Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
eine
Hochzeit war.« Er grinste verschmitzt. »Ich war direkt froh, eine Ausrede zu
haben, einen Tag früher wegzukommen.«
    Wie sich nun zeigte, war Wallner in der
Zwischenzeit voll informiert worden, ja, er wusste zum Teil sogar mehr als
Palinski. So zum Beispiel, dass der zur Entführung verwendete Rettungswagen
aller Wahrscheinlichkeit nach vom Stützpunkt des Roten Kreuzes in Wolkersdorf
geborgt worden war.
    »Am frühen Nachmittag ist ein Rot-Kreuz-Wagen in
einem Waldstück in der Nähe von Bad Pirawarth gefunden worden«, fuhr der
Chefinspektor fort. »Die Kollegen von der Spurensicherung vom LK sind noch
dabei zu überprüfen, ob es sich um den nämlichen Wagen handelt.«
    Im Übrigen lagen aber sämtliche Hoffnungen auf
eine rasche Auffindung Hildi Forderbergs auf Florian Nowotnys Überlegung, durch
ein unwiderstehliches Angebot über das Internet an die Entführer heranzukommen.
»Dein Kollege ist beeindruckend«, anerkannte Wallner, »ein wirklich guter Mann.
Ich bin froh, dass er für dich und damit auch für uns arbeitet. Wäre schade,
wenn ein Kopf wie er in der Verkehrsabteilung versauerte.«
    Palinski freute sich über den Anklang, den sein junger
Mitarbeiter fand.
    »Was hältst du davon, wenn wir eine zweite Option
eröffnen?«, meinte er. Ja, das war gut, da konnte wohl keiner etwas dagegen
haben. Und er gewann damit einige Sekunden, wertvolle Zeit, um den spontanen,
noch etwas vagen Gedanken, der ihm eben gekommen war, zumindest notdürftig zu
formulieren.
    Wallners Gesichtszüge spiegelten Interesse wider,
warum auch nicht? Zwei Chancen waren immer besser als nur eine, zumindest
prinzipiell. »Was schwebt dir da vor?«
    »Na ja, wir …«, fieberhaft überlegte Palinski, was ihm
denn so Elementares einfallen könnte. Da, das war vielleicht etwas.
    »Wir könnten ein zweites, unwiderstehliches Offert
machen und mit der Bedingung verbinden, die Frau, also das Objekt der Begierde,
zu Gesicht zu bekommen, nicht nur im Internet, sondern live. Und bei dieser
Gelegenheit …«
    Wie es schien, war Wallner nicht ganz überzeugt von dieser
Notgeburt palinskischer Provenienz. Eher skeptisch schüttelte er seinen Kopf.
»Ich weiß nicht, da müssten die Leute, die hinter dieser Entführung stehen,
recht naiv sein. Meinst du nicht?«
    Sicher, da konnte Palinski nur schwer widersprechen. »Aber
Juri Malatschew hat mir heute noch einen seiner wirklich interessanten
Grundsätze mitgegeben«, vertraute er Freund Helmut an. »Allerdings im Zusammenhang
mit dem Mord an Karl Lesonic, dem Paraderaucher. Aber das Prinzip gilt
natürlich ganz allgemein.«
    Der alte Russe hatte etwas genuschelt, da der Einfluss des in
Palinskis Abwesenheit reichlich genossenen Alkohols nach wie vor deutlich zu
spüren gewesen war, jedoch hatten seine in ihrer äußeren Schlichtheit an
Kalendersprüche erinnernden Statements etwas für sich.
    »Ihr Europäer chabt die Angewohncheit, euch von zwei
Möglichkeiten fast instinktiv auf die kompliziertere Alternative zu stürzen«,
hatte er gemeint. »Nimm den vorliegenden Fall: Die Umstände am Fundort der
Leiche lassen auf ein besonders raffiniertes Verbrechen schließen«, memorierte
er, »oder auf ein besonders dummes. Chast du gesagt«, dabei hatte er Palinski
fast mit seinem dicken Zeigefinger aufgespießt, »und dich daraufchin nur mehr
mit der komplizierteren Variante befasst. Wie meinen doch meine Freunde, die
Amerikanski, so chinreißend: Wenn etwas aussieht wie ein Chündchen und bellt
wie ein Chündchen, dann …«
    »Ist es sicher auch ein Chünd … ein Hündchen«, vollendete
Palinski. »Ich kenne das mit einer Ente. Aber ich habe es immer nur für einen
Kalauer gehalten und nicht weiter darüber nachgedacht. Wenn ich dich richtig
verstehe, meinst du …«
    »Und wie ich meine«, fiel ihm nun Juri seinerseits ins Wort.
»Meiner Erfahrung nach sind in mehr als 80 Prozent aller Fälle die
einfachen Lösungen zugleich die richtigen. Auch wenn das keine Cherausforderung
bedeutet, für die kriminalistische Intelligenz nur schwer zu akzeptieren und
dacher chöchst unbefriedigend ist.«
    Palinski hatte verstanden, was Juri hinsichtlich des Falls
Lesonic damit meinte, und gleichzeitig auch gelernt. Ebenso wie Wallner, wenn
man seinen nachdenklichen Blick richtig deutete.
    »Na gut«, fasste der Chefinspektor nach einigen Sekunden des
Sinnierens zusammen, »dann nehmen wir bis auf Weiteres an, dass wir es nicht
mit Verbrechern zu tun haben, die mit einem IQ nennenswert über

Weitere Kostenlose Bücher