Diagnose negativ
blieb nicht aus. Randolph mußte ein ungeheures Wissen erworben haben. Wahrscheinlich hatte er lange an seinem Plan gearbeitet, die noch völlig intakten Festungen des Mars für seine Zwecke zu verwenden.
Nun hatten wir das für uns schlechte Ergebnis vorliegen. Menschliches Versagen und menschlicher Ehrgeiz brachten eine ungeheure Gefahr.
Das »Gedächtnis« schloß mit der Feststellung, daß es Randolph wahrscheinlich verstanden hätte, die eingelagerten und während des Raumkrieges unzerstört gebliebenen Ausrüstungen des Mars neu zu aktivieren. Das konnte er nur dann geschafft haben, wenn er mit den entsprechenden Schaltungen umzugehen wußte.
Woher aber Kolibri gekommen war und welche Rolle er bei den Ereignissen spielte, blieb nach wie vor schleierhaft. Wir hatten exakt ermitteln können, daß ein Tier von solchen Ausmaßen niemals zum Mond befördert worden war.
Trotz der Endberechnungen des Robots gab es noch zahlreiche Unklarheiten, wahrscheinlich sogar Fehlerquellen. Ich hielt es für ausgeschlossen, daß ein Mann, dessen Intelligenzquotient lediglich um etwa vierzig Prozent gesteigert worden war, über Nacht fähig sein sollte, die technischen Geheimnisse des Roten Planeten zu erfassen.
Alles in allem wußten wir viel und doch nichts. Die Mutmaßung, Randolph wäre mit dem Materie-Transmitter zum Südpol gekommen, basierte lediglich auf Fabulins Leiche und etlichen dürftigen Aussagen einer Geisteskranken.
Damit konnten wir uns nicht zufrieden geben. Naturgemäß war das »Gedächtnis« auf klare Grunddaten angewiesen. Stimmten die nicht, mußten sämtliche Rechenergebnisse ebenfalls falsch sein.
Ich hatte aber das Gefühl, als wäre Randolphs Person maßlos überschätzt worden. Schließlich hatten wir die technischen Einrichtungen von Zonta eingehend studiert. Was es dort an unwirklich anmutenden Dingen gab, war nicht einmal von einem Robotgehirn zu erfassen. Die Wissenschaftler der Erde rätselten an Funden herum, welche nachweislich zu den einfachsten Konstruktionen des Mars gehört hatten.
Randolph konnte nicht der unbekannte Faktor sein! Ich hielt es für ausgeschlossen. Dazu kamen noch die Ereignisse am Südpol, auf dem Mond und sogar im Inneren des Mars. Irgendwie hing das zusammen. Ich kam zu der Ansicht, daß Randolph nur eine Nebenfigur war. Inwiefern das stimmte, konnte erst der Einsatz klarlegen, vorausgesetzt, es würde überhaupt dazu kommen.
Als die metallische Stimme endlich verstummte, war ich immer noch in meine Überlegungen verstrickt. Der Begriff »Diagnose negativ« hämmerte auf mich ein. »Gefahr, Wahnsinn« signalisierte mein Unterbewußtsein.
Ich wurde erst durch die plötzliche Stille munter. Hannibal saß reglos neben mir. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt.
Sie sahen uns an; ausnahmslos sahen sie uns an! Nun wußte ich auch, woher das Mitleid in den Blicken gekommen war. Man betrachtete uns als Todeskandidaten, das war es.
Die Bildschirme waren erloschen. General Reling löste sich langsam aus dem Kontaktgestänge des Identifizierungs-Detektors.
»Was sagen Sie dazu?« vernahm ich die Stimme des Alten.
»Versuchen Sie es erst einmal mit einer überschweren Fusionsbombe«, sagte ich rauh. »Vielleicht löst sich der Spuk von selbst auf.«
Er blickte auf die Uhr.
»Der Höhenbomber startet in einer Stunde. Wir verwenden eine robotgesteuerte Kampfrakete, die zweihundert Kilometer vor dem Ziel ausgelöst und auf das Ziel geschossen wird. Es handelt sich um die stärkste C-Bombe, die wir in den Arsenalen haben. Etwa hundert Megatonnen TNT. Die Bombe wird haargenau und nur wenige Meter
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