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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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nacheinander, indem sie sich diesmal an Na-piers Drehbuch hielt.
    Die Fahrstühle ließen sich nur noch zentral bedienen und wurden wahrscheinlich überwacht; statt den Knopf in der Halle zu drücken, schnitt sie ein Loch in die Tür, steckte das Schwert in die Scheide und kletterte auf die Leiter, die den Schacht hinunterführte.
    Sie zwang sich, langsam und vorsichtig hinunterzuklettern und drückte sich jedesmal, wenn eine Kabine vorbeifuhr, fest an die Sprossen. Als sie etwa fünfzig oder sechzig Stockwerke hinuntergeklettert war, schien das ganze Gebäude wach zu sein; alle Kabinen befanden sich ununterbrochen in Bewegung, und wenn sie vorüberfuhren, konnte sie im Innern Männer aufgeregt reden hören.
    Mehrere Stockwerke unter ihr fiel Licht in den Schacht. Die Türen waren gewaltsam geöffnet worden. Zwei Fäuste streckten die Köpfe vorsichtig in den Schacht, sahen auf und ab und leuchteten mit Fackeln hierhin und dorthin. Mehrere Stockwerke unter ihnen brachen Fäuste eine andere Tür auf, mußten die Köpfe aber hastig wieder einziehen, als eine aufwärts fahrende Kabine sie beinahe enthauptete.
    Sie hatte geglaubt, daß Madame Pings Etablissement einer isolierten Gruppe der Fäuste Zuflucht bot, aber nun sah sie ein, daß der größte Teil, wenn nicht das gesamte Gebäude, übernommen worden war. Möglicherweise gehörte ganz Pudong inzwischen zum Himmlischen Königreich. Nell stand weitaus isolierter da, als sie befürchtet hatte.
    Ihre Haut leuchtete gelblich-rosa im Licht einer Fackel, die von unten heraufleuchtete. Sie machte nicht den Fehler, nach unten in das grelle Licht zu sehen, aber es war auch nicht nötig; die aufgeregte Stimme des Mannes unten verriet ihr, daß sie entdeckt worden war. Einen Augenblick später verschwand das Licht, als eine aufwärts fahrende Kabine sich zwischen Nell und den Soldaten schob, der sie entdeckt hatte.
    Sie erinnerte sich an Harv und seine Kumpel, die in ihrem alten Wohnhaus Fahrstuhlsurfen gespielt hatten, und dachte sich, daß es ein guter Zeitpunkt wäre, dieses Spiel auszuprobieren. Während sich ihr die Kabine näherte, sprang sie von der Leiter und versuchte, genügend Aufwärtsschwung zu bekommen, daß sie sich an die Geschwindigkeit der Kabine anpassen konnte. Sie landete brutal auf dem Dach, da sich die Kabine viel schneller bewegte, als sie springen konnte. Ihre Füße wurden unter ihr weggeschlagen, sie fiel nach hinten und riß die Arme nach oben, wie Dojo es ihr beigebracht hatte, damit sie den Aufprall mit den Fäusten und Unterarmen auffing, nicht mit dem Rücken.
    Aufgeregte Stimmen in der Kabine. Plötzlich wurde die Klappe des Notausgangs in die Luft geschleudert, nachdem sie mit einem gutgezielten Tritt von unten aus dem Rahmen gebrochen worden war. Ein Kopf schaute aus der offenen Luke heraus; Nell spießte ihn mit dem Messer auf. Der Mann stürzte in die Kabine zurück. Es hatte keinen Sinn mehr, länger zu warten; die Situation entwickelte sich mit brutaler Schnelligkeit, und Nell mußte mitspielen. Sie rollte sich auf den Bauch, stieß beide Beine in die Luke, sprang in die Kabine, landete ungeschickt auf dem Toten und kippte auf ein Knie. Sie hatte sich das Kinn angeschlagen und auf die Zunge gebissen, als sie durch die Luke gesprungen war, daher war sie nun ein wenig benommen. Ein schlaksiger Mann mit schwarzer Lederkappe stand direkt vor ihr und griff nach einer Waffe, und als sie ihm das Messer mitten in den Brustkorb rammte, stieß sie mit etwas hinter ihr zusammen. Sie sprang auf die Füße und wirbelte erschrocken herum, hob das Messer für einen erneuten Angriff und sah einen weitaus erschrockeneren Mann im blauen Overall, der vor der Bedienungsplatte des Fahrstuhls stand, die Arme vor das Gesicht hielt und schrie.
    Nell wich zurück und ließ das Messer sinken. Der Mann trug die Uniform eines Hausmeisters und war offensichtlich von seinem angestammten Platz geholt worden, um den Fahrstuhl zu bedienen. Der Mann mit der schwarzen Lederkappe, den Nell gerade getötet hatte, mußte einer der niederen Würdenträger der Revolution gewesen sein, dem man nicht zumuten konnte, sich zu erniedrigen, indem er die Knöpfe selbst drückte.
    »Weiterfahren! Aufwärts! Aufwärts!« sagte sie und deutete zur Decke. Sie wollte auf gar keinen Fall, daß er den Fahrstuhl in der Suite von Madame Ping anhielt.
    Der Mann verbeugte sich mehrmals nacheinander in rascher Folge und machte sich an den Knöpfen zu schaffen, dann drehte er sich um und

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