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Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
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meinem
Körpergewicht angefreundet zu haben scheint. Hie und da knarrt
es, wenn ich mich ruckartig bewege, oder von der einen Seite zur
anderen blicken möchte.

    „Sabine!“

    Ich
spitze die Ohren. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe mich ja
bloß niedergesetzt! Also wirklich!

    „Bitte,
versuch` in etwa in diese Richtung zu blicken, nicht Starren,
Blicken, ungezwungen, Sabine!“, fordert er und deutet mit
seiner rechten Hand auf einen Punkt auf der gegenüberliegenden
Wandseite. Dort entdecke ich zwei seiner großflächigen
Bilder: Eine Landschaft, ein Stilllleben.

    Er
nähert sich meiner Sitzposition, guckt dorthin, wo ich also auch
hingucken sollte, schiebt dann den Sessel, mitsamt mir darin sitzend,
ein paar Zentimeter nach links, dann überprüft er erneut
die Position und nickt.

    Jetzt
spüre ich seine feingliedrigen, schlanken Hände auf meinem
Gesicht. Er dreht sanft mein Gesicht ein wenig nach links, sodass ich
nun leicht verdreht zu den beiden Bildern blicken muss. Ich sage ihm
das. Er legt einen Finger auf meinen Mund und halbiert gleichsam
meinen Satz.

    „Kein
Wort! So ist es perfekt!“, flüstert er in mein fragendes
Gesicht. Er streicht mit den Händen über meine Wangen und
dann drückt er mir einen Kuss auf meine Stirne.

    „So
bitte bleib`, Sabine!“

    Von
draußen dringen Geräusche des Mittagstreibens in den hohen
Raum. Thomas arbeitet flink. Wenn die Bleistiftspitze auf der
Leinwand auftrifft, erzeugt diese ein knirschendes Geräusch.
Oftmals flucht er leise, dann verändert er Strichführung,
Stärke, flucht erneut, verwischt, verbessert, setzt neu an.

    Die
Zeit verstreicht, während die Schatten im Zimmer wandern.

    Wie
lange sitze ich hier denn schon? Der Hals beginnt zu schmerzen, weil
ich angestrengt und gewissenhaft in in exakt jene Stelle zwischen den
beiden bunten Bildern gucken muss. Auch habe ich Durst. Vielerlei
Gedanken finden in meinen Kopf. Wie wird das weitergehen, Sabine?
Irgendwann musst du ja doch der Realität ins Auge sehen!
Irgendwann! Gleich meldet sich die innere Stimme, die sämtliche
Zweifel verjagt: Ich will, dass das funktioniert! Weshalb sollte es
auch nicht? Da ist etwas zwischen uns! Etwas, das unausgesprochene
Übereinstimmung signalisiert. Ich habe das gespürt und ich
weiß, dass Thomas ebenfalls es in dieser Weise erlebt hat! Ich
weiß es! Alles davor ist belanglos! Mein komplettes Leben davor
ist belanglos! Mein Gott, ich vermisse ihn, seine Stimme, sein Atmen,
sein Lachen, seine Augen, seine Blicke, seine Stimme, seine Gesten,
jedesmal, wenn er nicht in meiner Nähe ist.

    Ich
möchte lachen! Ich möchte schreien! Ich will alles diesem
Anfang unterordnen! Alles! Was immer notwendig sein würde, um
diesen Anfang fortzuführen, hin zu einer Bindung, einer
Beziehung, zur Liebe hin, ich will alles dafür tun, und wenn ich
eine ganze Woche lang auf diesen dämlichen weißen
Wandpunkt zwischen den beiden Gemälden starren müsste, ich
würde es tun!

    Er
setzt den Stift ab. Er geht einige Schritte zurück und blickt
auf die Leinwand, dann in meine Richtung, wieder auf die weiße
Fläche, die er eben mit dem Stift bearbeitet hat. Er nickt.

    Jetzt
ist er bei mir, hebt mich hoch und wirbelt mich herum und unsere
Lippen finden sich. Ein inniger Kuss, ein langer Kuss, ein Kuss für
das Heute und Morgen, für das Gelingen unseres gemeinsamen
Beginns.

    Er
setzt mich ab. Ich will sehen, was, wie er gemalt hat, wie er mich
eingefangen hat mittels dieser schnellen , knirschenden
Bleistiftstriche, wie die Skizze denn ausgefallen ist! Ich will schon
Richtung Staffelei, da hält er mich zurück.

    „Ist
noch nicht fertig!“

    Ich
stehe wie angewurzelt.

    Er
schnappt sich aus der bunten Ecke, wo alles durcheinander verstreut
liegt, ein mittelgroßes Tuch und dann wirft er den hellen
Stofffetzen über die Staffelei.

    „ Lass
mich doch, Thomas! Bloß ein Blick? Ja?“, bearbeite ich
ihn, auf Zehenspitzen stehend, in sein Ohr sprechend.

    „ Wenn
es fertig ist, Schatz!“, sagt er.

    Dieses
Wort ` Schatz `
klingt in mir. So vertraut sind wir. So vertraut. Es ist alles auf
dem Weg, Sabine! Alles! Ich werde mich verlieben, oder, ich habe es
schon getan, oder bin eben dabei! Ich werde diesen Mann lieben, ich
werde Thomas lieben, ich liebe Thomas!

    Ich
nähere mich der mit Malutensilien, Leinwänden, Tuben,
Stoffen und allerlei anderen Malwerkzeugen kunterbunt
zusammengestellten Saalecke. Thomas kniet sich nieder und ich mache
es mir ebenfalls auf dem Parkettboden

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