Diamonds & Rust
gab er nach »Also gut, du kannst hier bleiben. Aber ich warne dich noch einmal, wenn auch nur das Geringste vorfällt, was Danny belasten könnte, wirst du dir wünschen, niemals hierher gekommen zu sein.«
Im selben Moment, als er zugesagt hatte, bereute er seine Entscheidung.
Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wo sie schlafen sollte. Die Couch kam nicht in Frage, da würde Danny ihr morgen früh begegnen, außerdem war das sein Schlafplatz, seit Vanessa weg war. Sein Schlafzimmer stand überhaupt nicht zur Diskussion, blieb also nur noch Vanessas Zimmer.
Er schluckte, das Letzte, was er wollte, war Linda in Vanessas Zimmer zu haben, doch jetzt war es zu spät und er hatte keine andere Wahl. Zähneknirschend brachte er Linda nach oben, zeigte ihr das Bad und öffnete dann die Tür zu Vanessas Zimmer.
»Vanessa«, flackerte es wehmütig in ihm auf, doch er schob dieses Gefühl sofort wieder beiseite, er hatte jetzt andere Probleme.
»Du kannst hier schlafen, aber ich warne dich nochmal – nutz meine Gutmütigkeit nicht aus. Bleib da drinnen und verhalte dich ruhig.«
»David«, sie legte ihm eine Hand auf den Arm und er zuckte angewidert zurück. »du kannst mir vertrauen.«
Er schloss die Tür, mit dem unguten Gefühl einen Fehler gemacht zu haben, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück.
Wie gewohnt wollte er nach unten gehen, doch dann überlegte er, dass es besser wäre, wenn er darauf achten würde, dass Linda wirklich in ihrem Zimmer blieb.
Zögernd ging er über den Flur und betrat das erste Mal seit jenem verhängnisvollen Morgen sein Schlafzimmer.
Kapitel 37
» I ch bin froh, dass du dich dafür entschieden hast, es ist einfach das Richtige«, bekräftigte Nicky noch einmal, während sie das Auto sicher durch die noch leeren Straßen steuerte.
Vanessa schaute nervös aus dem Fenster, alles andere als überzeugt.
Nach langem innerem Kampf hatte sie sich endlich dazu durchgerungen, zu David zu fahren und mit ihm zu sprechen. Jetzt waren sie unterwegs zum Bahnhof, Nicky wollte sie auf dem Weg zum Flughafen dort absetzen, und an jeder Ampel wäre Vanessa am liebsten aus dem Wagen gesprungen und hätte wieder kehrtgemacht. Sie hatte fürchterliche Angst, Angst vor ihren Gefühlen, wenn sie David sehen würde, und Angst vor Davids Reaktion.
»Ach Nicky, mir ist so übel«, stöhnte sie bekümmert.
»Ich dachte, die Phase hätten wir hinter uns«, grinste Nicky und wurde dann wieder ernst. »Na komm Süße, du hast nichts zu verlieren, schlimmer kann es doch nicht mehr werden.«
Kurz darauf hatten sie den Bahnhof erreicht, Nicky drückte sie zum Abschied noch einmal an sich.
»Kopf hoch, wird schon schief gehen – ich drücke dir ganz fest die Daumen.«
Vanessa nickte, und kurz darauf saß sie im Zug nach Morganville.
David hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Angezogen hatte er auf dem Bett gelegen, die Zimmertür einen Spalt offen, und hatte an Vanessa gedacht. Die Erinnerung an sie hatte ihn hier in diesem Zimmer noch heftiger überfallen als sonst. Deutlich konnte er ihre Gegenwart spüren, spürte, wie sie in all den Nächten hier in seinen Armen gelegen und ihm nahe gewesen war, hingebungsvoll und leidenschaftlich.
Anfangs hatte er gegen diese Erinnerungen angekämpft, doch dann hatte er sie zugelassen, hatte sich ihnen nach und nach hingegeben, und nach und nach war auch plötzlich dieses andere Bild, welches ihn so lange gequält hatte, verblasst. Er merkte, wie sehr er sich nach ihr sehnte, wie sehr er sie immer noch brauchte, wie sehr er sich wünschte, sie bei sich zu haben.
»Vanessa«, dachte er voller Schmerz, »was habe ich nur getan?«
Irgendwann klingelte der Wecker.
»Sobald ich das hier hinter mir habe, werde ich zu ihr fahren«, nahm er sich vor, »Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«
Dann sprang er aus dem Bett und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was hier noch vor ihm lag. Als er unter der Dusche stand, fiel ihm plötzlich schlagartig ein, dass er ja heute den Termin bei der Detektei in Bridgeport hatte. Er war so schockiert über Lindas plötzliches Erscheinen gewesen, dass er das beinahe völlig vergessen hätte.
»Verdammt«, fluchte er leise, und überlegte kurz.
Eigentlich hatte er nicht die Absicht gehabt, heute das Haus zu verlassen, er wollte Linda im Auge behalten, bis Danny aus der Schule kam. Außerdem würde er die Auskunft der Detektei vielleicht gar nicht mehr brauchen, da Linda ja scheinbar wieder aufgetaucht war. Andererseits
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