Diamonds & Rust
wie festgenagelt, völlig schockiert von der Boshaftigkeit der Alten. Als sie sich wieder gefangen hatte, steuerte sie, einem ersten Impuls folgend, auf Davids Bürotür zu, um ihm zu erzählen, was sich da gerade abgespielt hatte. Doch im selben Moment überlegte sie es sich wieder anders. David hatte genug zu tun, auch ohne dass er sich noch mit so etwas belasten musste, und sie war durchaus in der Lage, das alleine zu regeln.
Also drehte sie wieder um und ging nach oben in ihr Zimmer, nicht ahnend, dass diese Entscheidung ein großer Fehler gewesen war.
Kapitel 24
E s war an einem Freitagabend, sie waren gerade fertig mit dem Essen, und Vanessa wollte Danny zu Bett bringen, als es an der Haustür klingelte.
Vanessa öffnete die Tür, schaute erst ungläubig und stieß dann einen lauten Freudenschrei aus.
»Nicky«, jubelte sie.
Seit ihrem Streit am Telefon hatten sie nichts mehr voneinander gehört. Vanessa hatte oft an Nicky gedacht, hätte ihr so gerne erzählt, wie glücklich sie war, doch ihr hatte der Mut gefehlt.
Mehrmals hatte sie ihr Handy in der Hand gehabt, es dann aber immer wieder beiseitegelegt.
Jetzt war sie überglücklich die Freundin zu sehen.
»Darf ich reinkommen, oder soll ich das Wochenende hier draußen auf der Bank übernachten?«, sagte Nicky flapsig und wischte sich unauffällig eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.
Erst jetzt bemerkte Vanessa Nickys Koffer, und ihre Freude wurde noch größer.
»Natürlich, komm rein«, sagte sie ausgelassen und zog Nicky ins Haus, dann fielen die beiden sich um den Hals.
Danny, der das ganze Spektakel argwöhnisch beobachtet hatte, machte einen Schritt auf Nicky zu.
»Bist du Vanessas Freundin?«, fragte er zutraulich.
»Ja, ich bin Nicky«, sie lachte, »und du musst Danny sein.«
David, der dabei gewesen war, den Tisch abzuräumen, war inzwischen auch zur Tür gekommen.
»Nicky, das ist David – David, meine Freundin Nicky«, stellte Vanessa die beiden einander vor.
Sie begrüßten sich, und David entging der kritische Blick nicht, den Nicky ihm zuwarf. Vanessa hatte ihm von ihrem Streit erzählt, und ihm war bewusst, dass die Freundin nicht die beste Meinung von ihm haben konnte.
»Okay Kumpel, Zeit fürs Bett. Ich bringe dich nach oben und lese dir noch ein bisschen vor, damit die Mädels einen Moment Zeit für sich alleine haben«, bremste er Danny, der Nicky bereits mit allen möglichen Fragen bestürmen wollte, und zwinkerte Vanessa liebevoll zu.
»Och, ich wollte Nicky doch noch mein Zimmer zeigen.« Enttäuscht schaute der Kleine seinen Vater an.
»Das kannst du morgen noch machen, Nicky bleibt übers Wochenende hier«, beruhigte Vanessa ihn, während sie David fragend ansah. »Vorausgesetzt, du hast nichts dagegen?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf und schob den halbwegs getrösteten Danny die Treppe hoch.
»Du hast mir so gefehlt«, wandte Vanessa sich wieder der Freundin zu.
»Du mir auch«, sagte Nicky, während sie David und Danny hinterherschaute, »Und du hast recht, der Kleine ist wirklich süß.« Als Vanessa nickte, fügte sie grinsend hinzu: »Sein Vater übrigens auch.«
Vanessa boxte sie scherzhaft auf den Arm. »Komm, wir setzen uns nach draußen«, schlug sie vor.
Sekunden später saßen sie auf der Terrasse, jeder mit einem Glas Limonade vor sich.
»Ach Nicky, dieser blöde Streit – es tut mir so leid«, sagte Vanessa bedrückt.
»Ich weiß, mir auch.« Versöhnlich drückte Nicky Vanessas Hand, um dann gleich, direkt wie immer, auf den Punkt zu kommen: »Du machst ein Gesicht wie die Katze, die von der Sahne genascht hat, also schieß los, ich höre.«
Vanessa lachte und berichtete Nicky in Kurzform, was sich seit ihrem Telefonat ereignet hatte.
Lange unterhielten sie sich und alberten herum, dann wurde Nicky langsam müde.
»Es war eine lange Fahrt, ich glaube ich sollte langsam schlafen gehen.«
Vanessa brachte sie nach oben, zeigte ihr kurz das Bad, und öffnete dann die Tür zu ihrem Zimmer.
»Das ist mein Zimmer, du kannst es dir hier bequem machen.«
Nicky stellte ihre Koffer ab und schaute sich um.
»Gute Nacht«, wünschte Vanessa ihr, und Nicky sah sie erstaunt an.
»Und was ist mit dir?«
Verlegen senkte Vanessa den Blick.
»Oh – ich verstehe«, grinste Nicky. »Na, dann wünsche ich dir auch eine gute Nacht, Süße.«
Das Wochenende war schön, aber viel zu kurz.
Am frühen Samstagnachmittag kam Jeremy vorbei, ein großes Paket mit Würstchen und Fleisch unter dem Arm, denn sie hatten bereits
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