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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Im kommenden Jahrhundert, das ich aufgrund meines zarten Organismus kaum mehr erleben werde, wird die Information die wichtigste Ware sein. Wertvoller als Gold, Brillanten, ja sogar Morphium!«
    »Schluß mit dem Geschwätz!« blaffte der Sergeant. »Oder das Morphium ist weg!«
    »So reden die Rothaarigen mit dem Sprößling eines alten japanischen Geschlechts«, beklagte sich der Fürst bei Asagawa, doch als dieser ihn drohend am Kragen packte, ließ er ab von seinen Narrenpossen. »Herr Suga ist ein großer Pedant. Ein wahrer Poet der Bürokratie. Darauf beruht das Geheimnis seiner Macht. In den Jahren seines Dienstes bei der Polizei hat er ein geheimes Archiv aus Hunderten Mappen angesammelt.«
    »Davon habe ich noch nie gehört.« Der Inspektor schüttelte den Kopf.
    »Natürlich nicht. Ich auch nicht. Bis Suga mich eines Tages in sein Büro rief und mir dies und jenes zeigte. Ach, ich bin ein phantasievoller Mensch, ich lebe wie ein Schmetterling. Es ist nicht schwer, mich mit groben Fingern bei den Flügeln zu packen. Sie sind nicht die ersten, denen das gelungen ist, meine Herren.« Der Fürst seufzte bekümmert. »Damals, bei jenem für mich äußerst unangenehmen Gespräch, brüstete sich Suga, er besitze ähnliche Schlüssel zu vielen einflußreichen Personen. Oh, der Herr Intendant weiß sehr gut, welch große Zukunft der Information beschieden ist!«
    »Was wollte er von Ihnen?« fragte Fandorin.
    »Dasselbe wie alle. Informationen über einen bestimmten Mann. Und die hat er bekommen. Verstehen Sie, der Inhalt meiner Mappe ist von solcher Art, daß ich es nicht wagte, mich zu weigern.«
    Der Sergeant fragte spöttisch: »Minderjährige Mädchen?«
    »Ach, wenn es nur das wäre! Aber das geht Sie nichts an. Für Sie ist nur wichtig, daß ich Suga gab, was er wollte, aber nicht weiterhin eine Marionette in seinen Händen sein wollte. Ich bat Meister geheimer Künste um Hilfe – natürlich nicht persönlich, sondern über einen Vermittler.«
    »Meister geheimer Künste?« rief Doktor Twiggs. »Doch nicht etwa Shinobi?«
    Der Doktor und der Vizekonsul wechselten einen Blick. Sollte es möglich sein?
    »Genau die«, antwortete Onokoji unbekümmert und gähnte, wobei er sich geziert die manikürte Hand vor den Mund hielt. »Die lieben, guten Ninja.«
    »D-das heißt … Das heißt, sie existieren?«
    Fandorin sah den aufgerissenen Schlangenrachen vor sich, dann die blutrote Maske des Mannes ohne Gesicht und zuckte zusammen.
    Der Arzt schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wenn es noch Ninja gäbe, wäre das bekannt.«
    »Wer sie braucht, weiß es.« Der Fürst zuckte die Achseln. »Die Leute, die diesem Gewerbe nachgehen, annoncieren nicht in der Zeitung. Unser Geschlecht nimmt seit dreihundert Jahren die Dienste des Momoti-Clans in Anspruch.«
    »Was? Der Nachkommen von Momoti Tamba, der mit seinem Bogen die Zauberin erlegte, die sich in einen Mond verwandelt hatte?« Die Stimme des Doktors zitterte.
    »Hm. Genau die.«
    »Das heißt, die Samurai haben 1581 auf dem Berg Hijiyama nicht alle getötet? Einige haben überlebt?«
    »Auf was für einem Berg?« Onokoji war eindeutig wenig bewandert in der Geschichte seines Landes. »Keine Ahnung. Ich weiß lediglich, daß die Meister aus dem Momoti-Clan nur eine engbegrenzte Klientel bedienen und sich ihre Arbeit sehr teuer bezahlen lassen. Dafür beherrschen sie ihr Handwerk auch. Mein Vermittler, der älteste Samurai meines verstorbenen Vaters, hat sich mit ihnen in Verbindung gesetzt und ihnen einen Auftrag erteilt. Die Shinobi fanden heraus, wo sich Sugas Geheimversteck befindet. Wenn Sie sich für die Verschwörung gegen Okubo interessieren, können Sie sicher sein, daß Sie dort alle nötigen Informationen finden werden. Suga vernichtet niemals Dokumente, sie sind seine Investition in die Zukunft.«
    »Ich bin sicher, meine verschwundenen Meldungen sind auch dort!« sagte Asagawa heftig, an Fandorin gewandt.
    Doch den interessierten im Augenblick vor allem die Meister geheimer Künste.
    »Wie nimmt man Verbindung auf zu einem Ninja?« fragte er.
    »Bei uns am Hof war dafür der älteste Samurai zuständig. Der engste Vertraute des Fürsten. Sie stammten stets aus ein und derselben Familie und stehen seit fast vierhundert Jahren in unseren Diensten. Das heißt, standen …« Onokoji seufzte. »Jetzt gibt es keine Fürstentümer mehr und auch keine treuen Vasallen. Aber unser Samurai, eine Seele von Mensch, erfüllte aus alter Treue meine Bitte. Er hat Momoti

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