtung beobachtet hatten, waren voller Zweifel und Argwohn gewesen. In einem Majay-hì, der Menschen Gesellschaft leistete, sahen sie ein Rätsel, das sie nicht lösen konnten. Die meisten glaubten, dass mit ihm etwas nicht stimmte, dass er verändert war durch ein Leben, das ein normaler Majay-hì nicht wählen würde.
Sie ahnten nicht, wie nahe sie der Wahrheit kame n – wenn auch aus den falschen Gründen.
Wenn die Anmaglâhk und Clan-Ältesten einen Kampf wollten, um die Wahrheit herauszufinden, so würde er ihnen einen geben.
Chap lief durchs Unterholz und erreichte einen Graben, ausgewaschen von einem Bach. Dort sprang er auf einen glatten, halb übers Wasser ragenden Felsen und hörte hinter sich in der Ferne das Stimmengewirr von der Lichtung.
Das Geräusch trat in den Hintergrund, als er den Kopf hob und sein Heulen durch den Wald schickte.
Sgäile fühlte sich innerlich hin und her gerisse n – er wusste nicht mehr, was richtig und falsch war. Er kannte nur die Traditionen der Kaste und seines Volkes, und ihnen war er gewissenhaft und voller Hingabe gefolgt. Doch seit der Ankunft der Menschen kam es zwischen beiden Seiten zu Konflikten, und jetzt stand sogar ein Kampf zwischen zwei Kastenangehörigen bevor.
Brot’ân’duivé und Fréthfâre. Greismasg’äh und Ältester der Kaste gegen die vom Ältesten Vater gewählte Covârleasa. Zwei der ehrenwertesten Kastenmitglieder.
Schlimmstenfall s – wenn keiner von ihnen nachga b – würde einer sterben.
Brot’ân’duivé nahm das Recht in Anspruch, Magiere zu vertreten, und Sgäile blieb nichts anderes übrig, als ihm das zu erlauben. Es war eine richtige Entscheidung, wenn man den offenbar geschwächten Zustand der Angeklagten berücksichtigte. Sgäile wusste nicht, warum die heilende Anasgiah eine solche Reaktion bei Magiere bewirkt hatte.
Fréthfâres Ziel schien darin zu bestehen, Magiere zu einer Verwandlung vor der Versammlung zu zwingen; die Clan-Ältesten sollten es sehen. Sgäiles Gedanken drehten sich im Kreis, während Brot’ân’duivé auf Fréthfâre wartete.
Und dann lief Chap über die Lichtung und durch die Menge.
Dadurch war Sgäile so abgelenkt, dass Fréthfâres Angriff ihn überraschte. Jähe Anspannung erfasste ihn, als die Covârleasa Brot’ân’duivé entgegensprang.
Sgäile konnte nur darauf warten, dass einer von ihnen nachga b – oder starb.
Leesil stand sprachlos da, als Chap durch die Menge lief. Und dann griff Fréth Brot’an an.
Sie holte zu einem Schlag aus, doch ihre Hand traf das Ziel nicht. Brot’an duckte sich unter dem Hieb hinweg, drehte sich und streckte dabei das eine Bein. Fréthfâre sprang zurück, und bevor ihre Füße den Boden berührten, stand Brot’an wieder.
Leesil dachte daran, dass Brot’an unbedingt gewinnen musste. Andernfalls gab es für Magiere überhaupt keine Hoffnung mehr.
Brot’an näherte sich Fréth nicht, sondern blieb stehen und wartete, während sie um ihn herumschlich. Als sie erneut angriff, war sogar Leesil überrascht, denn alles geschah sehr schnell.
Mit dem einen Fuß rutschte Fréth über den Boden, und Brot’an wich einen langen Schritt nach links aus, drehte den Oberkörper und schlug mit der rechten Faust nach ihrem Gesicht.
In der Grätsche landete sie auf dem Boden, und Brot’ans Faust schwang über ihren Kopf hinweg. Fréth nutzte ihr Bewegungsmoment und schlug nach Brot’ans gebeugtem Knie. Sofort verlagerte er das Gewicht aufs andere Bein, aber das brachte ihn vor seine Gegnerin. Fréth stieß sich mit dem hinteren Bein ab, schoss nach oben und streckte die Hand nach Brot’ans Bauch aus.
Brot’an ließ sich nach hinten fallen, und gleichzeitig kam Fréth wieder ganz auf die Beine, schwang die ausgestreckte Hand herum und schlug nach der Kehle ihres Widersachers.
Leesil spürte, wie sich Magieres Finger um seinen Arm schlossen.
Sgäile trat zwei Schritte vor und blieb dann wieder stehen.
Brot’an drehte den Kopf zur Seite, und Fréths Finger bohrten sich ihm nicht in die Kehle, sondern in den Boden.
»Sie versucht, ihn zu töten«, brachte Magiere hervor.
Das hatte Leesil bereits erkannt. Fréth
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