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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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»Die letzten drei Sonaten! Obwohl Marañón wahrscheinlich hauptsächlich die letzte hören möchte, die Nr. 32. Sie ist in c-Moll, der Tonart mit den drei B, in der auch die Zehnte steht.«
    »Findest du das nicht gruselig?« »Meinst du wegen der Freimaurersymbolik?« »Quatsch, nein. Marañón ist davon überzeugt, dass Thomas' Mörder die Tätowierung noch nicht entschlüsselt hat. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass morgen unter den Konzertgästen die Person sein wird, die ihm den Kopf abgehackt hat, und nach einer Spur sucht, die sie zum Schlüssel des Codes führt. «

55
    Am Morgen des Konzerts erhielt Inspector Mateos einen gef ütterten Umschlag aus Paris. Der Absender lautete:
    Billards Delorme 56, Rue des Filles du Ste. Genevieve-du-Mont
    Als er das Kuvert öffnete, kamen ihm ein Dutzend Liebesbriefe entgegen. Sie waren von der spanischen Frau, die Delorme vor Tagen erwähnt hatte, an Ronald Thomas gerichtet.
    Genau wie die Briefe Beethovens an seine geheimnisvolle Unsterbliche Geliebte waren auch diese nur mit Monat und Wochentag datiert. Unterschrieben waren sie mit dem Buchstaben L. Sie stammten alle aus derselben Zeit. Damals erholte sich die Frau offenbar von einer Krankheit, w ährend deren Thomas sie gepflegt hatte. Erst als es ihr besserging, hatte er sich wohl getraut, sie für einige Tage zu verlassen. Doch die Häufigkeit, mit der sie sich schrieben, zeigte, dass sie einander sehr eng verbunden waren und dass er sich ernstlich um ihre Gesundheit sorgte. Der erste Brief begann wie folgt:
    Hallo, mein K äferchen, wie geht es Dir? Wie war Dein Tag? Ich hoffe, bei Dir ist alles in Ordnung und Du ruhst dich sch ön zu Hause aus ... Was soll ich Dir erzählen? Mir geht es schon viel besser - dank Dir, weil Du mich so verhätschelt hast. Ja, ich muss nur an Deine Fürsorglichkeit denken, und schon geht es bergauf mit mir...
    Mateos fand in den Briefen keinen Anhaltspunkt f ür die Identität der Frau, doch einmal wurde ein ungewöhnlicher Schneefall in der Sahara erwähnt, der sich anscheinend einige Tage zuvor ereignet hatte.
    Dadurch konnte der Inspector feststellen, dass die Briefe von 1979 waren: Er sah alte Kalender durch und fand heraus, dass der 12. M ärz in jenem Jahr auf einen Montag gefallen war. Das war der Tag, an dem es in der Sahara geschneit hatte. Die Frau nahm dieses Ereignis zum Anlass, einige Zeilen aus einem Lied beizufügen, das sie anscheinend sehr mochte:
    Und wenn das Feuer unserer Liebe
    uns zu verzehren droht,
    bete ich zum Himmel,
    dass er Schnee fallen l ässt in der Sahara.
    Da er dem Inhalt der Briefe keine weiteren Informationen entnehmen konnte, begab sich Inspector Mateos zur Dienststelle der Kriminaltechniker. Sein Freund Salmer ón, ein wahrer Zauberkünstler in der graphologischen Analyse, sollte ihm Auskunft über die Persönlichkeit der Briefschreiberin geben. Salmerón war so erfolgreich auf seinem Gebiet, dass er an die Spitze des ersten Teams von Spezialisten in arabischer Graphologie gesetzt worden war: Wegen der zunehmenden Probleme mit islamischem Funda mentalismus hatte diese Disziplin an Bedeutung gewonnen und war mittlerweile wichtiger denn je. Als Mateos ankam, unterhielt Salmer ón sich gerade mit einem Algerier, der offensichtlich die Arbeit der Einheit beaufsichtigte. Doch als er Mateos erblickte, verabschiedete er sich sofort und kam näher.
    »Was führt dich denn her?«, fragte er und schüttelte ihm kräftig die Hand.
    »Kannst du mal einen Blick auf diese Briefe werfen?«, bat ihn Mateos und zeigte ihm das Bündel, das Delorme geschickt hatte.
    »Puh, ich stecke zurzeit bis zum Hals in Arbeit. Ist es sehr dringend?«
    »Es geht nicht so sehr um die Dringlichkeit. Aber wenn ich die Briefe den offiziellen Weg gehen lasse, bekommt sie vielleicht ein anderer Graphologe als du.« »Ganz sicher sogar, denn ich mache nur noch kriminalistische Schriftvergleiche, und dazu noch arabische. Was willst du denn wissen?«
    »Ich versuche herauszufinden, wer dies geschrieben hat. Da ich die Schreiberin nicht ermitteln kann, wüsste ich zumindest gerne, was für eine Persönlichkeit dahintersteckt.«
    »Das ist meine Spezialität, auch wenn meine Chefs mich zwangsbefördert haben. Hier mache ich nur als Sachverständiger Schriftanalysen, du weißt schon, Vergleich von Handschriften, um die Urheberschaft festzustellen, Echtheit von Unterschriften prüfen, etc. Aber das wirklich Spannende an meinem Beruf ist die Graphologie.« Seine Augen leuchteten. »Mehr

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