Diamantenraub
nächste Mal Taschengeld bekommst, kaufst du dir auch so etwas.«
Erna strahlte. Warum hatte sie nicht schon viel früher etwas an ihrem Aussehen verändert? Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde ihr bewusst, wie hübsch sie eigentlich war.
»Jetzt komm schon«, drängte Pat, »Tom und Chris warten bereits eine halbe Ewigkeit.«
Die Mädchen liefen die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. Erna folgte ihnen zögernd. Sosehr sie sich auch in ihrer neuen Rolle gefiel, der Gedanke, gleich im Mittelpunkt zu stehen, verursachte ihr ein unbehagliches Gefühl.
»Achtung, fertig machen zum Auftritt!«, rief Pat und öffnete die Tür. »Tom, Chris, darf ich euch eure neue Mitschülerin Erna vorstellen?«
»Aaah«, sagte Tom und ließ überrascht das Buch sinken, in dem er gerade gelesen hatte, »die Verwandlung ist gelungen, das muss man euch lassen.«
Chris legte freundschaftlich seinen Arm um Erna. »Jetzt sehen wir erst, wie hübsch du bist«, sagte er, »somit könnten wir Punkt eins als erledigt betrachten und zum zweiten übergehen.«
Erna sah die anderen fragend an. Was mochten sie jetzt im Schilde führen?
Pat ließ sich umständlich auf eines der Sofas sinken.
»Ich habe mit Frau Moos gesprochen«, begann sie feierlich, »natürlich habe ich ihr nicht erzählt, dass du heimlich trainiert hast. Aber sie weiß jetzt, dass du unbedingt reiten lernen möchtest. Und da hatte sie eine Idee: Du wirst in Zukunft ein festes Pflegepferd zugeteilt bekommen, am besten Bessy. Kein anderer außer dir kümmert sich um sie. Das bedeutet, dass du sehr viel Zeit mit ihr verbringst, sie fütterst, putzt und auf die Koppel führst. Und irgendwann fasst du bestimmt Vertrauen zu ihr, denn das Wichtigste ist, dass du erst mal deine Angst vor Pferden verlierst. Außerdem bist du vom Reitunterricht befreit und erhältst statt dessen Einzelunterricht. Da lernst du, wie man losgelassen auf dem Pferderücken sitzt, denn erst, wenn du das beherrscht, hat es Sinn, dich wieder am Gruppenunterricht teilnehmen zu lassen. Übrigens werde ich deine Lehrerin sein.« Ein eigenes Pflegepferd und Reitunterricht bei Pat! Erna strahlte.
»Wusstet ihr schon, dass morgen unsere liebe Kathrin aus der Krankenstation entlassen wird?«, fragte Angie, während sie sich ein großes Stück Kuchen in den Mund schob. »Erna hat sie gestern besucht und es dabei erfahren.«
»Die Arme war immerhin fünf Tage lang im Bett«, gab Diane zu bedenken. »Ich darf gar nicht daran denken, dass wir sie verdächtigt haben. Zum Glück weiß sie es nicht!«
Es war ein kalter Winterabend, und wie so oft saßen die Freunde gemeinsam mit den anderen Schülern im Wohnzimmer und streckten ihre müden Glieder von sich. Der Reitunterricht war wieder sehr anstrengend gewesen, und Spannung und Stress wuchsen, je näher der gefürchtete Tag heranrückte. Gerade als Steffi mit einer ärgerlichen Handbewegung ihr Theoriebuch beiseite legte, wurde die Tür aufgerissen und Benny stürmte herein. Die Haare standen ihm kreuz und quer zu Berge, sein Gesicht war gerötet.
»Ihr glaubt nicht, was geschehen ist!«, rief er und schnappte nach Luft. »Irgendjemand hat meinen Kleiderschrank von oben bis unten durchwühlt!«
Ein erstauntes Raunen ging durch den Raum. Niemand konnte sich erklären, was das zu bedeuten hatte. Nur die Freunde warfen sich vielsagende Blicke zu.
»Jetzt setz dich erst mal zu uns und beruhige dich«, sagte Diane, doch Benny tobte. »Ich finde das überhaupt nicht komisch!«, schimpfte er. »Da quäle ich mich den ganzen Tag auf meinem Gaul herum, und irgend so ein Schuft hat nichts Besseres zu tun, als einen Haufen Unordnung in meinem Zimmer zu schaffen!«
Pat stand auf. »Wir helfen dir beim Einräumen«, tröstete sie, »gemeinsam schaffen wir es ganz schnell.«
Sie winkte ihren Freunden, und alle zusammen folgten Benny in sein Zimmer. Dort sah es wirklich chaotisch aus: Wie damals bei Angie und Diane lag der gesamte Schrankinhalt wahllos über den Fußboden verstreut, und es gab nichts, was von dem Eindringling verschont geblieben wäre.
»Weißt du schon, ob irgendetwas fehlt?«, erkundigte sich Tom.
Benny schüttelte den Kopf. »Wie sollte ich hier so schnell einen Überblick bekommen haben? Wahrscheinlich stellt sich das erst ganz zum Schluss heraus.«
Doch auch dieses Mal war alles vollständig vorhanden. Sogar die kostbare Taschenuhr, ein altes Erbstück, konnte geborgen werden.
»Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll«, sagte Benny
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