Diamanten und heiße Küsse
war der Tag des Balls gekommen. Als Holly vom Friseur zurückkehrte, war Jake gerade am Telefon, sodass er nur einen kurzen Blick auf sie werfen konnte, während sie die Treppe hinauflief. Doch sowie er das Gespräch beendet hatte, kam er mit langen Schritten hinterher. Die Schlafzimmertür war fest verschlossen, und auf sein Klopfen rief Holly nur von innen: „Bleib draußen!“
„Okay“, sagte er widerstrebend. „Ich bin in der Küche.“
Während er aus dem Fenster auf ein riesiges Kreuzfahrtschiff blickte, das im Hafen ankerte, spürte er plötzlich Holly hinter sich. Schnell drehte er sich um – und es verschlug ihm die Sprache.
Wie eine ägyptische Göttin sah sie aus in ihrem langen weißen Abendkleid, das sehr figurbetont war und nur von dünnen Trägern gehalten wurde. Das Haar war locker hochgesteckt. Kleine Löckchen ringelten sich in ihrem schmalen Nacken.
Bei seinen sehr eindeutigen Blicken überlief es sie heiß. „Gefalle ich dir?“, fragte sie schüchtern.
„Gefallen ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts“, erwiderte er, und seine Stimme klang rau.
Holly errötete, ihr Atem beschleunigte sich.
Dicht trat er an sie heran und legte ihr eine Hand an die Wange. „Ich muss dir etwas sagen.“
Sie schloss halb die Augen, so sehr genoss sie die Berührung. „Ja?“, flüsterte sie.
„Ric wird heute Abend bekannt geben, dass er und ich die Firma in Zukunft gemeinsam führen werden.“
Ach so. „Das … das ist ja wunderbar.“ Und das war es auch. Für Jake. Denn sie wusste, wie wichtig es für ihn war, nun auch offiziell als ältester Sohn von Howard Blackstone anerkannt zu werden. Er war in eine der reichsten Familien aufgenommen worden, und das machte ihr nur wieder klar, dass sie aus zwei verschiedenen Welten kamen.
Aber Holly schaffte es, ein fröhliches Lächeln aufzusetzen. „Wir sollten jetzt gehen.“
„Du hast recht.“
Sowie sie seine warme Hand auf der ihren spürte, musste sie wieder an ihre gemeinsamen Nächte denken. An die Leidenschaft, die sie dann verband und sie alles andere vergessen ließ.
Wie sehr sie ihn liebte! Und wie gern sie ihm das sagen würde.
Als sie vor dem großen Eingang zum Ballsaal hielten, wurden sie von einem Blitzlichtgewitter empfangen. Ein roter Teppich führte zu der schweren Doppeltür, und Holly starrte aus dem Wagenfenster und wäre am liebsten nicht ausgestiegen.
Doch sie nickte, als Jake sie leise fragte: „Wollen wir?“
Als er um den Wagen herumging, um ihr herauszuhelfen, erhob sich ein Stimmengewirr. Doch Jake öffnete die Beifahrertür und lächelte unbeirrt. „Keine Angst, Holly. Wir sind verlobt, werden bald heiraten, und dieses ist der schönste Abend deines Lebens.“
Strahlend sah sie ihn an, und nie würde er erfahren, dass sie sich dazu nicht zwingen musste. Wie selbstverständlich nahm sie seine Hand, hob mit der anderen das Kleid an und stieg aus.
Alles schrie durcheinander.
„Hierher, Jake! Ein Foto von Ihnen und Ihrer Verlobten!“
„Was ist das für ein Gefühl, bald kein Junggeselle mehr zu sein?“
„Gibt es schon einen Hochzeitstermin?“
„Holly, wer wird Ihr Brautkleid entwerfen?“
Das war alles zu viel. Holly fühlte sich wie von einer Welle überrollt. Schützend hob sie die Hand, doch Jake flüsterte: „Hand runter! Du musst lächeln, lächeln. Und winke den Leuten zu. Sie müssen glauben, dass du das alles wahnsinnig aufregend findest.“
„Aber ich kann nichts sehen!“ Sie verzog die Lippen zu einem verkrampften Lächeln.
„Ich weiß.“ Er hielt ihre Hand fest und winkte den Schaulustigen mit ihr gemeinsam zu. „Es ist gleich vorbei.“
Als er sie in den großen Ballsaal führte, war sie erst wie betäubt von der plötzlich einsetzenden Stille. Doch dann konnte sie kaum glauben, was sie sah.
Der Saal war prächtig geschmückt wie für den Empfang einer Königin. Die schweren dunkellila Samtvorhänge passten perfekt zu den goldenen Wandbespannungen. Von der Decke hingen schwere Kronleuchter, deren geschliffene Glaskristalle in allen Regenbogenfarben funkelten. Holly hatte noch nie etwas so Prächtiges gesehen.
Doch Jake hatte nur Augen für die Frau an seiner Seite. Von ihm aus hätten sie sich auch in einer öden Wüste aufhalten können, denn Holly allein fesselte seine Aufmerksamkeit. Ihre strahlenden Augen, ihr fassungsloses Lächeln, die Lippen und der kleine Leberfleck darüber … Als wache er plötzlich aus einem tiefen Traum auf, konnte er den Blick nicht von ihr
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