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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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wenig ehrenwerten Ehrenwerten ließen sie unerwähnt.
    »Das heißt, Sie haben Beweise gegen Suga, aber Suga selbst ist nicht mehr?« resümierte der Doktor und wischte sich mit einem Taschentuch die Glatze ab. »Das ist doch großartig! Warum machen Sie dann so besorgte Gesichter, Gentlemen?«
    Ein erneuter Blickwechsel, und wieder zuckte der Inspektor die Achseln, was diesmal jedoch bedeutete: Tun Sie, was Sie denken.
    »Wir haben bei den Papieren des Intendanten ein Schema mit m-merkwürdigen Zeichen gefunden.« Fandorin zeigte dem Doktor das Blatt. »Wir wissen, daß das die Beteiligten an der Verschwörung sind, aber wir können die Namen nicht lesen.«
    »Geben Sie mal her.«
    Twiggs schob sich die Brille auf die Nasenspitze und heftete seinen Blick gierig auf das Papier. Dann drehte er es verkehrtherum.
    »Warten Sie, warten Sie … Irgendwo habe ich so etwas schon mal gesehen.«
    »Erinnern Sie sich, Doktor, erinnern Sie sich!« riefen die drei anderen durcheinander.
    »Kryptogramme, die die Ninja benutzten. Genau das ist es«, verkündete Twiggs feierlich. »Die Shinobi hatten ein eigenes System einer phonetischen Schrift für geheime Korrespondenzen.«
    »Intendant Suga ist kein Shinobi«, warf Asagawa zweifelnd ein. »Das ist ausgeschlossen. Er stammt aus einer angesehenen Samuraifamilie.«
    »Na und? Er kann diese Schrift gelernt haben, das habe ich seinerzeit auch versucht. Sie wissen doch, daß die Geschichte der Ninja mich sehr interessiert. So auf Anhieb kann ich die Zeichen nicht entschlüsseln, aber wenn ich in meinen alten Aufzeichnungen krame, kriege ich vielleicht was raus. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde es versuchen.«
    »Wir wissen, was eines der Worte bedeutet.« Fandorin zeigte auf den Kreis in der Mitte. »Es ist der Name des Anführers.«
    »Oh, das ist sehr wichtig! Er enthält Buchstaben, die auch in anderen Wörtern vorkommen. Schnell, sagen Sie, was steht da?«
    Fandorin sagte leise: »Bullcocks.«
    Der Doktor lief rot an. Als er den Sinn der Mitteilung vollends erfaßt hatte, kannte seine Empörung keine Grenzen. Er entlud sich in einer ganzen Philippika an die Adresse der Halunken, die den Ruf und die Ehre des großen Reiches schädigten, und schloß mit den Worten: »Wenn Ihre Informationen stimmen, dann ist der ehrenwerte Bullcocks ein Verbrecher. Er wird entlarvt werden und die verdiente Strafe bekommen!«
    Asagawa fragte ungläubig: »Und es ist Ihnen gleichgültig, daß die Ehre Ihres Vaterlandes dadurch Schaden erleiden wird?«
    Twiggs reckte stolz die Schultern, hob den Zeigefinger und erklärte: »Die Ehre des Vaterlandes, mein lieber Asagawa, verteidigt nicht derjenige, der seine Verbrechen deckt, sondern derjenige, der sich nicht scheut, es davon zu säubern.«
    Nach dieser Sentenz trat eine Pause ein. Die Zuhörer überlegten, ob der Doktor recht hatte. Der Inspektor verzog das Gesicht,der Sergeant nickte und der Vizekonsul seufzte – offenbar kamen sie zu verschiedenen Schlüssen.
    Asagawa lenkte das Gespräch wieder in sachliche Bahnen.
    »Da wir uns einig sind, schlage ich vor, den Plan für unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Die Aufgabe ist nicht leicht. Wir werden Zeit brauchen … Wo wollen Sie hin?«
    Die Frage war an Fandorin gerichtet, der plötzlich energisch den Kopf schüttelte, als habe er eine Entscheidung getroffen, und zur Tür ging.
    »Beraten Sie einstweilen ohne m-mich, meine Herren. Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.«
    »Warten Sie! Und ich?« Onokoji stürzte zum Gitter. »Sie haben versprochen, mir Asyl zu gewähren!«
    Es läßt sich kaum sagen, wie sehr es dem voll und ganz von seiner Idee in Anspruch genommenen Fandorin widerstrebte, sich um diesen weinerlichen Kerl zu kümmern.
    Aber ein Wort war ein Wort.
     
    Es stand am Anfang
    Und wird stehen am Ende.
    Ein Wort ist ein Wort.

Herbstblatt
    Masa hatte vor lauter Sorge die ganze Nacht nicht geschlafen.
    Am Abend hatte er getan, als glaube er, daß sein Herr plötzlich eine Zeitung haben wollte, und hatte das Haus verlassen, war aber keineswegs ins Grand Hotel gegangen, sondern hatte sich hinter einem Baum versteckt. Unbemerkt war er seinem Herrn bis zum Bahnhof gefolgt, und als er sah, daß dieser auf dem Weg nach Tokio war, wollte er sich ebenfalls eine Fahrkarte kaufen. Doch da erschienInspektor Asagawa. Daran, wie er grußlos an dem Vizekonsul vorbeiging, erkannte Masa: Die beiden hatten gemeinsam etwas vor.
    Masa schwankte. Inspektor Asagawa war ein echter Yoriki, den

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