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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Nähe anzusehen. Das Netzwerk, die ›Träger‹, waren ein Teil heines Geistes und beruhten auf einer Reihe von Snapshots, die hie vor einigen Megatau aufgenommen hatte. Die Raum ringsum schimmerte sanft in einer Vielzahl von Farben, die von einem abstrakten mathematischen Feld durchdrungen waren, die Regel zur Berechnung einer Zahl aus einem Vektor, wozu die Milliarden von Impulsen benutzt wurden, die auf den Strecken des Netzwerks unterwegs waren. Die Kurve, die sich um das Netzwerk wand, schlang sich um jede Einzelstrecke, und durch die Summierung der Zahlen, die das Feld aus den Tangenten der Kurve über die gesamte Länge produzierte, hoffte Yatima, gewisse subtile, aber stabile Eigenschaften ermitteln zu können, auf welche Weise Informationen durch das Gebilde flossen.
    Von da aus war es nur ein winziger Schritt, eine Konstante des Bewußtseins zu finden: ein objektives Maß dessen, was in der Abfolge geistiger Zustände gleich blieb, was einem sich ständig verändernden Geist erlaubte, sich als singuläre, kohäsive Entität zu empfinden. Die allgemeine Idee war schon alt und sehr offenkundig: Erinnerungen des Kurzzeitgedächtnisses mußten sinnvoll sein, während sie reibungslos aus Wahrnehmungen und Gedanken destilliert wurden, um dann entweder vergessen zu werden oder ins Langzeitgedächtnis überzugehen. Dieses Kriterium zu formalisieren war jedoch nicht einfach. Eine zufällige Abfolge geistiger Zustände würde überhaupt keine Empfindungen ergeben, doch dasselbe galt für eine hohe Zahl geordneter und korrelierender Muster. Die Informationen mußten unbedingt auf die richtige Weise hereinströmen, damit jede Wahrnehmung und jedes interne Feedback behutsam dem vorigen Zustand des Netzwerks hinzugefügt werden konnten.
    Als Inoshiro sich meldete, zögerte Yatima nicht, hie den Zutritt zu heiner Landschaft zu gestatten. Es war schon viel zu lange her, seit sie sich das letzte Mal getroffen hatten. Aber das Icon, das nun neben hie in der Luft erschien, amüsierte hie. Inoshiros Zinnoberfläche war zerfurcht und pockennarbig, durch Korrosion verfärbt und drohte stellenweise abzublättern. Ohne die Signatur hätte Yatima hie fast nicht wiedererkannt. Auf hie wirkte diese Aufmachung komisch, aber hie schwieg dazu. Für gewöhnlich betrachtete Inoshiro die Marotten, denen hie sich hingab, mit angemessener Ironie, doch gelegentlich erwies hie sich als fast unangenehm ernst. Yatima war fast einen Gigatau lang eine persona non grata gewesen, nachdem hie sich über eine Praxis lustig gemacht hatte, die kurzzeitig in der Koalition in Mode gewesen war, nämlich ein gerahmtes Porträt des eigenen Icons herumzutragen, das im Zeitraffer ›alterte‹.
    »Was weißt du über Neutronensterne?« fragte Inoshiro.
    »Nicht viel. Warum?«
    »Gammastrahlen-Ausbrüche?«
    »Noch weniger.« Inoshiro wirkte unter all dem Rost völlig ernst, also bemühte Yatima sich an Details heiner kurzen Affäre mit der Astrophysik zu erinnern. »Ich weiß, daß in Millionen gewöhnlicher Galaxien Gammastrahlung entdeckt wurde – einmalige Blitze, die selten zweimal am gleichen Ort erfolgen. Die Statistik kommt auf etwa einen pro Galaxis alle hunderttausend Jahre … Wenn sie also nicht hell genug wären, um sie aus Milliarden Lichtjahren Entfernung bemerken zu können, hätten wir dieses Phänomen wahrscheinlich noch gar nicht wahrgenommen. Ich glaube nicht, daß die Mechanismen schlüssig erklärt sind, aber ich könnte in der Bibliothek nachschauen …«
    »Das ist überflüssig, weil alle Theorien veraltet sind. Draußen tut sich etwas.«
    Yatima hörte sich die Meldungen der Gleisner an, ohne es richtig glauben zu können, während er an Inoshiro vorbei in den leeren Himmel der Landschaft starrte. Meere aus Quarks, unsichtbare Mesonenstrahlen, kollidierende Neutronensterne … all das klang furchtbar kurios und obskur, wie ein elegantes, aber zu spezifisches Theorem am Ende einer Sackgasse.
    Inoshiro sagte erbittert: »Die Gleisner haben eine Ewigkeit gebraucht, um sich selbst davon zu überzeugen, daß der Effekt real ist. Wir haben weniger als vierundzwanzig Stunden, bis der Ausbruch das Sonnensystem trifft. Eine Gruppe in Carter-Zimmerman versucht, in das Kommunikationsnetzwerk der Körperlichen einzudringen, aber das Kabel ist mit einer hochwirksamen Isolation aus Nanoware ummantelt. Sie arbeiten auch daran, die Footprints der Satelliten neu zu arrangieren, und wollen Drohnen mitten in die Enklaven schicken, aber bislang

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