Dicke Moepse
die könn, könn wia schlange!«, nuschelte Carla vor sich hin. Ihr Kerl hatte ihr bereits nach zehn Minuten ödester Konversation an den Busen gegrapscht, während meiner volle zwei Stunden gar keinen Ton herausbrachte und sich darauf beschränkte, dämlich vor sich hin zu glucksen.
»Aba im Schtehn pinkln, das könnse«, gab ich neidisch zu bedenken.
»Ah! Papperlapapp!«, schnodderte Carla und bewegte sich schwankend in Richtung Klo. Dann drehte sie sich mitten im Türrahmen um und blickte mich auffordernd an.
»Na komm. Was die könn, das schaffn wir auch!«, sagte sie entschlossen und schlurfte unseren Flur entlang bis zum Badezimmer, wo sie sich mit hinuntergelassenen Hosen vor der Badewanne aufbaute. Ich schwankte neugierig hinterher und ließ, meinem alkoholisierten Zustand sei Dank, ebenfalls völlig hemmungslos die Hosen fallen.
Carla beugte daraufhin die Knie und schob ihr Becken leicht nach vorn. Ihr Körper kippte bedrohlich weit nach hinten. Ich sah sie schon mit dem Hinterkopf aufs Waschbecken knallen, aber Kinder und Betrunkene haben ja bekanntlich einen Schutzengel und, wie ich in dieser Nacht feststellen konnte, auch einen viel ungehemmteren Harnfluss als nüchterne Menschen. So plätscherte Carla munter vor sich hin. Und zwar in einem gekonnten Bogen direkt in die Wanne. Sie kicherte überrascht, wahrscheinlich hatte sie selbst nicht mit dem Erfolg ihres Experiments gerechnet. Ich klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und versuchte, es ihr gleichzutun. Was soll ich sagen? Es klappte prima. In dieser Nacht versuchten wir uns noch an vier weiteren Varianten. Manneken Pis: mit durchgedrückten Knien und zusammengepressten Pobacken; sehr männlich: mit Fest- und Hochhalten des Genitals und später, mit derselben Methode, sogar zielgerichtet über der Kloschüssel, was dann leider doch danebenging. Am erfolgreichsten funktionierte die Variante des »Sich-breitbeinig-über-die-Schüssel-Stellens«.
»Schtell dia ma vor, du brings deim Kerl jahrelang bei, sich beim Pingln hinsusetzn, und dann komm der ins Bad, und du schtehs da!« Wir brachen in hysterisches Gelächter aus. Dann begann sich jedoch die Wohnung um mich herum zu drehen, und mir wurde so übel, dass ich mich übergeben musste. Das kam zwar wohl eher vom Grappagenuss, aber trotzdem habe ich mich seitdem wieder aufs Sitzpinkeln beschränkt. Ich denke, auch Carla orientiert sich wieder an der Norm und tut das, was die Gesellschaft und der gesunde Menschenverstand einer Frau beim kleinen Geschäft nun mal vorschreiben.
Apropos Gesellschaft: In meiner ganz persönlichen herrscht Chaos. Meine beste Freundin heiratet meinen besten Freund in Las Vegas, ohne mir Bescheid zu sagen, bei der Arbeit muss ich seit dem Desaster im Giraffenstall die Füße still halten, und Melanie mutiert immer mehr zur Oberzicke. Nicht nur, dass sie ständig mit neuen Affären auftrumpft, nein, sie hat auch an jedem und allem etwas herumzumäkeln. Seit neuestem intrigiert sie auch noch. Fast hätte sie es neulich geschafft, Carla und mich gegeneinander aufzubringen.
»Stimmt es, dass du dir wünschst, Jens und ich hätten uns nie kennengelernt?« Carla war schon die ganze Zeit über etwas merkwürdig zu mir gewesen, aber ich hatte das auf ihre Verliebtheit geschoben.
»Wie kommst du denn darauf?«, frage ich daher völlig überrascht.
»Mel hat so etwas gesagt«, antwortet Carla daraufhin unsicher. »Zuerst habe ich das ja auch nicht für möglich gehalten, aber andererseits …«
»Carla, Liebste! Wie kannst du nur so etwas denken? Ich gönne euch beiden euer Glück von Herzen.«
»Du hast also nichts dergleichen gesagt?« Carla schiebt schmollend ihre Unterlippe wie eine Schippe nach vorn.
»Na ja, natürlich fühle ich mich etwas vernachlässigt von euch. Vielleicht hat das Mel in den falschen Hals bekommen«, gebe ich zu bedenken.
»Hm. Da hast du ja auch recht«, lenkt Carla ein, »ich vermisse meine beste Freundin ja auch! Es tut mir leid, dass ich dich bei der Sache mit Lucinda nicht unterstützen konnte.«
»Ja, da hast du mir wirklich gefehlt, aber inzwischen hat sogar Lucinda das Drama überstanden.« Erleichtert lachen wir uns an. So schnell bringt uns doch niemand auseinander.
»Bevor noch weitere Gerüchte in Umlauf geraten: Ich hätte da noch eine Frage!« Das Thema brennt mir schon seit langem unter den Nägeln.
»Was ist denn?«
»Wann ziehst du eigentlich mit Jens zusammen?«, platzt es einfach so aus mir heraus.
»Irgendwann
Weitere Kostenlose Bücher