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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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mexikanische Dollar?« fragte Fandorin, während er den Empfang quittierte.
    »Das ist die gängigste Währung im Fernen Osten. Allerdings ist sie nicht sehr handlich«, bemerkte der Konsul, während er zusah, wie Shirota einen klingenden Sack aus dem Safe nahm. »Heben Sie sich keinen Bruch. Das ist bestimmt ein Pud Silber.«
    Aber Fandorin hob die gewichtige Last mühelos an, mit zwei Fingern – offenkundig hatte er die gußeisernen Hanteln nicht umsonst im Gepäck. Er wollte den Sack auf einen Stuhl legen, wurde jedoch abgelenkt durch die Bilder über Shirotas Tisch.
    Es waren zwei Porträts. Von dem linken schaute Alexander Puschkin Fandorin an, vom rechten ein pausbäckiger Asiat mit drohend zusammengezogenen dichten Brauen. Der Druck des Kiprenski-Porträts, das Fandorin gut kannte, interessierte ihn nicht weiter, das zweite Porträt dagegen weckte seine Neugier. Es war ein plumper farbiger Druck, vermutlich recht billig, aber so kunstvoll gefertigt, daß Fandorin das Gefühl hatte, als schaue der zornige Dickwanst ihm direkt in die Augen. Aus dem offenen goldbestickten Kragenragte ein fetter Hals voller naturalistischer Falten, um die Stirn des Japaners lag eine Binde mit einem roten Kreis in der Mitte.
    »Ist das ein Dichter?« erkundigte sich Fandorin.
    »Nein, Herr. Das ist der große Held Feldmarschall Saigo Takamori«, antwortete Shirota ehrfürchtig.
    »Derselbe, der gegen die Regierung rebelliert und sich getötet hat?« fragte Fandorin erstaunt. »Gilt er nicht als Staatsverbrecher?«
    »Doch. Aber er ist trotzdem ein großer Held. Feldmarschall Saigo war ein aufrechter Mann. Und er ist schön gestorben.« Die Stimme des Schreibers klang schwärmerisch. »Er verschanzte sich mit Samurai auf einem Berg in seiner Heimat Satsumi, die Regierungssoldaten umzingelten ihn von allen Seiten und riefen: ›Ergeben Sie sich, Exzellenz! Wir bringen Sie mit allen Ehren in die Hauptstadt!‹ Doch der Herr Feldmarschall ergab sich nicht. Er kämpfte, bis eine Kugel ihn in den Bauch traf, da befahl er seinem Adjutanten: ›Schlag mir den Kopf von den Schultern.‹«
    Fandorin schwieg, den Blick auf den heroischen Feldmarschall gerichtet. Was für ausdrucksvolle Augen! Ein wahrhaft meisterliches Porträt.
    »Und warum hängt Puschkin hier bei Ihnen?«
    »Ein großer russischer Dichter«, erklärte Shirota und setzte nach kurzem Überlegen hinzu: »Auch ein aufrechter Mann. Und schön gestorben.«
    »Das ist die ganze Leidenschaft der Japaner, mehr brauchen sie nicht – Hauptsache, einer ist schön gestorben.« Doronin lächelte. »Aber für uns, meine Herren, ist es zu früh zum Sterben, wir haben viel zu tun. Was ist das Dringendste?«
    »Die Korvette ›Wsadnik‹ hat hundert Pud Pökelfleisch und hundertfünfzig Pud Reis bestellt«, begann Shirota, indem er einer Mappe einzelne Blätter entnahm. »Der Obermaat von der ›Gaidamak‹ bittet um möglichst rasche Einrichtung eines Reparaturdocks in Yokosuka.«
    »Das sind Dinge, die bei den Kommissionären eingehen«, erklärte der Konsul Fandorin. »Kommissionäre sind Vermittler aus den Reihen der hiesigen Kaufleute, die mir gegenüber für die Qualität der Lieferungen und der Arbeiten verantwortlich sind. Weiter, Shirota.«
    »Eine Anfrage von der Munizipalpolizei. Sie wollen wissen, ob sie den Hilfsmechaniker der ›Bojan‹ freilassen sollen.«
    »Schreiben Sie, er soll ruhig noch bis morgen sitzen. Und vor allem erst einmal das zerschlagene Schaufenster bezahlen. Was noch?«
    »Ein Brief von Fräulein Blagolepowa.« Der Dolmetscher reichte dem Konsul ein aufgeschnittenes Kuvert. »Sie teilt den Tod ihres Vaters mit. Sie bittet um Ausstellung einer Sterbeurkunde. Und um eine finanzielle Unterstützung.«
    Doronin runzelte die Stirn und nahm den Brief.
    »›Plötzlich verstorben … mutterseelenallein … Lassen Sie mich nicht ohne Fürsorge … Wenigstens einen kleinen Betrag für die Beerdigung …‹ Tja. So ist das, Erast Petrowitsch. Eine normale, aber deshalb nicht weniger traurige Seite der Konsulartätigkeit. Wir kümmern uns nicht nur um die lebenden, sondern auch um die toten Untertanen des Russischen Reichs.«
    Er sah Fandorin halb fragend, halb schuldbewußt an.
    »Ich weiß, das ist eine Zumutung meinerseits … Sie sind gerade erst angekommen. Aber wissen Sie, Sie würden mir sehr helfen, wenn Sie dieser Blagolepowa einen Besuch abstatten könnten. Ich muß noch eine Rede für die Zeremonie heute abend schreiben, und das untröstliche Fräulein

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