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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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den Momoti-Clan wieder auferstehen lassen sollten.«
    »Wie konnte er denn aus dem belagerten Tempel entkommen?«
    »Als das Heiligtum der Göttin Kannon auf dem Berg Hijiyamabereits brannte, wollten sich die letzten Ninja töten, doch Tamba befahl ihnen, bis zum Morgengrauen auszuhalten. Am Tag zuvor hatte ein Pfeil ihm ein Auge ausgeschossen, und auch seine Männer waren alle verwundet, aber die Macht eines Jonin ist groß, kein Shinobi wagt es, sich ihm zu widersetzen. Im Morgengrauen ließ Tamba drei schwarze Raben zum Himmel aufsteigen und entkam mit seinen beiden Erwählten durch einen unterirdischen Gang.«
    »Warum sind denn nicht alle durch diesen unterirdischen Gang geflohen?«
    »Dann hätten Nobunagas Krieger sie verfolgt.«
    »Aber warum mußten sie unbedingt bis zum Morgengrauen warten?«
    »Damit die Feinde die drei Raben sahen.«
    Fandorin schüttelte den Kopf, endgültig verwirrt von der asiatischen Exotik.
    »Wieso drei Raben? W-wozu waren sie nötig?«
    »Die Feinde wußten, wie viele Krieger im Tempel waren – achtundsiebzig Mann. Sie würden auf jeden Fall die Toten zählen. Hätten drei gefehlt, hätte Nobunaga geahnt, daß Tamba entkommen war, und im ganzen Land nach ihm gefahndet. So aber dachten die Samurai, Tamba und zwei seiner Männer hätten sich in Raben verwandelt. Die Belagerer rechneten mit jeder Art von Zauber, sie hatten Hunde dabei, die auf Nager, Eidechsen und Schlangen abgerichtet waren. Sie besaßen auch Jagdfalken. Die Jagdfalken hackten die Raben zu Tode. Bei einem der Raben klaffte anstelle des rechten Auges eine Wunde, und die Feinde, die von Tambas Verwundung wußten, beruhigten sich. Sie stellten den toten Raben an einer Kreuzung von acht Wegen aus und hängten ein Schild auf: ›Der Zauberer Momoti Tamba, besiegt vom Herrscher des Westens und Ostens, dem Bewahrer des Kaiserlichen Throns Fürst Nobunaga.‹ Es verging kein Jahr, und Nobunaga wurde getötet, aber niemand hat je erfahren, daß dies Tambas Werk war. Der Momoti-Clan wurde zum Gespenst,das heißt, er wurde unsichtbar. Die drei Geschlechter, die vom großen Jonin und seinen beiden Schülern abstammen – Momoti, Adati und Sonoti – existieren bis heute, mehrfach verwandt untereinander. Seit dreihundert Jahren bewahren wir die Kunst des Ninjutsu und entwickeln sie weiter, Tamba I. wäre zufrieden mit uns.«
    »Und keines der drei G-geschlechter ist ausgestorben?«
    »Nein, denn das Familienoberhaupt muß rechtzeitig einen Erben bestimmen.«
    »Was heißt bestimmen?«
    »Auswählen. Und zwar nicht unbedingt den eigenen Sohn. Das Blut ist unwichtig. Der Junge muß vor allem die nötigen Anlagen haben.«
    »Moment«, rief Fandorin enttäuscht. »Das heißt, du bist gar kein direkter Nachkomme von Tamba I.?«
    Der Alte war erstaunt.
    »Vom Blut her? Natürlich nicht. Was spielt das für eine Rolle? Bei uns in Japan leiten sich Verwandtschaft und Erbe vom Geist ab. Ein Sohn seines Vaters ist derjenige, in dem dessen Seele weiterlebt. Ich zum Beispiel habe keine Söhne, nur eine Tochter. Und Neffen ersten, zweiten und dritten Grades. Aber der Geist des großen Tamba lebt nicht in ihnen, sondern in dem achtjährigen Yaiti. Ich habe ihn vor fünf Jahren erwählt, in einem Dorf der Unberührbaren. Ich entdeckte in seinem schmutzigen Gesicht Zeichen, die mir vielversprechend erschienen. Und anscheinend habe ich mich nicht getäuscht. Wenn Yaiti weiter solche Fortschritte macht, wird er nach mir Tamba XII.«
    Mit weiteren Fragen beschloß Fandorin noch zu warten – ihm schwirrte bereits der Kopf.
     
    Ihr zweites Gespräch fand am Abend statt, am selben Ort, aber diesmal saßen sie der anderen Seite zugewandt und beobachteten, wie die Sonne hinter dem benachbarten Berg verschwand.
    Tamba schmauchte seine gewohnte Pfeife, doch nun rauchte auch Fandorin eine Zigarre. Der aufopferungsvolle Masa, der sehr darunter litt, die nächtliche Schlacht verschlafen zu haben, hatte einen halben Tag darauf verwandt, seinen Herrn mit allem Nötigen zu versorgen, indem er durch den unterirdischen Gang und mit Hilfe eines Seilzuges (so etwas gab es also hier auch) dessen Gepäck aus dem zerstörten Lager holte. Nur das Royal Crescent Tricycle war auf der anderen Seite geblieben, doch damit hätte man hier ohnehin nirgendwohin fahren können. Das Maultier streifte frei durch die Wiesen, ganz berauscht vom saftigen Gebirgsgras.
    »Ich habe eine Bitte an dich«, sagte Fandorin. »Lehr mich deine Kunst. Ich werde ein eifriger Schüler

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