Diamonds & Rust
Missverständnis‘? – Ganz ehrlich, wenn er auch nur den Hauch eines Gefühls für dich hätte, wäre er schon längst zu dir gekommen und hätte dir alles erklärt, also vergiss es.«
Nickys Stimme war hart, sie wusste, dass sie Vanessa mit ihren Worten verletzte, aber sie wollte nicht zulassen, dass diese weiter in ihr Verderben lief.
»Nein, ich weiß, dass das nicht passieren wird«, sagte Vanessa unglücklich.
»Dann frage ich mich, warum du nicht deine Sachen packst und hierher kommst.«
»Ich habe keine Ahnung, ich kann einfach nicht.«
»Okay, dann hat es keinen Sinn hier noch weiter zu reden.« Nicky war sauer. »Du willst nicht hören, obwohl du vermutlich genau weißt, dass ich recht habe. Dann bleib und mach, was du denkst, aber komm mir nicht irgendwann wieder angekleckert und heul mir die Ohren über David voll.«
»Nicky …«, sagte Vanessa hilflos, doch da hatte die Freundin auch schon aufgelegt.
Wütend und traurig zugleich warf sie das Handy in die Ecke. Zum ersten Mal in all den Jahren hatte sie richtigen Streit mit Nicky, gerade jetzt, wo sie die Freundin am dringendsten brauchte.
»Danke David, danke, dass du dich einfach so in mein Leben gedrängt hast und alles über den Haufen trampelst«, dachte sie zornig.
Kapitel 21
E in paar Wochen vergingen.
Wochen, in denen Vanessa ständig an Nicky denken musste. Ihr war klar, dass Nicky recht hatte, und ihr war auch klar, dass sie hier nicht ewig so weitermachen konnte.
Das Verhältnis zu Antonia, sofern man es überhaupt als ein Verhältnis bezeichnen konnte, hatte sich seit dem Vorfall in ihrem Zimmer noch verschlechtert. Die Alte beobachtete sie noch argwöhnischer als vorher, ständig mit einem gehässig triumphierenden Blick in den Augen, der Vanessa Angst machte.
Sie hatte ein paar Mal überlegt, ob sie David nicht doch noch von der Sache erzählen sollte, hatte diesen Gedanken dann aber immer sofort wieder verworfen.
David – unberührt von allem schien er sein Leben wie gewohnt fortzusetzen, und sie versuchte, jedes Gefühl der Hoffnung, das manchmal in ihr aufkeimen wollte, sofort zu unterdrücken.
Gelegentlich glaubte sie zu spüren, dass er sie anschaute; auch wenn sie mit Danny im Garten spielte, hatte sie des Öfteren das Gefühl, dass er im Arbeitszimmer am Fenster stand und sie beobachtete. Doch wenn sie aufschaute, um sich zu vergewissern, war niemand zu sehen.
David – er hatte sie benutzt, hatte sie für das bezahlen wollen, was sie ihm nur allzu bereitwillig selbst gegeben hatte.
Nein, er war der Letzte, mit dem sie reden wollte, auch nicht über Antonia.
Danny war neben Jeremy der einzige Lichtblick in ihrem Leben, wenn er sie glücklich anlachte oder sich vertrauensvoll in ihre Arme kuschelte, war sie überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Doch sie dachte auch darüber nach, was passieren würde, wenn sie wirklich irgendwann gehen musste.
Sie bereute zutiefst, dass sie das Wohlergehen des Kleinen völlig unüberlegt aufs Spiel gesetzt hatte, indem sie sich so Hals über Kopf mit David eingelassen hatte.
Jeremy war immer mehr zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden, besonders seit ihrem Streit mit Nicky.
Natürlich konnte sie ihm nicht alles so anvertrauen wie ihrer Freundin, aber er gab ihr Halt und war für sie da.
Ab und zu hatte sie den Eindruck, als wüsste er darüber Bescheid, was zwischen ihr und David geschehen war, aber er sagte nichts und fragte sie auch nicht, und sie war ihm dafür dankbar.
Manchmal dachte sie wehmütig, dass er eigentlich gar kein so übler Kerl war, und sie vielleicht sogar ganz gut zueinander passen würden, wenn – ja, wenn da nicht David wäre.
Es war ein verregneter Samstagnachmittag, und Vanessa saß trübsinnig in ihrem Zimmer. Danny verbrachte das Wochenende bei Jeremy, und sie wusste nicht so recht, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen sollte.
Gerne wäre sie nach unten gegangen und hätte sich ein wenig vor den Fernseher gesetzt, doch sie wusste, dass David in seinem Büro saß und arbeitete, und wollte unbedingt vermeiden, ihm über den Weg zu laufen.
Schließlich setzte sie sich an ihren Laptop und schrieb an ihrem Manuskript weiter.
Ihre Arbeit daran war trotz aller Aufregung gut fortgeschritten, und sie hatte die Absicht, es in den nächsten Wochen bei einem Verlag einzureichen, der ihr gute Aussichten gemacht hatte, es zu publizieren.
Wenn es wirklich klappen würde, hätte sie eine annehmbare Geldsumme zur Verfügung, ausreichend,
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