Diamantendiebe
strampelte herum.
»Wie geht es ihr?« Tess beugte sich über die Kleine. Tessie starrte sie an, aber ihre braunen Augen waren glasig und sahen ins Leere.
Schwester Cecilia stand auf und legte ein nasses Tuch auf Tessies Stirn. »Das Fieber ist zurückgekommen und noch schlimmer als zuvor. Sie weint und wirft sich schon seit Stunden herum. Ich habe ihr Gerstenwasser zum Trinken gegeben, von Dr. Santiago hat sie Antibiotika und Infusionen bekommen, weil sie seit dem Abendessen wieder dreimal Durchfall hatte.
»Es tut mir Leid, dass ich schlafen gegangen bin, ich hätte bei ihr bleiben und auf sie aufpassen sollen«, sagte Tess, die sich entsetzlich schuldig fühlte.
»Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie waren erschöpft und wir wollten, dass Sie sich ausruhten. Dr. Santiago und ich haben uns abgewechselt, also keine Sorge. Kinder sind widerstandsfähiger, als wir glauben.«
Die Versicherung der Nonne konnte Tess‹ Angst jedoch nicht mindern. »Glauben Sie, sie hat dieselbe Krankheit wie die Flüchtlinge, die gestorben sind?«
Schwester Cecilia schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Ahnung, ob es derselbe Virus ist. Schwester Jo und ich haben für Tessie gebetet. Sie müssen an Gott glauben, er wirkt Wunder.«
Tränen rollten über Tess‹ Gesicht. »Wenn Tessie stirbt, ist das meine Schuld.«
»Aber meine Liebe, sagen Sie doch nicht so etwas. Wenn es Gottes Wille ist, dass Tessie stirbt, so müssen wir das akzeptieren.« Schwester Cecilia streichelte Tess über den Rücken. »Wir sind nur Menschen und können nur tun, was in unserer Macht steht. Ich weiß, dass es in Krisenzeiten schwierig ist, den Glauben zu bewahren, aber wir müssen an Gott glauben. Ihm vertrauen. Er kann heilen.«
Tess nickte schwach. Schwester Cecilia hatte Recht. Sie waren nur Menschen und konnten nur ihr Bestes für Tessie geben. Sie ging, um Dr. Santiago zu suchen und sie um die Pille danach zu bitten. Sie sagte ihr nicht, wofür sie sie brauchte und die freundliche Ärztin fragte auch nicht, sondern sagte ihr, sie müsse sie gleich in der Früh nehmen, damit sie wirkte. Später wechselten sie sich in der Pflege von Tessie ab.
Armes Kind. Das Fieber war mit Macht zurückgekommen und Tessie rang nach Atem. Dr. Santiago war um drei Uhr früh wach, zog die Sauerstoffmaske über Tessie und spritzte ihr Antibiotika.
»Wenn ihr Zustand sich nicht bessert, muss ich sie am Morgen ins Krankenhaus bringen lassen. In der Zwischenzeit müssen Sie sie abwaschen, um die Temperatur niedriger zu halten. Ich werde die Ärzte im Krankenhaus anfunken, um mir ihre Meinung einzuholen.«
Tess nickte. »Vielen Dank. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.« Sie tauchte den Waschlappen ein und wusch Tessies brennenden Körper, dabei sang sie ihr immer wieder etwas vor und betete zu Gott.
Kurz nach sieben Uhr kam Schwester Jo ins Zelt, um zu übernehmen. Tess trat aus dem Krankenzelt, müde und schrecklich besorgt. Tessies Zustand hatte sich nicht gebessert, war aber zum Glück auch nicht schlimmer geworden. Sie wollte jetzt alleine sein und ging zum Fluss hinunter, der etwa zehn Minuten vom Camp entfernt war. Der Weg dorthin war staubig und über und über mit Abfällen und Steinen bedeckt. Einige Vögel kreisten laut kreischend in der Luft. Sie erklomm den staubigen Hügel zum Felsen und ging dann den staubigen Weg hinunter zum Fluss.
Sie blieb am Fluss stehen. Einige schwarze Vögel saßen auf den Ästen der kahlen Bäume auf der anderen Seite des schmalen Flusses. Schade, dass man sie nicht essen konnte, dachte Tess. Andernfalls hätte sie sie abgeschossen und den Nonnen zum Kochen gebracht. Es wäre nett gewesen, frisches Fleisch zu haben.
Ihr Blick kehrte zu dem langsam dahinfließenden Wasser zurück und ein Gefühl der Ruhe überkam sie. Das Wasser war verlockend. Sie streifte ihre Kleider und ihre Stiefel ab und watete in das kalte Wasser. Die Kälte ließ sie zittern, aber sie ging weiter hinein, bis das Wasser ihr Kinn erreichte. Sie schwamm einige Male hin und her, glücklich über die wenigen Minuten der Entspannung. Dann blieb sie im Wasser stehen und wischte sich die Nässe von ihrem Gesicht. Himmel, wäre es schön, jetzt ein Stück duftende Seife mitzuhaben. Aber es war auch so angenehm, da das Wasser den Staub und Schmutz von ihrem Körper wusch.
Sie sank ins Wasser und als sie wieder auftauchte, ließ sie sich auf dem Rücken treiben Der Himmel war klar und wolkenlos. Wieder ein Tag ohne Regen.
Ihre Gedanken kehrten zu Tessie
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