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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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nach oben und schienen viel Zeit am Telefon zu verbringen. Stündlich trafen weitere ein, bis Madame Pings Suite zwischen einem und zwei Dutzend Unterkunft bot. Manche waren ausgesprochen schmutzig und müde und legten sich sofort auf den Pritschen schlafen.
    Eigentlich wünschte sich Nell, sie würden tun, was immer sie vorhatten, und es schnell hinter sich bringen. Aber eine ganze Weile passierte gar nichts. Als die ersten Fäuste eintrafen, brachten die Mädchen sie herein und zeigten ihnen Nell, die sie unter ein Bett geschoben hatten, wo sie inzwischen in einer Lache ihres eigenen Urins lag. Der Anführer leuchtete ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht und wandte sich vollkommen desinteressiert wieder ab. Es schien, als wäre Nell nicht mehr von Bedeutung, nachdem die Mädchen ihren Beitrag zur Revolution vorgeführt hatten.
    Sie vermutete, es wäre unausweichlich, daß diese Männer sich zu gegebener Zeit alle Freiheiten mit ihr herausnähmen, die sich irregulär kämpfende Männer, die sich absichtlich von den beschwichtigenden weiblichen Einflüssen einer zivilisierten Gesellschaft losgesagt hatten, stets mit allen Frauen herausnahmen, denen das Unglück widerfuhr, in ihre Gefangenschaft zu geraten. Um diese Aussicht so abstoßend wie möglich zu machen, griff sie auf die Verzweiflungsmaßnahme zurück, ihre Person mit den ekelerregenden Produkten ihrer natürlichen inneren Vorgänge zu besudeln. Aber die meisten Fäuste waren zu beschäftigt, und als einige der schmutzigen Soldaten des Fußvolks eintrafen, waren Madame Pings Mädchen begierig, sich in dieser Beziehung nützlich zu machen. Nell überlegte, daß Soldaten, die in einem Freudenhaus einquartiert wurden, logischerweise gewisse Erwartungen hegten und es unklug von den Insassen wäre, sie zu enttäuschen.
    Nell war in die Welt gezogen, um ihr Glück zu machen, und das hatte sie gefunden. Sie sah nachdrücklicher denn je ein, wie recht Miss Matheson mit ihren Bemerkungen über die feindliche Welt gehabt hatte, und wie wichtig es war, einem mächtigen Stamm anzugehören; Nells Intelligenz, das ungeheure Wissen und die Fähigkeiten, die sie sich im Laufe ihres Lebens durch intensives Training angeeignet hatte, bedeuteten gar nichts angesichts einer Handvoll organisierter Bauern. In ihrer gegenwärtigen Haltung konnte sie nicht richtig schlafen, nickte aber immer wieder ein und wurde von halluzinatorischen Tagträumen heimgesucht. Mehr als einmal träumte sie, der Constable wäre in seinem Hoplitenanzug eingetroffen, um sie zu retten; und die Schmerzen, die sie empfand, wenn sie wieder bei Bewußtsein war und feststellte, daß ihr Verstand sie betrogen hatte, waren schlimmer als alle Foltern, die andere ihr zufügen konnten.
    Schließlich hatten sie den Gestank unter dem Bett satt und zerrten sie auf Schlieren halbgetrockneter Körperflüssigkeiten hervor. Seit ihrer Gefangennahme waren mindestens sechsunddreißig Stunden vergangen. Die Anführerin der Mädchen, die die Zigarette auf Nells Wange ausgedrückt hatte, schnitt die roten Bänder durch, und Nells schmutziges Nachthemd gleich mit. Nells Gliedmaßen versagten ihr den Dienst. Die Anführerin hatte eine Peitsche mitgebracht, die sie manchmal bei Kunden benutzte, und schlug Nell damit, bis der Blutkreislauf wieder in Gang gekommen war. Dieses Schauspiel lockte eine Menge Soldaten der Fäuste an, die sich in den Schlafsaal drängten, um zuzusehen.
    Das Mädchen trieb Nell auf Händen und Knien zu einem Wandschrank und ließ sie Eimer und Mop herausholen. Dann mußte Nell die Schweinerei unter dem Bett aufwischen, während das Mädchen ab und zu das Ergebnis begutachtete und sie schlug, womit sie offenbar die Parodie eines reichen Weißen zum besten geben wollte, der einen unglücklichen Hund herumscheuchte. Nach dem dritten oder vierten Aufwischen wurde klar, daß sie es ebensosehr zur Unterhaltung der Soldaten wie aus hygienischen Gründen tat.
    Dann ging es wieder zu dem Schrank zurück, wo Nell erneut gefesselt wurde, diesmal mit leichten Polizeihandschellen, und nackt und schmutzig im Dunkeln auf dem Boden sitzen mußte. Ein paar Minuten später wurden ihre Habseligkeiten – Kleidungsstücke, die die Mädchen nicht mochten, und ein Buch, das sie nicht lesen konnten – zu ihr hereingeworfen.
    Als sie sicher war, daß sich das Mädchen mit der Peitsche entfernt hatte, befahl sie der Fibel, Licht zu machen.
    Sie konnte einen großen MaterieCompiler im hinteren Teil des Schranks auf dem Boden

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