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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
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Arzt aus dem heutigen Dienst. Und um ehrlich zu sein, bin ich dafür richtig dankbar.
    Zu Hause lasse ich mir erst einmal ein Bad mit Lavendelöl ein. Das soll die Nerven beruhigen, sagt Carla immer. Ich steige in das warme Wasser und lasse mich auf den Boden der Wanne gleiten. Wie dunkle Wolken ziehen die Ereignisse der letzten Nacht an mir vorbei. Habe ich Cinderella tatsächlich im Stich gelassen? Habe ich ihren Tod auf dem Gewissen? Wieso hat Stefan den Doc nicht informiert? Ich hatte ihn doch mindestens zweimal darum gebeten. Wieso hat Andreas mir gerade heute die Verantwortung übertragen? Hat er irgendetwas geahnt? Ich habe ihn und den ganzen Zoo enttäuscht. Am meisten aber mich selbst. Ganz zu schweigen von Eric und Lucinda. Die arme Lucinda. Sicherlich wird sie schrecklich trauern. Giraffen sind so sensible Tiere. Sie hat das nicht verdient. Ich habe völlig versagt.
    Der Tod ist schon eine merkwürdige Sache. Plötzlich ist das Leben weg. Ich habe noch nie jemanden aus meinem nahen Umfeld verloren. Mein Vater ist der Einzige, der mir fehlt, aber aus anderen Gründen, schließlich hat er sich verkrümelt. Aber da ich ihn nicht kennengelernt habe, weiß ich auch nicht, wieso und wofür ich ihn vermissen sollte.
    Ich bleibe so lange in der Badewanne liegen, bis das Wasser ganz kalt ist und meine Hände völlig verschrumpelt. Vielleicht hole ich mir ja eine Erkältung. Das wäre zumindest eine kleine Strafe. Mein Herz tut mir weh vor lauter Kummer über den Giraffentod. Doch mir bleibt wenig Zeit, meinem Kummer nachzuhängen, denn das Telefon stört meine Grübelei. Andreas ist am Apparat. Doch anstatt mir Trost zu spenden, zitiert er mich mit scharfem Ton in den Zoo, wo ich dann auch in null Komma nichts wieder erscheine.
     
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, fragt er mich und blickt zwischen mir und Stefan hin und her.
    »Entschuldige bitte, Andreas, aber Dr. Nachtnebel …«, versuche ich zu erklären, in der Hoffnung, Stefan hätte Andreas bereits ins Bild gesetzt.
    »Fräulein Jakob …«, unterbricht mich Andreas unsanft. »Ich bin bereits von Stefan unterrichtet worden, dass du die Nachtwache bei den Giraffen übernommen hast. Er sagte mir auch, dass er sich darauf verlassen hatte, dass du den Arzt anrufst.«
    »Ick war immerhin die janze Zeit beschäftigt, die Jeburt zu überwachen. Wann hätte ick denn da ’n Telefon zur Hand nehmen sollen?«, beeilt sich Stefan hinzuzufügen. Ich traue meinen Ohren nicht. Entweder bin ich mittlerweile schizophren, leide an einer Bewusstseinsstörung, oder der Typ versucht gerade, die Tatsachen zu verdrehen.
    »Aber Stefan, du solltest doch … ich hatte dich doch gebeten …« Ich beginne zu stottern, wie immer, wenn ich in Situationen gerate, die so dermaßen absurd sind, dass ich sie selbst nicht glauben kann. Ich bin fassungslos, dass Andreas, jener Andreas, der mich noch am selbigen Tag um Unterstützung gebeten hatte, sich nun auf die Seite von Stefan schlägt. Wie soll ich denn dagegen ankommen, ohne mein Gesicht zu verlieren? Jede Erklärung ist hier fehl am Platze. Wenn Andreas die Wahrheit nicht sehen will, dann wird er sie erst recht nicht von mir hören. Selbstgefällig grinst Stefan vor sich hin.
    »Andy, ick finde, du solltest et dabei belassen. Wir sind alle von den Vorfällen sehr jetroffen«, säuselt Stefan scheinheilig. Entgeistert schaue ich ihn an.
    »Stefan, das ist sehr nett, wie du dich für deine Kollegin einsetzt, aber für uns stand so viel auf dem Spiel. Hier geht es ja nicht nur um grobe Fahrlässigkeit. Durch den Tod des Giraffennachwuchses ist bei uns die große Chance, in naher Zukunft aus den roten Zahlen herauszukommen, auf null geschrumpft. Das bedeutet, die Zukunft des Zoos ist mehr als ungewiss.«
    Jetzt wird mir nicht nur vorgeworfen, eine Giraffe auf dem Gewissen zu haben, sondern gleich den ganzen Zoo. Am liebsten würde ich ihm die Wahrheit erzählen, ihm sagen, was Stefan für ein Stümper, Blender und Betrüger ist und schon immer war. Aber die Worte bleiben mir im Halse stecken, wie immer, wenn es darum geht, für mich selbst Partei zu ergreifen.
    »Bin ich gefeuert?«, falle ich deshalb gleich mit der Tür ins Haus.
    »Nein, natürlich nicht. Immerhin weiß ich deinen Einsatz, was die Hunde der Büchsenschütz angeht, durchaus zu schätzen. Und auch sonst hast du bisher eigentlich einen sehr zuverlässigen Eindruck auf mich gemacht. Aber vielleicht habe ich deine Fähigkeiten überschätzt. Vor allem bin ich

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