Diagnose negativ
das beklemmende Gefühl, als würde der Hexentanz jetzt erst richtig beginnen.
4.
Nachdem man General Reling, den Chef der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr, im vergangenen Jahr – es war im Herbst 2005 gewesen – zusätzlich zum Generalsekretär der »Internationalen Abwehr-Koalition«, der IAK, ernannt hatte, waren seine bis dahin schon weitreichenden Vollmachten noch ausgedehnt worden.
Für das Unternehmen in der antarktischen Tiefsee hatte ich einschließlich der erforderlichen Reparaturen am U-Boot nicht einmal vierundzwanzig Stunden benötigt. Der Rückflug hatte nur eine knappe Stunde gedauert, Start und Landung eingerechnet. Demnach war der aktive Einsatz innerhalb eines Tages erledigt worden.
Anschließend hatte man mich zur Berichterstattung befohlen. Ich war mit gesteigerten Erwartungen im Konferenzsaal erschienen, wo die Geheimdienstvertreter der ganzen Welt und der Alte mit größter Aufmerksamkeit zugehört hatten. Über hochwertige Mikrophone waren meine sorgfältig abgewogenen Erklärungen sofort in die Vollpositronik des größten Robotgehirns der irdischen Technik eingegangen.
Danach hatte man mich entlassen. »Abgestellt auf Zeit!« hieß die Begründung. Nichts, kein Sterbenswörtchen war mit mitgeteilt worden, im Gegenteil!
Man hatte mich in einen vierundzwanzigstündigen Tiefschlaf gelegt, der nach den Aussagen unserer Ärzte für meine Gesundheit vorteilhaft sein sollte.
Als ich in einem blütenweißen Pneumobett unserer GWA-Klinik erwachte, waren fast auf die Sekunde genau vierundzwanzig Stunden vergangen. Ich stieß einen Entsetzensschrei aus. Was mich dazu bewogen hatte, erfuhr ich aber erst später.
Ich versuchte meine Schläfrigkeit spontan abzuschütteln und registrierte zuerst ein Schnaufen, das gleich darauf von Heul- und Grunzlauten abgelöst wurde. Etwas Nasses fuhr schnell in meinem Gesicht herum. Jemand schien sich zu bemühen, meine Gesichtsnerven auf Reflexe zu untersuchen.
Ich zuckte! Und wie! Das Nasse sauste noch schneller um meine Nasenspitze herum. Dann waren meine Ohren an der Reihe.
Kurz darauf vernahm ich wieder das Hecheln. Ein warmer Wind fuhr durch meine geöffneten Lippen. Das war nun doch zuviel!
Ich war jetzt hellwach. Mein erster Blick fiel auf eine pechschwarze Schnauze mit vier großen Reißzähnen, zwischen denen eine feuchte Zunge von solchen Ausmaßen hing, daß mich ein Schüttelfrost überfiel.
Meine instinktive Abwehrbewegung beendete die freundschaftliche Begrüßung und veranlaßte meinen Besucher zu einem gefährlichen Knurren. Ich war wie gelähmt und starrte nur auf die Schnauze und die bernsteinfarbenen Augen. Als ich mich nicht mehr regte, begann die »Waschzeremonie« von vorn.
»Braaav, ganz braaav!« stöhnte ich. »Braves Hundchen, ganz braaav!«
Was soll man sonst sagen, wenn einem ein zentnerschweres, schwarzweiß geflecktes Riesentier mit geöffneten Rachen quer über dem Körper liegt!
Ich setzte meine Beruhigungstherapie fort. Die Kreuzung zwischen einem Fleischerhund und einem Elefanten nahm im Überschwang zärtlicher Gefühle mein Gesicht zwischen die Zähne. Zwei Pranken ruhten auf meinen Schultern.
»Braav!« wiederholte ich, als der Gigant an meiner Nase herumzuknabbern begann.
Dicht neben mir lachte jemand in nahezu phänomenaler Lautstärke. Die Stimme kam mir sehr bekannt vor. Solche Geräusche konnten nur in einer ganz bestimmten menschlichen Kehle entstehen.
Plötzlich wurde mir klar, wie das liebestrunkene »Schoßhündchen« in die Räume der GWA hineingekommen war. Das brachte nur einer fertig, egal, ob es den
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