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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
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daliegt! Noch etwas schlaftrunken greife ich zu meinem Handy und wähle die Nummer unseres Zooarztes. Ich werde ihm einfach eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen, damit er von unserem Zuwachs erfährt. Stefan hat das wohl gestern in seiner Eile verbummelt. Ärgerlich, wirklich ärgerlich, zumal man in solchen Situationen wirklich nicht leichtsinnig handeln sollte. Ich mache ein paar Schritte auf Cindy zu, während mein Telefon tutet.
    »Nachtnebel?«, ertönt es etwas krächzig am anderen Ende der Leitung.
    »Oh, guten Tag, guten Morgen, Herr Dr. Nachtnebel. Rosi Jakob hier. Ich wollte Sie gar nicht wecken«, stottere ich los, während ich vorsichtig über Cinderellas Fell streichle.
    »Kein Problem, ich stehe immer um fünf Uhr auf, dann hat man mehr vom Tag«, sagt er gnädig.
    »Ich wollte nur mal nachfragen. Hat Stefan sich gestern Abend noch bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein, wieso?«
    »Weil Lucinda gekalbt hat! Wir sind Mama von einem bezaubernden Giraffenmädchen!«, juchze ich in den Hörer und kraule dabei dem frischgeschlüpften Nachwuchs den Hals. Das Babyfell fühlt sich weich an. Weich und kalt. Erschrocken taste ich weiter nach unten. Ein Schauer durchfährt mich.
    »Ja, aber … das ist aber eine Überraschung …«, ertönt es begeistert aus dem Apparat.
    »Dr. Nachtnebel!«, unterbreche ich ihn abrupt. »Ich … irgendetwas stimmt nicht mit Cinderella.« Hektisch drücke ich mein Ohr auf den Giraffenkörper und bete innerlich, dass ich mich bitte irren möge. Ich drohe an dem dicken Kloß, der von Sekunde zu Sekunde in meinem Hals wächst, fast zu ersticken.
    »Was ist denn los?«, ruft es mir aus dem Handy entgegen. Ich setze mich nun kerzengerade auf.
    »Herr Dr. Nachtnebel. Ich denke, Cinderella ist nicht mehr am Leben«, hauche ich.
    Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, beginne ich auch schon loszuschluchzen. Ich schalte mein Mobilfunktelefon aus und werfe mich auf den strohbedeckten Boden. Dort findet mich auch Dr. Nachtnebel, der eine knappe halbe Stunde später bei mir im Stall steht und bestätigt, was ich bereits diagnostiziert habe: Cinderella ist tot. Vermutliche Todesursache: ein Kreislaufkollaps. »So etwas ist bei Zoogeburten nicht unüblich. Auch in freier Wildbahn ist so eine Geburt immer wieder ein Risiko. Wieso habt ihr mich denn nicht verständigt, als die Wehen losgingen? Ich war gestern bis zehn in der Praxis und hatte auch danach mein Handy immer bei mir. Das wissen Sie doch!«
    Ich wische mir die Tränen aus dem geschwollenen Gesicht und schnäuze mir die Nase. »Stefan …«, beginne ich, beiße mir aber sofort auf die Zunge. Alle Ausreden zählen nichts, wenn die eigene Fahrlässigkeit ein Leben verlöschen lässt. Ich hätte mich einfach nicht auf Stefan verlassen dürfen, schließlich weiß ich, wie er arbeitet. Ich hätte den Doc sofort selbst informieren müssen. Bei wichtigen Dingen kann man sich eben nicht auf Kollege Mutzenberg verlassen. Das ist nichts Neues für mich.
    »Hatte nicht Herr Mutzenberg die Aufsicht über Lucindas Schwangerschaft? Zumindest hatte er zuletzt immer die Daten geschickt, wenn es darum ging, die Praxis auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen«, fragt Dr. Nachtnebel prompt.
    »Ja, sicher, aber Andreas hatte mich gestern gebeten, ihn dabei zu unterstützen«, schniefe ich schuldbewusst, und eine Träne kullert mir über die salzigen Wangen.
    »Frau Jakob, ich weiß, Sie wollen Ihren Kollegen hier nicht anschwärzen, aber so ganz koscher kommt mir die Sache nicht vor. Ich meine, Sie als sehr zuverlässige Person zu kennen. Einen solchen Fauxpas würden Sie sich doch nicht leisten.«
    Ich schweige ihn an. Sowenig ich Stefan auch leiden mag, einen Kollegen zu verpfeifen geht definitiv gegen meine Ehrvorstellungen. Dr. Nachtnebel und ich protokollieren noch Körpergröße und Gewicht der kleinen Cinderella. Einen Meter fünfzig, 40 Kilogramm, weit unter dem Durchschnitt. Sie war tatsächlich viel zu klein für ein Neugeborenes, das am Anfang knapp 180 Zentimeter groß sein sollte.
    »Wahrscheinlich hätte ich auch nicht viel ausrichten können«, versucht mich der Doc zu trösten und legt mir väterlich den Arm auf die Schulter. Dann bestellt er einen Transporter, der das Tier entsorgen soll, und ich muss erneut schlucken. Die Realität ist oft härter, als man ertragen kann.
    »Gehen Sie nach Hause, Frau Jakob, Sie müssen sich das nicht weiter ansehen. Gehen Sie ruhig.« Als könne er meine Gedanken lesen, entlässt mich unser

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