Diamantenraub
leise«, mahnte Diane, »ich glaube, ich wüsste da ein Motiv.« Die anderen starrten sie erwartungsvoll an. »Es ist ja wohl kein Geheimnis mehr, dass Pat und Tom miteinander befreundet sind. Ist denn keinem von euch aufgefallen, dass Kathrin wahnsinnig eifersüchtig ist?«
Die Kinder schüttelten verblüfft die Köpfe. Nein, das hatten sie noch nicht bemerkt.
Angie wandte sich ihrer Schwester zu: »Hör zu, Kleines«, begann sie, wohl wissend, dass Diane, die tatsächlich die Jüngere von beiden war, keinen Wert darauf legte, entsprechend behandelt zu werden. »Ich weiß ja, dass du einen Riecher für die Probleme anderer Menschen hast. Trotzdem treibst du es manchmal zu weit. Mir jedenfalls ist noch nichts dergleichen aufgefallen.«
»Ich habe auch nicht den Eindruck, dass unsere liebe Kathrin in irgendeiner Weise besondere Zuneigung für Tom empfinden würde«, pflichtete Chris ihr bei. Doch Diane blieb bei ihrer Ansicht. Sie war ein ebenso stilles wie feinfühliges Mädchen mit einer ausgeprägten Beobachtungsgabe, und immer wieder verblüffte sie die anderen mit ihren Feststellungen. Und meistens sah sie die Dinge richtig.
»Nehmen wir einmal an, Diane hat recht«, überlegte Pat, »zumindest wäre Kathrins Tat dann erklärbar. Und Erna, dieser unselbstständige Trottel, hat natürlich mitgemacht. Jetzt, im Nachhinein, beginnt sie sich zu fürchten. Arme Kathrin! Sie darf sich nicht von der Stelle rühren und muss damit rechnen, dass Erna plaudert.«
»Hinzu kommt noch, dass sie sich Sorgen um ihre Eltern macht«, sagte Diane, die mittlerweile beinahe Mitleid mit dem Mädchen empfand. »Erinnert ihr euch daran, was Frau Andresen zu Beginn der Ferien gesagt hat? Wahrscheinlich werden sich die Rolands trennen. Ich glaube, Kathrin leidet sehr darunter.«
»Mir kommen die Tränen!« Pat fand, dass Diane manchmal zu sehr auf der Seite des Schwächeren war. Immerhin hatte man ihr und ihrem Pferd etwas angetan. »Es gibt viele Menschen, die eifersüchtig sind, und trotzdem quälen sie keine Tiere.«
»Moment«, mischte sich nun Tom ein, der eine Weile lang nur still zugehört hatte, »noch haben wir keinen Beweis dafür, dass Dianes Theorie wirklich stimmt. Das Beste wäre, wir würden Kathrin auf frischer Tat ertappen. Wenn sie tatsächlich eifersüchtig ist, können wir annehmen, dass sie ihren Racheakt fortsetzt. Grund genug hätte sie dafür«, fügte er mit einem Seitenblick auf Pat hinzu. Die strahlte vor Freude. Dann sagte sie: »Ich werde Fairytale in Zukunft nachts bewachen. Kathrin ist in der Lage, ihr noch etwas anzutun. In meinem letzten Agatha-Christie-Krimi hat eine eifersüchtige Frau ...« Alle lachten. Sie kannten Pats ausgeprägte Vorliebe für Agatha Christie, und wenn ihr ab und zu die Fantasie durchging, dann hatte sie bestimmt gerade einen neuen Krimi gelesen.
»Wir werden unseren Überwachungsplan also auch nachts weiterführen«, sagte Tom. »Fairytale darf nie allein sein. Einen habt ihr übrigens vergessen: Bernd. Mir schien es, als sei er wirklich von Kathrin angetan und sie von ihm. Fast glaubte ich, unsere nicht ernst gemeinte Verkupplungsaktion sei erfolgreich gewesen. Aber vielleicht spielt Kathrin nur mit ihm.«
»Oder sie wollte wiederum dich eifersüchtig machen«, bemerkte Diane. »Wo steckt Bernd überhaupt? Sonst ist er doch auch immer gleich zur Stelle!«
»Ich wette, er ist schon da«, flüsterte Chris und erhob sich leise. Er schlich zur Tür und riss sie mit einem Ruck auf. Dahinter stand Bernd, seitlich und in geduckter Haltung, das eine Ohr dem Zimmer zugewandt.
»Hallo«, sagte er und blickte in die Runde.
»Hoffentlich konntest du uns gut verstehen«, sagte Pat bissig.
»Oh, ja, danke, ich hatte nur stellenweise Probleme. Ab und zu habt ihr sehr leise gesprochen. Außerdem tut mein Rücken weh.«
»Soll das etwa eine Beschwerde sein?« Typisch Bernd, selbst die peinlichste Situation vermochte ihm nichts anzuhaben. Im Gegenteil: Er wurde nur noch dreister.
»So etwas lässt sich nur mit ganz besonders tief wurzelnder Dummheit entschuldigen«, murmelte Chris.
»Ihr seid selber schuld, wenn ihr mich nie einweiht!« Bernds Stimme klang nun quengelig. »Alles muss man selber herausfinden. Von euch erfährt man gar nichts. Ihr seid euch wohl zu fein für mich.«
»Wenn es wirklich so wäre, dann läge das einzig und allein an dir. Was hast du überhaupt in der Hand?« Zum ersten Mal wirkte Bernd beunruhigt, doch Chris hatte ihn schon ins Zimmer hineingezogen und
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