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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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russische Ohr also garnicht so fremd?« fragte Fandorin voller Hoffnung. »Ich möchte sie gern so schnell wie möglich lernen.«
    »Doch, sie ist fremd und schwer«, entgegnete Doronin. »Der Entdecker Japans, der Heilige Franziskus Xaverius, hat gesagt: ›Diese Sprache wurde von einem diabolischen Rat erdacht, um die Eiferer des Glaubens zu geißeln.‹ Und ein ähnlicher Klang kann einem mitunter einen üblen Streich spielen. Mein Name zum Beispiel, in unserer Sprache durchaus wohlklingend, bereitet mir in Japan manche Peinlichkeiten.«
    »Warum?«
    »Weil ›doro‹ Schmutz bedeutet und ›nin‹ Mensch. ›Schmutziger Mensch‹ – wie finden Sie das für den Konsul einer Großmacht?«
    »Und was bedeutet ›Rußland‹ auf Japanisch?« fragte der Vizekonsul, besorgt um sein Vaterland.
    »Nichts Gutes. Man schreibt es mit zwei Hieroglyphen: Rokoku, ›Dummes Land‹. Unsere Botschaft führt seit Jahren einen schwierigen diplomatischen Kampf, damit die Japaner eine andere Hieroglyphe für ›ro‹ benutzen, die ›Tau‹ bedeutet. Das würde schön klingen: ›Land des Taus‹. Aber bislang ist das leider noch nicht gelungen.«
    Der Schreiber Shirota beteiligte sich nicht an der linguistischen Debatte, er stand mit einem höflichen Lächeln daneben.
    »Ist alles bereit für den Einzug des Herrn Vizekonsuls?« wandte Doronin sich an ihn.
    »Jawohl. Die Dienstwohnung ist fertig. Morgen früh kommen Kandidaten für das Amt des Kammerdieners. Sie haben alle gute Empfehlungen, das habe ich überprüft. Wo wünschen Sie zu speisen, Herr Fandorin? Falls zu Hause, dann besorge ich für Sie einen Koch.«
    Der Japaner sprach fehlerfrei und fast ohne Akzent Russisch, nur hin und wieder ersetzte er ein »R« durch ein »L«, zum Beispiel in dem schwierigen Wort »überprüft«.
    »Das ist mir eigentlich egal. Ich bevorzuge g-ganz einfache Speisen, ein Koch ist also nicht nötig«, erklärte der Vizekonsul. »Und den Samowar aufsetzen und einkaufen gehen kann auch der Diener.«
    »Sehr wohl, mein Herr«, sagte Shirota, der damit demonstrierte, daß er auch mit den russischen Höflichkeitsfloskeln vertraut war, und verbeugte sich. »Steht die Ankunft der Vizekonsulin zu erwarten?«
    Die Frage war ein wenig verschnörkelt formuliert, und Fandorin erfaßte ihren Sinn nicht gleich.
    »Nein, nein, ich bin nicht verheiratet.«
    Der Schreiber nickte, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet.
    »In diesem Fall kann ich Ihnen zwei Kandidaten, das heißt, zwei Kandidatinnen für den Platz der Ehefrau anbieten. Die eine kostet dreihundert Yen im Jahr, ist fünfzehn Jahre alt, war noch nicht verheiratet und beherrscht hundert englische Worte. Die zweite ist nicht mehr jung, einundzwanzig, und war zweimal verheiratet. Die Zeugnisse von ihren vorigen Gatten sind ausgezeichnet, sie beherrscht tausend englische Worte und ist billiger – zweihundertfünfzig Yen. Hier ihre Fotografien.«
    Fandorin klapperte heftig mit den langen Wimpern und drehte sich verwirrt zum Konsul um.
    »Wsewolod Vitaljewitsch, ich v-verstehe …«
    »Shirota bietet Ihnen eine Konkubine an«, erläuterte Doronin und betrachtete mit Kennermiene die Fotos, die puppenhafte junge Damen mit raffinierten hohen Frisuren zeigten. »Eine Ehefrau per Vertrag.«
    Fandorin runzelte die Stirn, verstand aber noch immer nicht.
    »Das machen alle so. Eine bequeme Sache für Beamte, Seeleute und Kaufleute. Die wenigsten bringen ihre Familie mit. Fast alle Offiziere unseres Pazifikgeschwaders haben japanische Konkubinen – hier oder in Nagasaki. Man schließt einen Kontrakt für einoder zwei Jahre, der auf Wunsch verlängert werden kann. Für relativ wenig Geld bekommt man häusliche Geborgenheit, Fürsorge und natürlich fleischliche Freuden. Sie sind doch, wenn ich richtig verstanden habe, kein Freund von Bordellen? Hm, die Mädchen sind gut, davon versteht Shirota etwas.« Doronin klopfte mit dem Finger auf eins der beiden Fotos. »Mein Rat: Nehmen Sie die hier, die Ältere. Sie war schon zweimal mit Ausländern verheiratet, die müssen Sie nicht erst erziehen. Meine Obayashi hat vor mir mit einem französischen Kapitän und mit einem amerikanischen Silberspekulanten gelebt. Apropos Silber.« Doronin wandte sich an Shirota. »Ich hatte gebeten, das Gehalt des Herrn Vizekonsuls für den ersten Monat und ein Umzugsgeld für die Einrichtung bereitzuhalten – insgesamt sechshundert mexikanische Dollar.«
    Der Schreiber senkte ehrerbietig den Kopf und öffnete den Safe.
    »Wieso

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