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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Dienst­vor­schrif­ten ent­sprach oder nicht.
    Der Hei­ter­keits­aus­bruch en­de­te in ei­nem lang­ge­zo­ge­nen Heul­ton, in den der Hund so­gleich mit ein­stimm­te. Ein Pfiff klang auf. Der Ra­chen ver­schwand über mei­nem Ge­sicht.
    Nach Luft schnap­pend, fuhr ich aus den Kis­sen. Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan war ein Ge­müt von Mensch. Sei­ne was­ser­blau­en Au­gen zeig­ten höchs­tes In­ter­es­se. Von sei­nem Ge­sicht war au­gen­blick­lich we­nig zu er­ken­nen, da ihm ir­gend­ein Me­di­zi­ner den Kopf ver­bun­den hat­te. Nur die­se Tat­sa­che hin­der­te mich dar­an, den Klei­nen wort­los, aber hand­greif­lich mei­ne Ver­än­de­rung spü­ren zu las­sen.
    Ich be­schloß ihn statt des­sen zu igno­rie­ren. Der selt­sams­te Agent der GWA konn­te näm­lich al­les ver­tra­gen, nur kei­ne Miß­ach­tung.
    Über Zor­nes­aus­brü­che an­de­rer Leu­te amü­sier­te er sich köst­lich. Sei­ne Strei­che wa­ren be­rühmt-be­rüch­tigt.
    Ich ver­such­te den Schwarz­wei­ßen zu lo­cken. Er schnapp­te je­doch blitz­ar­tig nach mei­ner Hand, die bis zum Ge­lenk in sei­nem Ra­chen ver­schwand. Ich be­gann zu schwit­zen. War das noch ein Hund?
    Ich be­trach­te­te den mons­trö­sen Schwanz des Tie­res, der voll­kom­men kahl und nur an der äu­ßers­ten Spit­ze bü­schel­ar­tig be­haart war. Mei­ne Hand wur­de noch im­mer fest­ge­hal­ten. Hil­fe­fle­hend sah ich zu Han­ni­bal hin­über, von des­sen rost­far­be­nen Haa­ren nichts mehr zu se­hen war. Ich ent­deck­te je­doch ei­ni­ge be­acht­li­che Brand­bla­sen.
    Nach­dem er sich von sei­ner »Hei­ter­keit« er­holt hat­te, rief er:
    »Laß ab, Ko­li­bri!«
    Der Hund wölb­te die zer­fran­s­ten Schlappoh­ren nach oben und ließ mit ei­nem lei­sen Knur­ren mei­ne Hand los. Dann spa­zier­te er auf das zwei­te Pneu­mo­bett im Raum zu.
    Der Klei­ne be­ob­ach­te­te mich ge­nuß­voll. Schmer­zen schi­en er kei­ne zu ha­ben, was bei der Kunst un­se­rer Ärz­te auch ver­wun­der­lich ge­we­sen wä­re.
    Der Hund kau­er­te nun fried­lich auf dem Bo­den. Zwi­schen sei­nen Pfo­ten lag ei­ne Zei­tung.
    »Er hält gleich einen Vor­trag über die jün­ge­re Stein­zeit«, er­klär­te Han­ni­bal be­schei­den. »Das ist eben mein Hund, klar!«
    Ich be­müh­te mich um einen gleich­gül­ti­gen Ge­sichts­aus­druck. Nur kei­nen Un­mut zei­gen! Das wä­re für Han­ni­bal ein ge­fun­de­ner Lecker­bis­sen ge­we­sen.
    Ich dreh­te mich lang­sam um.
    »Wie heißt der Sü­ße?« frag­te ich. »Ko­li­bri? Wie zart­füh­lend von dir. Ich hät­te ihn ›Am­boß‹ ge­nannt. Es geht nichts über den gu­ten Ge­schmack, eh?«
    Han­ni­bals Be­glei­ter fühl­te sich an­schei­nend an­ge­spro­chen. Er knurr­te.
    »Wo­her kommt er?« woll­te ich wis­sen.
    Han­ni­bal zupf­te nach­denk­lich an dem Frag­ment sei­nes Nacht­hem­des. Ko­li­bri hat­te den at­mungs­ak­ti­ven Kunst­stoff an­schei­nend mit ei­nem Kno­chen ver­wech­selt.
    Jetzt be­merk­te ich auch, daß die lin­ke Hand des Klei­nen einen durch­sich­ti­gen Ver­bands­film trug. Die un­ter der Fo­lie er­kenn­ba­re Haut war neu. Das sah nach ei­ner bio­lo­gi­schen Ge­we­be­re­pa­ra­tur aus.
    »Hal­lo!« mein­te der Zwerg so sach­lich, als hät­te er mich eben erst be­merkt. »Aus­ge­schla­fen, Großer? Oder muß man jetzt ›Sir‹ sa­gen? Sie ha­ben dich wie­der ein­mal be­för­dert, wie?«
    Der Ge­sichts­ver­band zog sich in die Brei­te. Als ich es ris­kier­te, mei­ne Fü­ße vor­sich­tig ins Freie zu brin­gen, er­weck­te ich er­neut die Auf­merk­sam­keit des Schwarz­wei­ßen. Ich fürch­te­te für mei­ne Ze­hen.
    »Ruf dein bel­len­des Is­land­po­ny zu­rück, Zwerg!« knirsch­te ich. »Ich ga­ran­tie­re sonst für nichts, bei al­ler Tier­lie­be. Au­ßer­dem wä­re man für ei­ni­ge Aus­künf­te dank­bar.«
    »Wich­ti­ge Per­sön­lich­kei­ten soll­te man nie­mals be­lei­di­gen«, sag­te er mit ei­nem Sei­ten­blick auf Ko­li­bri.
    Ich horch­te auf. Han­ni­bal moch­te ein ab­strak­ter Spaß­vo­gel mit äu­ßerst ex­tre­men Cha­rak­terei­gen­schaf­ten sein; ein Narr war er je­doch nicht. Da­zu kam noch die rät­sel­haf­te An­we­sen­heit ei­nes Hun­des im

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