Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
Vom Netzwerk:
und gegossen aus einem fremdartigen Erz – das Symbol der Gerechtigkeit, das jeden zur Demut erahnte, der hier eintrat.
    Doch das war nichts verglichen zu dem, was sie in dem Raum hinter dem Tor erwartete. Der Saal war leer – oder zumindest hatte es den Anschein. Er war gebaut wie ein riesiges Amphitheater, mit einem Dreiviertelkreis aus Sitzbänken und einem offenen Ring in der Mitte. Gewaltige Rednerpulte aus Stein und Kristall befanden sich auf der anderen Seite des Ringes, den Rängen zugewandt, und eine Wand war vom Boden bis zur Decke bedeckt mit mächtigen, eleganten Inschriften. Jacob konnte nichts damit anfangen, doch wenn er sich an Tyraels Beschreibungen erinnerte, musste dies die Wand der Edikte sein – die Gesetze der Himmel selbst also, vor Jahrtausenden in den Stein geschnitten und seither für alle Engel gültig.
    Gewaltige Statuen beherrschten den Ring, männliche und weibliche Engel in Roben, über den Sitzen aufragend und die ausgestreckten Arme auf jene Stelle gerichtet, wo eine spiralförmige Säule sich zur Decke hinaufreckte – dort, wo normalerweise der Angeklagte stand. Figuren wanden sich um sie, Dämonen und Engel, die vor Qualen schrien – Verurteilte, für schuldig Befundene, deren Sünden ewiglich in ihre genau nachgebildeten Gesichter gebrannt waren, während sie zu den riesigen Statuen emporblickten, die Arme erhoben, um Gnade bettelnd.
    „Die Dunkelheit im Inneren“, wisperte Gynvir. Alle Farbe wich aus ihrem Antlitz, als sie die Säule anstarrte, und ihr Kiefer klappte herunter. Shanar, die neben ihr stand, war nicht weniger erschüttert; Tränen benetzten ihre Wangen, und ausnahmsweise schien es ihr die Sprache verschlagen zu haben. Jacob wusste, was die Barbarin meinte: Das Echo schrecklicher Taten und unverzeihlicher Sünden erfüllte diesen Ort, als wäre ein Teil jener, die den Ring der Richtbarkeit durchquert hatten, hier zurückgeblieben, ein Teil ihrer Seele, der nun zwischen den Wänden umhergeisterte. Die Stille drückte schwer auf ihren Schultern, und er fragte sich, wie viele Verhandlungen im Lauf der Jahrhunderte hier wohl stattgefunden hatten. Wie viele gefallene Engel hatten die Strafe für ihre Sünden empfangen und in Demut hingenommen? Und wie viele waren schreiend in die dunklen Kerker geschleift worden, die sich unter ihren Füßen auftun mochten?
    Für die Schuldigen gab es keine Gnade an diesem Ort, und sollte man die Horadrim erwischen, würden sie hier zu ihrer eigenen Folter verurteilt werden – sofern sie überhaupt so lange am Leben blieben.
    Jacob schauderte. Jeder Fehler, den er je begangen hatte, schien ihn plötzlich einzuholen, eine gewaltige Woge an Schuld, gekrönt von den blutigen Geschehnissen eben in den Gärten der Hoffnung. Er berührte die verborgene Hülle, wo die Waffe steckte, die Kommandant Nahr für ihn geschmiedet hatte – das Schwert des Sicarai. Vorhin, da die Zweige des Lichtbaums ihn berührt hatten, war er überzeugt gewesen, die Waffe verloren zu haben, doch sie war noch immer da. Er zog sie hervor, betrachtete ihre glühende Doppelklinge, fühlte das Gewicht in seinen Händen. Seine Nerven beruhigten sich ein wenig.
    Doch der Gedanke an seinen Zusammenbruch in den Gärten ließ ihn nicht los. Er war entschlossen gewesen, alles zu tun, was Tyrael von ihm erwartete, doch kaum, dass die Himmel ihn mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert hatten, war er hysterisch geworden wie ein Kind und hatte um Hilfe geschrien. Seinetwegen waren die Horadrim nun versprengt; ein paar von ihnen waren vielleicht schon tot, und die Chance, ihre Mission erfolgreich zu beenden, war geschrumpft ins Nichts.
    Vergebt mir , betete Jacob leise. Es entbehrte nicht einer Ironie, dass er nun hier stand, inmitten der Domäne der Gerechtigkeit, und sich einmal mehr als Betrüger enttarnt sah. Er hatte seinen Vater enttäuscht, seine Freunde – die ganze Welt. Seinetwegen drohte der Frau, die er liebte, der sichere Tod.
    Die Einfachheit des Gedankens überraschte ihn fast. Ja, ich liebe sie . Er hatte sie immer geliebt. Diese Tatsache war zwischenzeitlich nur in einem Meer aus Komplikationen und Leugnungen untergegangen. Doch der Kuss, den sie ihm bei den Becken der Weisheit gegeben hatte, brannte noch immer auf seiner Haut, der Geschmack ihrer Lippen verfolgte ihn, und dass sie vermutlich bald sterben würden, gab diesen Gefühlen nur noch mehr Gewicht.
    Er blickte sie an, sah ihr bezauberndes Gesicht, sah die Verletzlichkeit, die sie hinter

Weitere Kostenlose Bücher