Diamantrausch - Hot Ice
gekümmert?«
»Du machst wohl Spaß? Ich habe nicht gewartet, bis diese Leute aufgetaucht sind. Am ersten Tag, nachdem Pop verhaftet
wurde, hatte ich meinen ersten Job. Irgend so ein kleiner Halunke hatte Onkel Hank bedroht, damit er ihm Wettschulden für ein Pferderennen zahlte...«
»Gütiger Himmel. Du hast einen Buchmacher ausgeraubt?« Bewunderung mischte sich mit Mitleid und dem Drang, sie zu beschützen. Er wollte verdammt sein, aber am liebsten wäre er in die Vergangenheit zurückgereist, um auf sie aufzupassen. Obwohl er zugeben musste, dass eine Taylor im Teenageralter wohl damals genauso sehr gegen seine Hilfe angekämpft hätte, wie sie es heute tat.
»Und ob. Er war ein lausiger Buchmacher und ein schlimmer Halunke. Er hatte zwanzigtausend in gebrauchten Scheinen in einem Safe, den zu öffnen ein Kinderspiel war. Ich war innerhalb von sechs Minuten wieder draußen.«
Hunt schüttelte den Kopf. »Und was hast du dann gemacht?«
»Ich bin in einen Supermarkt gegangen, habe mir eine Perücke und einen Koffer gekauft und habe Hank gebeten, mir einen falschen Führerschein zu besorgen, weil ich noch nicht volljährig war.«
»Aber du warst doch erst fünfzehn , um Himmels willen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich konnte beträchtlich älter aussehen, glaub mir. Von dort aus bin ich nach Sacramento gefahren, habe einen Pass beantragt, habe ein paar Wochen in einem Motel gewohnt, und als der Pass dann fertig war, bin ich mit dem nächsten Flug nach Europa geflogen.«
Hunt fragte sich, wen sie wohl beschützte. »Und für wen war der zweite Pass?«, fragte er und sah ihr tief in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick verständnislos. »Wie meinst du das?«
Er biss die Zähne zusammen. »Du bist ganz allein nach Europa gereist? Mit knapp fünfzehn Jahren?«, fragte er.
»Ich und...« Sie gähnte. »Und zwanzigtausend amerikanische Dollars.«
Nein, mein Schatz , dachte Hunt. Du warst nicht allein. Du und jemand, der dir sehr wichtig war. Aber wer? Ein Freund? Ein Geliebter? »Und was passierte dann?«
»Ich bin eine Weile durch Europa gezogen und kam dann nach Zürich. Dort habe ich für Consolidated Underwriters gearbeitet. Und der Rest...« Noch einmal gähnte sie. »Ist Geschichte.«
Er stand auf und stellte sein halbvolles Glas vorsichtig auf den Tisch neben sich. Lust gemischt mit Zorn war tödlich. »Du solltest versuchen zu schlafen«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme. »Ich werde dich wecken, ehe wir landen.«
Sie reckte sich und warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Ist mir etwas entgangen? Was ist passiert?«
Hunt ignorierte sie und ging.
Er biss die Zähne zusammen, während er schnell im hinteren Teil des Flugzeuges verschwand. Er hatte sich den letzten Rest seiner Intelligenz weggebumst. Warum, zum Teufel , hatte er nur zugelassen, dass dieses eindringliche, unersättliche, unstillbare Fieber in seinem Blut die Oberhand gewonnen hatte?
Warum ausgerechnet sie? Und warum jetzt?
Es war verrückt. Es war beinahe so gewesen, als würde er aufhören zu existieren, wenn er sie nicht bekam. Sofort. Hier und jetzt.
Sein Training, sein Leben, seine Arbeit - alles, was er tat, tat er mit einer gnadenlosen Kontrolle über seine Gefühle. Er
traf seine Entscheidungen mit Logik, sein Handeln war stets sorgfältig kalkuliert. Er machte nie irgendetwas, wenn er sich nicht über die Folgen klar war und mit dem bevorstehenden Ergebnis nicht zufrieden sein konnte.
Niemals hatte er zugelassen, dass er sich von seinen Gefühlen hinwegfegen ließ. Bis jetzt. Er fuhr sich mit den Fingern durch sein noch feuchtes Haar. Himmel. Er hatte seinen verdammten Verstand verloren.
Er riss die Tür zur hinteren Kabine viel heftiger auf, als es nötig gewesen wäre. In dem Raum war es dunkel. Er knipste rücksichtslos das Licht an.
»Es hätte auch genügt, wenn du einfach nur angeklopft hättest«, fuhr Max ihn an und öffnete die Augen. Er hatte in dem Lehnstuhl geschlafen. Bishop, der offensichtlich gegen laute Geräusche immun war, schnarchte in der schmalen Koje. Eine zweite Koje befand sich an der anderen Seite der Kabine, doch Max hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie herunterzuklappen.
Er betrachtete Hunt mit zusammengezogenen Augen, als der sich über den Schreibtisch beugte. »Mein Gott. Du lächelst .« Er rieb sich die Augen und machte Anstalten aufzustehen. »Alarmiert die Medien. Huntington St. John hat ein Lächeln gewagt.«
Hunt fuhr sich mit den Händen durch sein Haar und strich
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