Diamantrausch - Hot Ice
ihre Füße, doch ihm war nicht entgangen, dass ihre Augen feucht geworden waren. »Ich hatte keine Ahnung. Ich... Wir haben immer geglaubt, sie sei einfach... verschwunden. Aber ich habe mir immer vorgestellt, dass sie dort draußen war - irgendwo.«
Eigentlich sollte er jetzt aufstehen und gehen. Sofort . Er wollte kein Mitleid mit ihr haben. Er wollte auch nicht, dass sein eigenes verdammtes Herz schmerzte, weil sie eine lausige Kindheit gehabt hatte. Er hob sein Glas, wollte aufstehen, setzte sich dann aber doch wieder. Denn er konnte sie jetzt nicht allein lassen. In ein paar Minuten vielleicht, aber nicht gerade jetzt. »Das tut mir leid.«
»Nein. Das braucht es nicht. Es ist nur... eigenartig. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich im Augenblick fühle. Erleichterung. Zorn. Trauer vielleicht.«
»Und was ist mit deinem Vater?«
»Er war da. Er war ziemlich verwirrt, seine Töch... seine Tochter allein großziehen zu müssen.« Ihr Ausrutscher war nur winzig, doch er war passiert. »Es war nicht einfach für ihn. Er war Hausmeister in einem großen Apartmentgebäude in Reno, deshalb konnte er eine Menge Zeit mit mir verbringen. Aber, oh Himmel, sein Job hat ihn tödlich gelangweilt. Trotzdem war er sehr gut.« Ihr Lächeln drang ihm bis
ins Herz. Hunt war froh, dass sie wenigstens einige gute Erinnerungen an ihre Kindheit hatte.
»Er hat es geliebt, Dinge zu reparieren«, sprach Taylor weiter und nickte, als er die Flasche hob, um ihr Glas noch einmal zu füllen. Sofort nahm sie einen großen Schluck. »Maschinen, die nicht mehr liefen, Autos, Klimaanlagen - es kümmerte ihn wenig, ob das Linoleum der alten Mrs Solomon kaputt war oder ob die Türangel von Mr Engel quietschte. Aber Junge, wenn du ihm einen kaputten Motor anvertraut hast oder irgendetwas, das sich bewegte, dann war er virtuos. Ich habe es geliebt, ihn überall hin zu begleiten.«
Das Licht warf einen Schein auf ihre Wangenknochen, und er hätte sie am liebsten gestreichelt, er brauchte seine ganze Kraft, um seine Hände bei sich zu behalten. »Hast du so angefangen? Indem du deinen Vater beobachtet hast?« Himmel, er liebte es, sie zu beobachten. Die Gefühle huschten über ihr frisch gewaschenes Gesicht wie Wolken über den Himmel, und ihre Augen glänzten wie das Mondlicht auf frisch gefallenem Schnee.
Er wurde gefährlich poetisch.
Zum Teufel. Er würde die Zeit des Fluges genießen, was er hatte. Danach herrschte wieder das Geschäft.
»Er und seine Kumpel. Gott...« Taylor lächelte und sah dabei sehr jung aus. »Wenn ich nicht schlafen konnte, dann bin ich runter zu Onkel Hanks Wohnung gegangen, wo Dad und seine Kumpel Karten spielten. Ich habe mit sieben Jahren Poker spielen gelernt und mit neun Jahren gewonnen.«
»Das war ein früher Start für deine geschickten Finger.« Er verzog den Mund. »Warum bist du keine Kartenspielerin geworden?«
»Damit kann man kein Geld verdienen. Wenigstens nicht so, wie ich gespielt habe. Onkel Hank hat als Sicherheitsmann für eines der großen Casinos gearbeitet. Aus Spaß hat er Pop beigebracht, den Safe in der Tankstelle seines Cousins zu knacken. Er hat nichts gestohlen - der Cousin war ja dabei, es sollte nur ein Spaß sein. Wenn mein Dad das konnte, dann wollte ich das natürlich auch schaffen. Es war ein Spiel für uns drei.«
»Ein interessantes Spiel für ein Kind«, murmelte Hunt.
»Hey, einige Kinder spielen mit Puppen, ich habe einen Safeknacker gespielt. Ein anderer Freund von Pop war Zauberkünstler. Er beherrschte Taschenspielertricks, hauptsächlich Kartentricks. Sie haben auf mich gewettet. Sie haben gewettet, wie schnell ich einen Safe öffnen konnte, oder sie haben mit irgendeinem armen Tölpel gewettet, einen Taschenspielertrick zu durchschauen. Ich war noch ein Kind, und ich war sehr niedlich.« Sie lachte. »Und ich war gut . Mann, ich war wirklich gut. Pop hat eine Menge Geld mit mir verdient. Ich war geschickt und schnell und habe ein Prozent vom Gewinn meines Vaters abbekommen. Ich habe es geliebt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er ist erwischt worden, als er einen Getränkemarkt ausgeraubt hat, als ich fünfzehn war. Er hat die Lektionen von Hank im Safeknacken zu ernst genommen«, fügte sie mit einem Seufzer hinzu. »Und er war nicht so geschickt wie ich. Ich habe keine Ahnung, wo zum Teufel er die Pistole herhatte. Er wurde ein paar Wochen nach seiner Einlieferung ins Gefängnis umgebracht.«
»Und was passierte mit dir? Hat sich das Jugendamt um dich
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