Diagnose negativ
ging der Rummel los.«
Er schwieg und streichelte den Hund. Wenn er flach auf dem Boden lag, reichte sein Kopf bis zum Bettrand.
»Zwei Tage zuvor hatten wir die Irre entdeckt. Ich führte das Einsatzkommando.«
Diesmal fuhr ich wie elektrisiert auf.
»Wenn du jetzt nicht in klarer Reihenfolge berichtest, liegst du noch zwei Wochen in der Klinik«, drohte ich. »Was war los? Ich will es genau wissen!«
»Du solltest die Schwachen und Kranken beschützen«, murmelte er. »Die Wahnsinnige haben wir gefunden. Ich hatte den Telepathen Manzo bei mir. Die Spuren der verschwundenen Wissenschaftler führten bekanntlich in den entlegensten Teil von Zonta. Dort setzte ich an, da ich bis zu deiner Ankunft etwas tun wollte. Manzo schaltete das Gedanken-Impulsschloß einer großartig getarnten Felstür. Als sie sich öffnete, fanden wir die Irre und den Hund. Kolibri griff nicht an.«
»Woher hast du den närrischen Namen?«
»Sie nannte ihn so, er hört darauf«, entgegnete er erstaunlich ernst. »Ich schickte die Männer zurück, da die Irre durch die vielen Leute unruhig wurde. Der Hund war irgendwie verzweifelt. Er sprang mich an, winselte und schob mich gewaltsam durch den Gang nach hinten. Es ging aber nur einige hundert Meter weiter. Dann stand ich vor dem erwähnten Schott aus MA-Metall, das wir einige Stunden später mit dem Fräser aus der Wand schneiden wollten. Der Hund gebärdete sich halb verrückt. Er schloß sich mir mehr und mehr an. Die Frau habe ich sofort in die Klinik bringen lassen. Dort wurde sie von Beauftragten des Alten abgeholt. Wo sie jetzt ist, weiß ich ebenso wenig wie du. Ich habe auch keine Ahnung, um wen es sich handelte. Sie hatte weder Papiere bei sich, noch konnte sie vernünftige Ausdrücke geben. Irgendwie scheint sie aber eine wichtige Person zu sein. Das ist reine Ermittlungsarbeit, für die das HQ zuständig ist. Wir kommen wieder an die Reihe, wenn die ausgewerteten Unterlagen vorliegen. Also habe ich mich um die Frau nicht weiter gekümmert. Der Hund blieb bei mir. Er rannte immer wieder gegen das Schott an. Er schien genau zu wissen, was dahinter zu finden ist.«
»Wem gehörte er? Der Irren?«
»Keine Ahnung. Ich bin kein Tierpsychologe, aber mir scheint, als hätte er bei ihr nur eine gewisse Beschützerrolle gespielt. Der einzig klare Wortfetzen, den wir von ihr erhalten konnten, bezog sich auf den Hund. Von da an wurde er mir ungeheuer wichtig, verstehst du! Deshalb durfte ich ihn auch ins HQ mitnehmen.«
Die Verhältnisse schienen sich langsam zu klären.
»Was sagte sie aus?«
»Nicht viel. Zumeist war es wirres Gestammel. Ihr Kopf schien an einigen Stellen verbrannt zu sein. Der Chef hat die besten Psychiater der Welt auf sie angesetzt. Sie ist hier im HQ. Mir erklärte sie nur, Kolibri wüßte den Weg zur Hölle.«
»Wörtlich ›Hölle‹?«
»Wörtlich!« bestätigte er. »Reichlich unklar, was? Unter Hölle kann man sich viel vorstellen. Auf alle Fälle spielte der Hund verrückt. Ehe der Zauber losging, begann er zu toben. Er muß es vorher gespürt haben. Als wir den Felsfräser ansetzten, begann es weit hinten zu donnern. Da waren wir ungefähr dreitausend Meter unter der Mondoberfläche. Diese Marsstadt ist viel größer und ausgedehnter, als wir jemals angenommen haben. Da gibt es zahllose Geheimnisse, die wir noch nicht einmal gesehen, geschweige denn begriffen haben. Es hörte sich an, als wären unheimliche Maschinen angelaufen. Es war ein Pochen und Rumoren, das immer lauter und kräftiger wurde. Der Mond schien zu bersten. Was ist …?«
Er sah mich so seltsam an, daß ich meine plötzlich verkrampfte Haltung wieder entspannte.
»Rumoren und Pochen? Maschinen?« flüsterte ich langsam. »Das kommt mir bekannt
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