Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
entstanden. Zum Glück.

     
    *

     
    Hildi Forderberg hatte mit den Aktaufnahmen
erheblich weniger Probleme gehabt, als sie befürchtet hatte. Natürlich war es
eine ganz besondere Erfahrung gewesen, das erste Mal völlig nackt vor fremden
Menschen zu posieren. Trotzdem war es nicht unangenehm, ja irgendwie sogar
anregend, prickelnd.
    Immerhin war sie sehr gut gebaut: lange, schlanke Beine,
nicht zu große, perfekt geformte Brüste, die noch keine Probleme mit der
Schwerkraft hatten, und ein herrlich straffer Hintern als krönender Abschluss
eines wunderbar lockenden Beckens mit allen Schikanen. Was besonders wichtig
gewesen war: Entgegen ihren Befürchtungen hatten sich die beiden Personen mit
ihren Skimasken, bei dem etwas dicken Mann musste es sich wohl um diesen Hubsi
gehandelt haben und bei der Frau um Carmen, ziemlich professionell verhalten
und sie im Wesentlichen in Ruhe gelassen.
    Gott sei Dank war dieses brunftige Testosteronpaket, dieser
Ungustl [23] namens Adam, nicht anwesend gewesen. Und natürlich niemand, den sie kannte. Das
hätte sie bestimmt verlegen gemacht.
    Ja, und dann war der bereits vorangekündigte Vickerl
erschienen. Der hatte sich als echte Überraschung entpuppt. Im wahrsten Sinne
des Wortes.
    Der an die zwei Meter große, prächtig gebaute junge Mann
hatte sich ganz höflich, fast schüchtern als Viktor Bohr vorgestellt und
gemeint, dass er ein echter Fan von ihr sei und wie sehr er sich freue, sie
kennenzulernen.
    Als er etwas später seinen Bademantel abgelegt und
ihr damit einen Blick auf seine letzten Geheimnisse gewährt hatte, war sie ob
der Dimension derselben doch etwas in Sorge geraten. Der Bursche war so was von
gut ausgestattet, der reinste Hengst. Einen kurzen Moment fürchtete sie, für
dieses Format vielleicht nicht kompatibel zu sein, nicht genug zumindest. Sie
verwarf jedoch ihre Bedenken rasch wieder. Ach was, das würde sicher irgendwie
in Ordnung gehen. Der Mann machte ja trotz allem einen sanften, liebevollen
Eindruck.
    In der folgenden Plauderei hatte Vickerl, wie er
von den anderen gerufen wurde, den leisen Verdacht bei Hildi geweckt, dass auch
im gesündesten Körper mitunter ein Geist steckte, der mit der äußerlichen
Pracht nicht ganz mitkam.
    Mit einem Wort, der Mann war lieb, aber durchaus
ein wenig simpel gestrickt. Na gut, sie wollte sich ohnehin nicht intellektuell
mit ihm rittern [24] .
    Andererseits hatte sie so ein Gefühl, als ob sie Vickerl auf
ihre Seite ziehen könnte, um mit seiner Hilfe aus dieser Scheißsituation
herauszukommen. Und wenn sie dafür mit ihm bumsen musste, dann war das eben so.
Menschen in lebensgefährlichen Situationen mussten oft viel schlimmere Sachen
machen oder über sich ergehen lassen, um sich zu retten. Insekten essen, mit
wilden Tieren kämpfen oder sich mit gebrochenen Gliedern durch irgendeinen
Dschungel schleppen.
    Im Vergleich dazu war ein wenig Sex mit einem Fremden das
reinste Vergnügen. Besonders, wenn der Fremde Vickerl Bohr hieß. Seltsamer
Imperativ übrigens.

     
    *

     
    Fast drei Stunden, nachdem er Juri verlassen
hatte, kam Palinski aus dem Finanzamt und überlegte, ob er noch einen Sprung
ins Café Kaiser machen sollte. Nicht, dass er angenommen hätte, den Russen da
noch anzutreffen. Nein, nach so langer Abstinenz hatte er einfach Lust auf
einen ordentlichen Cappuccino.
    Also kämpfte er sich durch den langsam wieder in Fluss
kommenden Verkehr und steuerte seine schräg gegenüberliegende Lieblingsoase an.
Schon von der Straße aus war zu erkennen, dass es im Inneren hoch hergehen
musste. Der nicht zu überhörende Bass Juris und die weltberühmten Worte
»Kalinka, kalinka, kalinka moja! V sadu jagoda malinka, malinka moja!« ließen
nur einen einzigen Schluss zu.
    Da drinnen war der Bär los, und der hieß Juri Malatschew.
    Nachdem Palinski das Café betreten hatte, nahm der
Russe nach einer missglückten Prisjadka [25] , durch die er auf den Arsch gefallen war, gerade Abstand von jedem weiteren
Versuch, Kasatschok zu tanzen.
    Die anderen Gäste stellten das rhythmische
Klatschen ein und setzten sich langsam wieder an ihre Plätze. Mit einem Wort,
mit Palinski kehrte die Normalität ins Kaiser zurück. Er kam sich fast vor wie
ein Stimmungstöter.
    Mühsam kämpfte sich der Russe vom Boden hoch,
klopfte seine Sitzfläche ab und ließ sich schwer auf die tapezierte Bank hinter
seinem Tisch fallen.
    »Chalt ja den Mund«, fuhr er, noch etwas außer
Atem, Palinski an. »Du denkst sicher, ich bin zu alt

Weitere Kostenlose Bücher