Diabolus
etwas komplexeren Anwendung zu tun. Dieser Wurm löscht nur Dateien, die gewisse Parameter aufweisen.«
»Dann befällt er also nicht die ganze Datenbank?«, erkundigte sich Brinkerhoff hoffnungsfroh.
»Das ist doch gut, oder?«
»Nein, gar nicht!«, entgegnete Jabba.
»Es ist die größte Scheiße, die uns überhaupt passieren kann!«
»Bitte, mäßigen Sie sich!«, sagte Fontaine im Befehlston.
»Auf welche Parameter spricht dieser Wurm denn an? Militärische Geheimnisse? Verdeckte Operationen?« Jabba schüttelte den Kopf. Er sah Susan an, die immer noch abwesend wirkte, bevor er den Blick hob und Fontaine in die Augen schaute.
»Sir, wie Sie wissen, muss jeder, der von außen auf unsere Datenbank zugreifen will, zuerst eine Reihe von Sicherheitsfiltern passieren, bevor seine Anfrage zugelassen wird.« Fontaine nickte. Die Zugangshierarchie der Datenbank war brillant ausgetüftelt. Befugte Personen konnten sich zwar über das Internet einwählen, erhielten aber ausschließlich Zugang zu ihrem jeweiligen Informationssegment.
»Da wir nun mal am globalen Internet hängen«, erläuterte Jabba, »liegen Hacker, fremde Regierungen und die EFF Tag und Nacht wie die Haie vor unserer Datenbank auf der Lauer und versuchen einzubrechen.«
»Genau«, bestätigte Fontaine, »und die Filter unserer Firewall machen ihnen vierundzwanzig Stunden am Tag einen Strich durch die Rechnung. Worauf wollen Sie hinaus?« Jabba betrachtete den Ausdruck.
»Darauf, dass Tankado seinen Wurm nicht auf unsere Daten angesetzt hat . . .«, Jabba räusperte sich bedeutungsvoll, »sondern auf unsere Firewall.« Fontaine erbleichte. Er hatte sofort begriffen. Der Wurm zerstörte die Schutzmauer, durch die das Material in der NSA-Datenbank überhaupt erst zu Geheimmaterial wurde. Ohne den Schutz dieser Filter waren sämtliche Informationen der Datenbank für jedermann frei verfügbar.
»Wir müssen abschalten«, wiederholte Jabba.
»In ungefähr einer Stunde hat jeder Bengel mit einem Modem Zugriff auf das geheimste Datenmaterial der US-Regierung.« Fontaine stand eine Weile wortlos da. Jabba wartete ungeduldig auf Anweisungen, aber es kamen keine.
»Soschi! VR! Lass knacken!«, rief er seiner Assistentin zu. Soschi sauste davon. Jabba arbeitete häufig mit VR. Für Computerfreaks hieß VR in der Regel virtual reality, aber bei der NSA war es das Kürzel für Vis-Rep, visuelle Repräsentation. In einer Welt, in der das technische Verständnis von Politikern den gegebenen Schwierigkeitsgraden oft meilenweit hinterherhinkte, waren graphische Darstellungen vielfach das einzige Mittel, um ein Problem transparent zu machen. Eine ins Bodenlose abstürzende Kurve weckte zehnmal mehr Aufmerksamkeit als Berge von Aktenordnern. Jabba konnte sich darauf verlassen, dass das Kritische der Situation anhand einer VR umgehend sinnfällig werden würde.
»VR kommt!«, rief Soschi von einem Terminal in der Ecke herüber. Auf der Bildschirmwand leuchtete ein computergeneriertes Schaubild auf. Sämtliche Augen im Raum folgten Jabbas Blick auf den Großbildschirm. Susan, die dastand, als hätte sie mit dem wilden Getümmel ringsumher nichts zu tun, sah geistesabwesend hinauf. Das Schaubild sah aus wie eine Art Zielscheibe. In der Mitte befand sich ein roter Kreis mit der Inschrift DATEN, umgeben von fünf konzentrischen Ringen unterschiedlicher Dicke und Farbe. Der äußerste Ring war verwaschen, fast schon durchsichtig.
»Wir haben eine aus fünf Schalen aufgebaute Firewall«, erläuterte Jabba.
»Einen primären Bastion-Host, zwei Sätze Paketfilter für die FTP und X-Eleven-Übertragungsprotokolle, einen Tunnelblock und ein Identifikationsfenster für verschlüsselte E-Mails. Die äußerste Schale, die zurzeit in die Binsen geht, ist unser Bastion-Host. Er hat praktisch schon das Handtuch geworfen. Die nächsten Schutzschalen werden im Verlauf der nächsten Stunde eine nach der anderen in die Knie gehen. Anschließend können sich Hinz und Kunz in unserer Datenbank tummeln. Jedes Byte unserer NSA-Daten wird öffentlich verfügbar sein.« Fontaine studierte das VR-Diagramm. In seinen Augen glühte es.
»Und dieser Wurm wird unsere Datenbank der ganzen Welt zugänglich machen?«, winselte Brinkerhoff kläglich.
»Für Tankado ein Kinderspiel«, schnauzte Jabba.
»Gauntlet sollte unser Schutzschild sein, aber Strathmore hat uns gründlich die Tour vermasselt.«
»Das ist eine offene
Weitere Kostenlose Bücher