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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Hilfe, werden Sie es schwer haben. Ich bin natürlich kein Ninja, aber einfachere Aufgaben könnte ich durchaus übernehmen.«
    Fandorin maß den schmächtigen Doronin mit einem kurzen Blick und lehnte höflich ab.
    »Ich danke Ihnen. Aber mir genügt der Schreiber Shirota. Obwohl, nein. Ich denke, ich muß erst einmal mit ihm sprechen …«
    Fandorin war unschlüssig – ihm fiel ein, daß der Japaner sich in letzter Zeit ein wenig seltsam benahm. Er wurde ohne Grund bleich und rot und schaute Fandorin irgendwie schräg an. Das Verhältnis des Schreibers zum Vizekonsul, das anfangs außerordentlich freundschaftlich gewesen war, hatte sich deutlich verändert.
    Fandorin beschloß herauszufinden, woran das lag, und zwar unverzüglich.
    Er ging in die Schreibstube, wo Mademoiselle Blagolepowa ohrenbetäubend auf die Tasten der Remington einhämmerte. Als sie Fandorin erblickte, rückte sie mit einer raschen Handbewegung ihren Kragen zurecht und tippte noch schneller.
    »Ich muß mit Ihnen sprechen«, sagte Fandorin leise, zu Shirotas Schreibtisch gebeugt.
    Der zuckte zusammen und wurde blaß.
    »Ja, ich auch. Es ist längst Zeit.«
    Fandorin war erstaunt. Vorsichtig fragte er: »Sie wollten mit mir sprechen? Worüber?«
    »Nein, erst Sie.« Der Schreiber erhob sich und knöpfte energisch seinen Gehrock zu. »Wo wünschen Sie?«
    Begleitet vom hysterischen Geklapper der Remington, gingen sie hinaus in den Garten. Der Regen hatte aufgehört, von den Bäumen fielen glasklare Tröpfchen, über ihnen sangen hell die Vögel.
    »Sagen Sie, Shirota, Sie haben Ihr Leben mit Rußland verbunden. Darf ich fragen, warum?«
    Der Schreiber hörte sich die Frage an und kniff angestrengt die Augen zusammen. Seine Antwort war klar und militärisch, als hätte er sie eigens vorbereitet.
    »Herr Vizekonsul, ich habe beschlossen, mein Leben mit Ihrem Land zu verbinden, weil Japan Rußland nötig braucht. Der Osten und der Westen sind zu verschieden, ohne Vermittler können sie nicht zueinander kommen. Früher einmal diente Korea als Brücke zwischen Japan und dem großen China. Jetzt brauchen wir Rußland, um uns harmonisch mit dem großen Europa zu verbinden. Dank der Hilfe Ihres Landes, das Osten und Westen in sich vereint, wird meine Heimat aufblühen und in die Reihe der großen Weltmächte eingehen. Natürlich nicht sofort, sondern erst in zwanzig oder dreißig Jahren. Darum diene ich im russischen Konsulat …«
    Fandorin hüstelte verlegen – eine so zackige Antwort hatte er nicht erwartet, und die Idee, das rückständige asiatische Land könne in zwanzig Jahren eine Großmacht sein, war einfach lächerlich. Aber er wollte den Japaner nicht kränken.
    »Ich verstehe«, sagte er gedehnt und spürte, daß er seinem Ziel nicht gerade näher gekommen war.
    »Außerdem haben Sie eine sehr schöne Literatur«, ergänzte der Schreiber und verbeugte sich, womit er zu verstehen gab, daß er nichts weiter hinzuzufügen habe.
    Es entstand eine Pause. Fandorin überlegte, ob er ihn direkt fragen sollte: »Warum sehen Sie mich neuerdings so finster an?« Aber das wäre aus der Sicht der japanischen Etikette wahrscheinlich furchtbar unhöflich.
    Shirota brach als erster das Schweigen.
    »War es das, worüber der Herr Vizekonsul mit mir sprechen wollten?«
    Seine Stimme klang erstaunt.
    »Eigentlich ja … Und w-worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    Das bleiche Gesicht des Schreibers färbte sich dunkelrot. Er schluckte, räusperte sich. »Über die Kapitänstochter.« Als er Fandorins Verwunderung bemerkte, erklärte er: »Über Sofja Diogenowna.«
    »Was ist passiert?«
    »Herr Vizekonsul, Sie … Lieben Sie sie?«
    Fandorin, völlig überrumpelt von der abwegigen Vermutung, begriff die Frage gar nicht gleich.
    Am Abend zuvor hatte er, als er vom Polizeirevier zurückkam, auf dem kleinen Tisch in seinem Schlafzimmer ein stark parfümiertes Kuvert ohne Aufschrift gefunden. Es enthielt ein rosa Blatt Papier. Darauf standen in Schönschrift mit Vignetten und Schnörkeln vier Zeilen:
     
    O Unglück! Verloren ist mein Herz,
    Komm her, nur schnell, und rette mich!
    Und kommst du nicht, so wisse denn:
    Das ist mein Tod, mein Tod durch dich.
     
    Verdutzt ging Fandorin zu Masa und zeigte ihm das Kuvert. Sein Diener führte ihm eine kleine Pantomime vor: Langer Zopf, große runde Augen, zwei Kugeln vor der Brust. Mademoiselle Blagolepowa, erriet Fandorin. Da fiel ihm ein, daß sie ihm versprochen hatte, ihm ihre Lieblingsverse vom Kondukteur des

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