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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Ort mit eleganten Sommerhäusern. Dasjenige zum Beispiel, bis zu dem wir den Schwarzhaarigen verfolgt haben, hat ein gewisser Alfred Radzikowski für tausend Rubel im Monat gemietet.«
    »Tausend Rubel?« Fandorin war verblüfft. »Was ist denn das für ein Fontainebleau?«
    »Ja, genau das ist es. Der Garten mißt eine Desjatine, es gibt eine Orangerie, einen eigenen Pferdestall, sogar eine Garage. Ich habe den Stabsrittmeister zur Observierung dort gelassen, er hat zwei Unteroffiziere bei sich, selbstverständlich in Zivil. Zuverlässige Männer, aber natürlich keine professionellen Agenten.«
    »Fahren wir«, sagte Fandorin knapp.
     
    Lissizki war ein Bild von einem Mann mit verwegen gezwirbeltem Schnurrbart und erwies sich in der Tat als sehr tüchtig. Er hatte nicht untätig im Gebüsch gesessen, sondern einiges herausgefunden.
    »Ein luxuriöses Anwesen«, berichtete er, wobei er auf polnische Art die Betonung mitunter auf die letzte Silbe verlegte. »Strom, Telefon, sogar ein eigener Telegraf. Ein Bad mit Dusche! Zwei Kutschen mit reinrassigen Trabern! Ein Auto in der Garage! Ein Gymnastiksaal mit Fahrrädern! Bedienstete mit Spitzenschürzen! Im Wintergarten soo große Papageien!«
    »Woher wissen Sie von den Papageien?« fragte Fandorin.
    »Na, ich war dort«, erklärte der Stabsrittmeister verschmitzt. »Ich hab mich als Gärtner beworben. Sie haben mich nicht genommen, sie hätten schon einen. Aber ich durfte einen Blick in die Orangerie werfen – einer von ihnen ist ein großer Pflanzenfreund.«
    »Einer?« hakte Fandorin rasch nach. »Wie viele sind es insgesamt?«
    »Das weiß ich nicht, jedenfalls eine ganze Menge. Ich habe ein halbes Dutzend verschiedene Stimmen gehört. Übrigens«, verkündete Lissizki bedeutungsvoll, »sie reden Polnisch miteinander.«
    »Worüber?« rief Danilow. »Sie verstehen doch Polnisch!«
    Der junge Offizier zuckte die Achseln.
    »In meinem Beisein wurde nichts Wichtiges gesprochen. Siehaben den Schwarzhaarigen gelobt, ihn einen ›rasanten Kerl‹ genannt. Er heißt übrigens Jusek.«
    »Polnische Nationalisten von der sozialistischen Partei, ich bin sicher!« rief Danilow. »Ich habe in einem geheimen Rundschreiben davon gelesen. Sie haben sich mit den Japanern eingelassen, die versprechen ihnen im Falle ihres Sieges die Unabhängigkeit Polens. Ihr Anführer war kürzlich in Tokio. Wie heißt er doch gleich …«
    »Pilsudski«, sagte Fandorin, während er das Sommerhaus durch ein Fernglas betrachtete.
    »Richtig, Pilsudski. Offenbar hat er in Japan Geld und Anweisungen bekommen.«
    »K-könnte sein …«
    Im Haus gab es Bewegung. Ein blonder Mann in einem kragenlosen Hemd und breiten Hosenträgern stand am Fenster und schrie etwas in einen Telefonhörer. Ein, zweimal klappte laut eine Tür. Pferde wieherten.
    »Sie haben irgendwas vor«, flüsterte Lissizki Fandorin ins Ohr. »Seit einer halben Stunde sind sie so aufgescheucht.«
    »Sie nehmen uns nicht für voll, die Herren japanischen Spione«, raunte Danilow ihm ins andere Ohr. »Unsere Abwehr arbeitet natürlich erbärmlich schlecht, aber das ist denn doch eine Frechheit, sich derart komfortabel einzurichten, fünf Minuten entfernt von der Nikolajewski-Bahnstrecke! Am liebsten würde ich mir die Guten gleich schnappen. Schade, das fällt nicht in unsere Zuständigkeit. Die Leute von der Geheimpolizei und vom Gouvernement würden uns den Kopf abreißen. Wenn’s Bahngebiet wäre, sähe die Sache anders aus.«
    »Wir machen einfach folgendes«, schlug Lissizki vor, »wir beordern einen Zug unserer Leute her, umstellen das Grundstück, nehmen sie aber nicht selbst fest, sondern benachrichtigen die Polizei. Dann können sie uns nichts vorwerfen.«
    Fandorin beteiligte sich nicht an der Diskussion – er blickte sichsuchend um. Dann starrte er auf einen frischgehobelten Mast am Wegesrand.
    »Ein Telegrafenmast … Man müßte hören, was sie reden …«
    »Wie denn?« fragte Oberstleutnant Danilow erstaunt.
    »Mit einer Ableitung vom Mast.«
    »Verzeihen Sie, Erast Petrowitsch, ich verstehe kaum etwas von Technik. Was für eine Ableitung?«
    Doch Fandorin gab keine weiteren Erklärungen – er hatte bereits eine Entscheidung getroffen.
    »Hier g-ganz in der Nähe gibt es doch eine Station unserer Bahnstrecke …«
    »Jawohl, Petrowsko-Rasumowskoje.«
    »Dort muß es einen Telefonapparat geben. Schicken Sie einen Gendarmen hin. Aber rasch, verlieren Sie keine Sekunde. Er soll die Leitung samt Apparat abschneiden und

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