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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Er­wär­mung der ei­gent­li­chen Schiffs­zel­le war nichts zu spü­ren. Die Gas­mo­le­kü­le wur­den vom Prall­schirm io­ni­siert und dann – elek­trisch leit­fä­hig ge­wor­den – mit un­vor­stell­ba­rer Wucht aus dem Weg ge­sto­ßen.
    Das Heu­len der at­mo­sphä­ri­schen Ga­se dau­er­te et­wa zwei Se­kun­den. In die­sem Zeit­raum hat­ten wir die Luft­hül­le der Er­de durch­sto­ßen, was ei­ner An­fangs­be­schleu­ni­gung von hun­dert Ki­lo­me­ter pro Se­kun­de gleich­kam. Je­der an­de­re Kör­per wä­re im ent­ste­hen­den Luftrei­bungs­wi­der­stand ver­brannt. Wir hat­ten nicht ein­mal Schweiß­trop­fen auf der Stirn.
    Ehe ich recht zur Be­sin­nung kam, war die Er­de in vol­ler Ku­gel­ge­stalt er­kenn­bar. Das Dröh­nen hielt an, aber die glü­hen­den Ga­se wa­ren längst ver­schwun­den.
    Je mehr un­se­re Hei­mat­welt zu­rück­fiel, um so grö­ßer wur­de der Mond. Hier wa­ren kei­ne kom­pli­zier­ten Be­rech­nun­gen er­for­der­lich ge­we­sen, kein »Vor­hal­te­win­kel«, mit dem man die Ei­gen­ge­schwin­dig­keit des Tra­ban­ten be­rück­sich­ti­gen muß­te, da­mit er zur Zeit der An­kunft auch an dem Ort stand, den man vor dem Start an­vi­siert hat­te.
    Wir wa­ren ein­fach los­ge­flo­gen! Der Mond dach­te auch nicht dar­an, uns ir­gend­wel­che Strei­che zu spie­len. So schnell, wie wir her­an­ras­ten, konn­te sich der Him­mels­kör­per über­haupt nicht auf sei­ner Um­lauf­bahn be­we­gen.
    Ich hör­te mich brül­len, als man die Kra­ter der Vor­der­sei­te schon mit bloßem Au­ge ein­wand­frei er­ken­nen konn­te. Un­ser »Brems­ma­nö­ver« war ei­ne Ver­ge­wal­ti­gung des Geis­tes und al­ler nur denk­ba­ren Emp­fin­dun­gen. Coat­la hat­te es zu gut ge­meint. Wahr­schein­lich aber hat­te er uns wie­der ei­ne Lek­ti­on er­tei­len wol­len.
    Er dach­te auch nicht dar­an, die Fall­ge­schwin­dig­keit durch Bahnel­lip­sen ab­zu­dros­seln, um dann zur Lan­dung an­zu­set­zen. Stur ras­te er in die Gra­vi­sphä­re des Mon­des hin­ein, brems­te mit Wer­ten von fast 500 km/sec bei volls­ter, ge­gen­ge­rich­te­ter Schub­wir­kung, um an­schlie­ßend den Kreu­zer zum ab­so­lu­ten Still­stand zu brin­gen.
    »Sie müs­sen wahn­sin­nig ge­wor­den sein«, sag­te ich rauh.
    »Wie­so? Ging es Ih­nen nicht schnell ge­nug? Ich hät­te noch hö­her be­schleu­ni­gen kön­nen. Wir ha­ben et­wa fünf­zehn Mi­nu­ten be­nö­tigt. Ihr vor­läu­fi­ges Ziel liegt un­ter Ih­nen.«
    Ich dreh­te mich um. Mei­ne Bei­ne zit­ter­ten. Aus der Bord­sprech­an­la­ge tön­ten die Ver­wün­schun­gen un­se­rer Tech­ni­ker. Sie wa­ren nicht da­zu ge­kom­men, ih­re mü­he­voll in­stal­lier­ten und ei­ni­ger­ma­ßen gleich­ge­schal­te­ten Meß­in­stru­men­te ab­zu­le­sen. Es war al­les zu schnell ge­gan­gen.
    Ich kon­zen­trier­te mich auf die Fern­bil­der der Tas­ter­an­la­ge. Über der vor­de­ren Halb­ku­gel war der Tag an­ge­bro­chen. Die Son­ne stand dicht über dem Ho­ri­zont. Von der Er­de war im Au­gen­blick kaum et­was zu se­hen. Ih­re blas­se Si­chel wur­de vom grel­len Son­nen­licht auf­ge­zehrt.
    Die Sta­ti­ons­ge­bäu­de von Lu­na-Port wa­ren klar zu er­ken­nen. Ich er­blick­te die trans­pa­ren­ten Druck­kup­peln, un­ter de­nen wir die Ober­flä­chen­an­la­gen er­baut hat­ten. Hier war das Zen­trum der Ver­wal­tung ge­we­sen, bis wir vor et­wa zwei Jah­ren auf die Mar­s­stadt Zon­ta stie­ßen.
    Zon­ta lag auf der Rück­sei­te des Mon­des, dicht am Fu­ße der Sho­ni­an-Ber­ge. Da­mit war sie für uns un­sicht­bar, weit hin­ter der Run­dung der Mond­ober­flä­che ver­schwun­den.
    Un­ter uns herrsch­te das be­gin­nen­de Cha­os. Es war viel schlim­mer, als man es nach den Be­rich­ten hät­te ver­mu­ten kön­nen. Mit dem Flie­gen, das auf dem luft­lee­ren Him­mels­kör­per schon im­mer pro­ble­ma­tisch ge­we­sen war, schi­en es nicht mehr recht zu klap­pen.
    Ich be­merk­te über zwan­zig Trans­por­tra­ke­ten, die mit har­ten Bruch­lan­dun­gen auf den Bo­den ge­kom­men wa­ren. Un­ter den Druck­kup­peln wim­mel­te es von Trup­pen­ein­hei­ten der In­ter­na­tio­na­len Mon­dar­mee. Über­all wa­ren

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