Dhampir
verliert nicht den Anschluss.«
Das Selbst des Ältesten Vaters weilte in dem Raum zwischen Schlafen und Wachen. Er hatte Léshil und seine Gefährten in ihrer Unterkunft belauscht, doch das war recht anstrengend gewesen. Er zog sein Bewusstsein zurück, als das Gespräch zu Ende ging und Léshil das Nebenzimmer betrat, um zu baden. Über jeden von ihnen hatte er etwas erfahren: ihre persönlichen Eigenheiten, ihre Pläne und Täuschungen. Insbesondere Magiere gab ihm zu denken.
Eine sonderbare Unruhe erfüllte sie. Er musste sie genauer beobachten und ihr Wesen besser ergründen, wenn Léshil den erforderlichen Zweck erfüllen sollte. So viele Komplikationen ergaben sich durch die Menschen. Die Welt war von ihrem Chaos und ihrer Schwäche verseucht.
Der Älteste Vater war so müde, dass er Fréthfâres Schritte erst hörte, als sie seine private Kammer in der Herz-Wurzel erreichte. Sie verbeugte sich. Wie immer erfreute ihn ihre Präsenz.
Bis sie sich aufrichtete und er die Sorge in ihrem Gesicht sah.
»Es gibt Probleme mit den Menschen«, sagte Fréthfâre und setzte sich auf ein Kissen aus blaugrün gefärbtem Shéoth -Stoff. »Ich glaube nicht, dass Sgäilsheilleache sie unter Kontrolle hat.«
Ihre Kritik an einem anderen Anmaglâhk war beunruhigend. Der Älteste Vater schätzte alle Anmaglâhk, doch auf einige von ihnen war er besonders stolz, vor allem auf Fréthfâre. Und auch auf Sgäilsheilleache, der seinem Volk treu ergeben war und einen klaren Sinn für Gerechtigkeit hatte. Als der Älteste Vater den Knaben namens Sgäilsheilleache gesehen hatte, war ihm seine Bestimmung sofort klar geworden. Kaum dreizehn Jahre alt war er gewesen, und die Zeremonie der Namensgebung lag erst zwei Monde zurück, als er sich um Aufnahme in die Kaste beworben hatte. Die vor ihm liegende harte Ausbildung schreckte ihn nicht.
Die Entscheidung, Fréthfâre als Covârleasa zu nehmen, war reiflich überlegt, und der Älteste Vater schätzte ihren Rat. Doch er wartete noch immer auf eine Erklärung für ihre Kritik an Sgäilsheilleache.
»Einer von Léshils menschlichen Begleitern, die kleine Frau, ist verschwunden«, sagte sie. »Das gilt auch für den Majay-hì, mit dem sie gekommen sind. Man nimmt an, dass die Menschenfrau in den Wald gegangen is t – das hat Én’nish berichtet. Sgäilsheilleache hat einen Suchtrupp zusammengestellt und sich mit ihr auf den Weg gemacht. Allerdings gehören dieser Gruppe auch Léshil und die bleiche Frau an. Ich habe Én’nish mit zwei anderen zu ihnen geschickt.«
Der Älteste Vater konnte kaum sprechen. Er versuchte vergeblich, sich aufzusetzen; Erschöpfung lastete schwer auf ihm.
»Wie lange?«, fragte er.
»Kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Ich weiß es nicht genau.«
Er war zu müde für solche Dummheiten. Von all seinen Kindern hatten ausgerechnet Sgäilsheilleache und Fréthfâre dies getan. Der eine war nicht imstande, die Menschen unter Kontrolle zu halten, und die andere sorgte für diese neue Komplikation. Én’nish, die um den Verlust des Mannes trauerte, der ihr Partner hatte sein solle n … Gerade sie sollte nicht mit etwas beauftragt werden, das Léshil betraf.
Der Älteste Vater war besorgt gewesen, als Sgäilsheilleache Urhkarasiférin für die Aufgabe ausgesucht hatte, mit ihm zusammen Léshil zu begleiten. Én’nish war das Mündel jenes älteren Anmaglâhk gewesen, und das Gesetz der Kaste verlangte, dass ein Schüler dem Lehrer folgte. Nachdem Én’nish von Urhkarasiférin verstoßen worden war, hätte sie eigentlich nicht in Léshils Nähe kommen dürfe n – bis der Älteste Vater mit ihm fertig war.
»Vater?«, fragte Fréthfâre. Er hatte zu lange geschwiegen.
»Sprich nicht«, erwiderte der Älteste Vater. »Die Verschlagenheit der Menschen reicht über die Grenzen unserer Vorstellungskraft hinaus. Gib mir einige Momente für die Suche nach Anomalien im Faden des Lebens.«
Ihm blieb nur noch wenig Kraft, aber es ließ sich nicht vermeiden. Er schloss die Augen und schickte sein Bewusstsein durch die Wurzeln des Waldes in Büsche, Bäume und Blumen.
Zuerst nahm er nichts wahr, doch dann spürte er die Majay-hì. Ein Rudel lief hinter einem der Lauscher, einem jener silbernen Hirschwesen, die Wächter des Waldes waren. Empörung zitterte im Ältesten Vater.
Die kleine Menschenfrau ritt auf dem großen Geschöpf.
Das Rudel folgte dem Lauscher und lief zielstrebig durch den Wald. Das Selbst des Ältesten Vaters begleitete die Majay-hì, sprang
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