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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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nach. Ich würde das als Bewußtsein bezeichnen – oder bist du anderer Meinung?«
    Paolo sagte schwach: »Du hast all das hier für dich behalten? Du bist so weit vorgedrungen, ohne ein Wort zu sagen … ?«
    Karpal war nachdenklich. »Ich weiß, daß es egoistisch war, aber nachdem ich die Interaktionen der Kachel-Muster decodiert hatte, konnte ich mich einfach nicht mehr lange genug losreißen, um es anderen zu erklären. Und ich bin zuerst zu dir gekommen, weil ich deinen Rat hören will, wie ich die Neuigkeit am sinnvollsten publik mache.«
    Paolo lachte verbittert. »Wie du am sinnvollsten publik machen willst, daß das erste außerirdische Bewußtsein tief im Innern eines biologischen Computers versteckt ist? Daß alles, was die Diaspora der übrigen Koalition beweisen sollte, plötzlich auf den Kopf gestellt wurde? Wie man den Bürgern von Carter-Zimmerman nach einer dreihundertjährigen Reise am besten erklärt, daß sie genausogut auf der Erde hätten bleiben können, um in Simulationen zu leben, die möglichst wenig Ähnlichkeit mit dem physikalischen Universum aufweisen?«
    Karpal nahm diese Tirade mit Humor. »Ich dachte eher daran, wie wir am besten verdeutlichen, daß wir nur durch die Reise nach Orpheus und das Studium der Wang-Teppiche die Chance erhalten haben, den Solipsisten von Ashton-Laval zu sagen, daß all ihre kunstvoll konstruierten fremden Lebensformen und exotischen imaginären Universen zur Bedeutungslosigkeit verblassen, verglichen mit dem, was hier draußen wirklich existiert – und was nur die Carter-Zimmerman-Diaspora finden konnte.«
     
    Paolo und Elena standen gemeinsam am Rand des Pinatubo-Satelliten und sahen zu, wie eine Scoutsonde ihren Maser auf einen fernen Punkt im Weltraum ausrichtete. Paolo glaubte, eine schwache Mikrowellen-Streustrahlung wahrzunehmen, als der Strahl durch Wegas Halo aus eisenreichem Staub drang. Elenas Geist über den ganzen Kosmos verstreut? Lieber nicht daran denken!
    »Wenn du den anderen Versionen von mir begegnest«, sagte er, »die Orpheus nicht erlebt haben, hoffe ich, daß du ihnen Emotiogramme schickst, damit sie nicht eifersüchtig sind.«
    Sie runzelte die Stirn. »Werde ich es tun? Du hättest mich fragen sollen, bevor ich mich geklont habe. Aber es gibt keinen Grund für deine Klone, eifersüchtig zu sein. Da draußen dürfte es Welten geben, die noch viel fremdartiger als Orpheus sind.«
    »Das bezweifle ich. Glaubst du wirklich daran?«
    »Ich würde das hier nicht tun, wenn ich es nicht glauben würde.« Elena hatte keine Möglichkeit, das Schicksal der eingefrorenen Klone ihres früheren Ichs zu ändern. Aber jeder hatte das Recht zu emigrieren.
    Paolo nahm ihre Hand. Der Strahl war fast auf Regulus ausgerichtet, ein heißer und greller Punkt aus Ultraviolett, doch als er den Blick abwandte, bemerkte er das kühle gelbe Licht der Sonne.
    C-Z Wega hatte die Nachricht über die Kalmare bisher überraschend gut aufgenommen. Karpals Darstellungsweise hatte den Schock abgefedert, denn nur durch die lange Reise durch das reale, physikalische Universum hatte ihnen eine solche Entdeckung gelingen können. Und es war erstaunlich, wie pragmatisch sich selbst die doktrinärsten Bürger erwiesen hatten. Vor dem Start wären ›solipsistische Aliens‹ die unangenehmste aller vorstellbaren Ideen gewesen, das Abscheulichste, auf das die Diaspora stoßen konnte – doch nachdem man hier war und mit der Tatsache leben mußte, fand sich immer eine Möglichkeit, es in günstigerem Licht zu betrachten. Orlando hatte gar verkündet: »Das wird der perfekte Aufhänger für die peripheren Poleis sein! ›Eine Reise durch den Weltraum, die uns eine wahrlich fremdartige virtuelle Realität offenbart.‹ Wir können es als Synthese der zwei Weltanschauungen verkaufen.«
    Paolo machte sich trotzdem Sorgen um die Erde, wo sein anderes Ich und andere auf ein Zeichen hofften. Würden sie sich die Entdeckung der Wang-Teppiche zu Herzen nehmen und sich in ihre hermetischen Welten zurückziehen, um jeden Kontakt zur physikalischen Realität abzubrechen? Sie hatten Lacerta überlebt, sie würden alles überleben – sie mußten sich nur tief genug vergraben.
    Er sagte klagend: »Wo sind die Aliens, Elena? Die Aliens, denen wir gegenübertreten können? Mit denen wir reden können. Von denen wir lernen können?«
    »Ich weiß es nicht.« Plötzlich lachte sie.
    »Was ist?«
    »Mir ist gerade eingefallen, daß sich die Kalmare vielleicht genau dieselbe Frage

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