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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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wie zehn Jahre vor. Ich spüre, daß mir die Erfahrungen von zehn Jahren zuteil geworden sind. Aber die Inge-nieurs-Hirnhälfte hat Probleme, das zu verarbeiten.«
    »Wir können uns auch nicht erklären, warum Dr. X entschieden hat, daß Sie Ihre Haftstrafe bei den Trommlern verbringen müssen«, sagte Napier. »Man sollte meinen, daß Ihre Ingenieurs-Hirn-hälfte, wie Sie sich ausdrücken, für ihn Ihre wertvollste Eigenschaft sein sollte – Sie wissen, daß sie im Himmlischen Königreich nach wie vor schrecklich knapp an Ingenieuren sind.«
    »Ich habe an etwas gearbeitet«, sagte Hackworth. Bilder eines nanotechnologischen Systems, etwas bewundernswert Kompaktes und Elegantes, leuchteten vor seinem geistigen Auge auf. Es schien eine erstklassige Arbeit zu sein, wie er sie nur zustande brachte, wenn er sich lange Zeit ganz angestrengt konzentrierte. Wie zum Beispiel als Gefangener.
    »An was genau?« fragte Napier, der sich auf einmal ziemlich nervös anhörte.
    »Kann mich nicht erinnern«, sagte Hackworth schließlich und schüttelte hilflos den Kopf. Die detaillierten Bilder von Atomen und Bindungen waren vor seinem geistigen Auge einer prallen braunen Samenkapsel gewichen, die im Raum schwebte wie etwas auf einem Bild von Magritte. Eine dralle, zweigeteilte Rundung an einem Ende, wie Pobacken, das andere Ende spitz zulaufend wie eine Brustwarze.
    »Was, zum Teufel, ist passiert?«
    »Bevor Sie Shanghai verlassen haben, hat Dr. X Sie an einen MaterieCompiler angeschlossen, oder nicht?«
    »Ja.«
    »Hat er Ihnen gesagt, was er in Ihr System eingefügt hat?«
    »Ich denke, es waren Hämoküle einer bestimmten Art.«
    »Wir haben Blutproben genommen, bevor Sie Shanghai verlassen haben.«
    »Tatsächlich?«
    »Wir verfügen über Mittel und Wege«, sagte Oberst Napier. »Außerdem haben wir eine Ihrer Freundinnen aus der Höhle gründlich untersucht und mehrere Millionen Nanositen in ihrem Gehirn gefunden.«
    »Mehrere Millionen?«
    »Außerordentlich kleine«, sagte Napier beruhigend. »Sie werden selbstverständlich durch das Blut übertragen - die Hämoküle werden vom Blutkreislauf transportiert, bis sie Kapillaren im Gehirn passieren, und dann durchbrechen sie die Blut/Gewebe-Barriere und heften sich an die nächstbesten Neuriten. Sie können Aktivitäten in den Neuriten überwachen oder auslösen. Diese 'siten kommunizieren alle durch sichtbares Licht miteinander.«
    »Wenn ich alleine war, haben meine 'siten einfach mit sich selbst gesprochen«, sagte Hackworth, »aber wenn ich in unmittelbare Nähe von anderen Leuten mit diesen Dingern im Gehirn kam -«
    »Es spielte keine Rolle, in welchem Gehirn sich die 'siten befanden. Sie redeten
alle
gleichwertig miteinander und bildeten eine Art Netz. Pferchen Sie ein paar Trommler in einem dunklen Raum zusammen, und sie werden zu einer Gestaltgesellschaft.«
    »Aber die Schnittstelle zwischen diesen Nanositen und dem Gehirn selbst –«
    »Ja, ich gebe zu, daß ein paar Millionen dieser Dinger, die auf wahllos ausgesuchten Neuronen huckepack reiten, nur eine kümmerliche Schnittstelle für etwas so Kompliziertes wie das menschliche Gehirn sind«, sagte Napier. »Wir behaupten auch nicht, daß Sie und diese anderen Leute ein Gehirn geteilt haben.«
    »Und was genau habe ich mit ihnen geteilt?« sagte Hackworth. »Essen. Luft. Kameradschaft. Körperflüssigkeiten. Möglicherweise Emotionen oder allgemeine emotionale Zustände. Wahrscheinlich noch mehr.«
    »Und mehr habe ich in zehn Jahren nicht getan?« »Sie haben eine Menge getan«, sagte Napier, »aber Sie haben es in einer Art von unterbewußtem, traumähnlichem Zustand getan. Wie ein Schlafwandler. Als wir das herausgefunden hatten – nach der Biopsie an Ihrer Troglodytengenossin –, wurde uns klar, daß Sie in gewissem Sinne nicht mehr aus freiem Willen handelten, daher haben wir einen Jäger/Killer entwickelt, der die Nanositen in ihrem Gehirn suchen und zerstören sollte. Wir haben ihn im schlafenden Zustand in das System der Trommlerin injiziert und sie danach zur Kolonie zurückgebracht. Als Sie Geschlechtsverkehr mit ihr hatten - nun, den Rest können Sie sich selbst zusammenreimen.«
    »Sie haben mir Informationen gegeben, Oberst Napier, und ich bin Ihnen dankbar, aber nun bin ich noch verwirrter als vorher. Was, meinen Sie, wollte das Himmlische Königreich mit mir anfangen?«
    »Hat Dr. X Sie um etwas gebeten?« »Ich sollte den Alchimisten suchen.«
    Oberst Napier sah erstaunt drein. »Darum hat er

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