Diamanten und heiße Küsse
er benutzt, solange es ihm gefiel, und dann wieder fallen gelassen. Wie ein Kind das Spielzeug, dessen es überdrüssig geworden war.
Nein, ich bin nicht so wie mein Vater. Auf keinen Fall!
„Wie ist es dir ergangen, Jake? Bist du glücklich?“
Bei Sonyas sanfter Stimme, der warmen Herzlichkeit, die sie ausstrahlte, war Jake versucht gewesen, sich alles von der Seele zu reden, was ihn bedrückte. Aber er nahm sich zusammen und setzte ein künstliches Lächeln auf. „April hat mich geliebt. Das ist mehr, als viele andere Kinder von ihren Eltern sagen können.“
Das war nicht gelogen. Dass er sie dennoch als Teenager für jeden Misserfolg und jede Enttäuschung verantwortlich gemacht hatte, hatte er sich später oft vorgeworfen. Erst als er zu Geld gekommen war, hatte er einiges wiedergutmachen können.
„Und wie ist es mit einer eigenen Familie?“, hatte Sonya dann gefragt. „Mit einer Frau und Kindern?“
Wieder einmal überfiel ihn diese Sehnsucht nach der Nähe zu einer Frau. Um ihn herum schien es nur Paare zu geben, Menschen, die jemanden gefunden hatten, der zu ihnen gehörte. Er dagegen hatte seine Befriedigung aus materiellen Dingen ziehen wollen und musste nun erkennen, dass das ein Trugschluss war. Liebe und Glück konnte man nicht kaufen.
Wenn er die Blicke bemerkte, die Ric und Kimberley sich zuwarfen, dann spürte er die eigene Leere besonders stark. Die beiden bildeten eine Einheit, waren Partner, vertrauten einander.
Immer wieder dachte er in diesem Zusammenhang an Holly, an die einzige Frau, die ihm seit vielen Jahren so richtig unter die Haut gegangen war. Ihr war es egal, dass er Millionen verdiente und im Luxus lebte. Außerdem war sie schlagfertig und intelligent und hatte ihn schon einige Male aus der Fassung gebracht.
Mit nackten Füßen tappte er in die Küche, goss sich einen Becher Kaffee ein und stürzte ihn herunter.
Das Verlangen, das er seit einiger Zeit spürte, hatte nichts mit dem vertrauten Ehrgeiz zu tun, wieder die nächste Million zu machen, um der Gesellschaft zu zeigen, wozu er fähig war. Dieses Verlangen war ganz eindeutig erotischer Natur. Immer wieder schossen ihm sexuelle Fantasien durch den Kopf und überraschten ihn in den unpassendsten Situationen. Mit dem Verstand schien er nichts dagegen tun zu können. Auch jetzt nicht. Sosehr er sich auch bemühte, an den Geschäftsabschluss zu denken, den er vor zwei Stunden getätigt hatte, er sah nur zwei große blaue Augen vor sich und einen verführerischen Mund mit einem aufreizenden kleinen Leberfleck über der Oberlippe. Und die Küsse … Wie es wohl wäre, wenn diese vollen roten Lippen ihn überall berührten, über seine Brust strichen, den Bauch und tiefer, bis sie ihn schließlich umschlossen …
So oft hatte er sich in den letzten Tagen von dieser Fantasie losreißen müssen. Doch jetzt ließ er die erotischen Bilder zu und genoss sie. Sein Körper reagierte sofort, und Jake hatte das Gefühl, Holly berühren zu können, sie zu schmecken.
Wie gut sie duftete!
Und mit absoluter Klarheit begriff er und gestand sich ein, was er lange unterdrückt hatte. Er begehrte Holly und wollte mit ihr schlafen.
Was also hielt ihn noch zurück?
„Geh weg!“ Ihre schlaftrunkene Stimme hatte ihm gerade noch gefehlt!
War Jake auf der Fahrt zu ihrem Apartment noch einigermaßen gefasst gewesen, so überfiel ihn das sexuelle Verlangen jetzt mit voller Macht. „Ich bin’s. Jake.“
„Ich weiß. Aber weißt du, wie spät es ist?“
Er blickte auf die Uhr. „Zehn Minuten nach elf.“
„Ziemlich spät, findest du nicht?“
Aber er nahm kaum wahr, was sie sagte. Zu sehr war er mit dem Bild beschäftigt, das sich ihm bei ihrer dunklen und rauen Stimme aufdrängte. Holly in einem roten Seidennachthemd, dessen einer Träger ihr über die nackte Schulter gerutscht war, als sie hastig aus dem Bett sprang. Ihre Brustspitzen zeichneten sich deutlich ab, ihre Wangen waren gerötet …
„Jake …“ Das klang sehr ungeduldig.
„Ich muss etwas mit dir besprechen.“
„Kann das nicht bis Montag warten?“
„Nein. Ich muss dich etwas fragen.“
So? Jake Vance muss mich etwas fragen und kann nicht bis Montag warten? Der große Jake Vance braucht meinen Rat?
„Holly, mach doch auf.“
„Okay.“ Sie drückte auf den Summer und zog sich dann schnell einen Bademantel über, bevor sie die Tür öffnete.
Da stand er schon in seinem Dreiteiler vor ihr. Allerdings hatte er die Krawatte gelockert.
„Hast du noch
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