Diamanten fuer die Braut
interessiert.
Während sie in Richtung Uptown fuhren, erzählte Joel ihr von seiner Liebe zu New York, von den einfachen Dingen, die sein Leben in der Stadt ausmachten: von den schluchtartigen Straßen zwischen den Wolkenkratzern von Manhattan, den Parks und Plätzen, den Theatern, Restaurants und Cafés, den kleinen Delikatessengeschäften und den Bücherläden. In allen Details beschrieb er einen altmodischen kleinen Laden in Little Italy, in dem es nach Käse und köstlicher Wurst duftete, nach Wein und Antipasti, Kräutern und Gewürzen. Dann sprach er von einem Restaurant in Chinatown, wo man dampfende Dim sum und Jasmintee bekam …
Aus Joels Erzählung klangen so viel Wärme und Lebensfreude, dass Bethany wie gebannt zuhörte. Seine Worte gabenihr Einblick in seine Persönlichkeit und machten deutlich, dass Joel ganz und gar nicht materialistisch eingestellt war. Er hätte auch als armer Mensch verstanden, das Leben zu genießen.
„Wir sind da“, sagte Joel und riss sie aus ihren Gedanken. Einen Moment später hielt der Wagen am Straßenrand.
Von außen wirkte das Trocadero sehr edel, aber zugleich schlicht und dezent: An der riesigen Glasfront stand lediglich der Name in Goldschrift. Sobald sie das luxuriöse Foyer betreten hatten, das ganz in Weiß und Schwarz gestaltet war, wurden sie von einem Mann in eleganter Abendgarderobe begrüßt.
„Guten Abend, Mr. McAlister, Guten Abend, Madam.“
Man nahm ihnen die Mäntel ab und führte sie zu einem weiteren Foyer, von dem aus man durch einen hohen, gewölbten Durchgang in ein ebenfalls in Schwarz und Weiß gehaltenes Restaurant gelangte. In dessen Mitte befand sich eine Tanzfläche. Der Oberkellner wollte sie gerade zu ihrem Tisch führen, als eine weibliche Stimme rief: „Joel, Darling! So ein Glück!“
Bethany wurde das Herz schwer, als sie Tara erblickte, die in ihrer smaragdgrünen Robe und der dazu passenden Stola einfach atemberaubend aussah. Neben ihr standen ein fast weiblich wirkender junger Mann mit schmalem Gesicht und ein sehr gut gekleidetes älteres Paar.
Besitzergreifend hakte Tara sich bei Joel unter und lächelte zu ihm auf. „Du wirst dich doch zu uns setzen, nicht wahr? Er muss, habe ich nicht recht, Daddy?“, wandte sie sich an den älteren Mann.
„Es würde mich sehr freuen“, erwiderte dieser höflich.
„Vielen Dank“, begann Joel, „aber wie du siehst, Tara, bin ich mit …“
Tara fiel ihm ins Wort. „Deine kleine Freundin kann ja mitkommen“, sagte sie herablassend.
Joel ignorierte sie und wandte sich an den älteren Mann,dem die Situation sichtlich unangenehm war. „Es ist sehr nett von Ihnen, uns einzuladen, Sir. Aber wir hatten ein romantisches Tête-à-Tête geplant.“
Er drehte sich zu Bethany um. „Darf ich vorstellen? Sir William Lampton. Sir William, dies ist meine Verlobte Bethany Seaton.“
Obwohl Bethany sicher war, dass Joel sich nur an Tara rächen wollte, war sie völlig durcheinander und konnte nur mit Mühe sprechen.
„Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Miss Seaton“, erwiderte Sir William und nahm ihre Hand. Galant fügte er hinzu: „Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Sie sehen wirklich entzückend aus. Darf ich Ihnen meine Frau Eleanor vorstellen? Und dies ist Taras Freund Carl Spencer …“
Als das Austauschen von Höflichkeiten beendet war, sagte Joel, ohne Tara eines Blickes zu würdigen: „Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden … Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend.“
Er legte Bethany die Hand auf die Taille, und sie folgten dem Oberkellner, der diskret in höflichem Abstand gewartet hatte, ins Restaurant, wo ein kleines Orchester auf einem Podium leise Musik spielte.
An den meisten der in großzügigem Abstand aufgestellten Tische saßen bereits Gäste, deren Garderobe von dezent teurem Schick bis protziger Zurschaustellung variierte. Der Duft teuren Parfüms lag in der Luft, Edelsteine funkelten und Champagnerkorken knallten, während die Ober behände und diskret zwischen den Tischen umhereilten, wo Gelächter und Unterhaltungen zu hören waren.
Zusammen mit zweien seiner Helfer führte der Oberkellner sie zu einem Tisch neben der Tanzfläche, auf dem bereits eine Flasche Jahrgangs-Champagner im Eiskübel stand. Kaum hatten sie sich gesetzt, wurden ihnen auch schon in weißes Leder gebundene Speisekarten mit Goldquasten gereicht. Sie vertieften sich darin, während der Weinkellner mit geübtemGriff den Champagner entkorkte und
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