Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wolfrum
Vom Netzwerk:
Mark, während die Sowjetunion patriotischen Stolz aus ihm schöpfte. Sowjetführer Nikita Chruschtschow glaubte sogar, die Amerikaner nun auch politisch und militärisch schlagen zu können. Das Selbstbewusstsein, mit dem der Kreml seit 1958 die Krise um Berlin entfachte und 1962 schließlich die fast in einen dritten Weltkrieg mündende Kuba-Krise hingen mit diesen Weltraumerfolgen zusammen. «Wir produzieren Raketen wie Würstchen», drohte Chruschtschow. John F. Kennedy, der junge amerikanische Präsident, nahm seit 1960 die Herausforderung an. Er wies die Sowjetunion in ihre Schranken und verkündete, dass am Ende des Jahrzehnts ein Amerikaner auf dem Mond stehen werde. Er sollte Recht behalten und Amerika siegte am Ende im Wettlauf um das Weltall.
    22. Warum sagte Kennedy «Ich bin ein Berliner»? Am 26. Juni 1963 besuchte der junge charismatische US-Präsident John F. Kennedy im Rahmen seiner Europareise West-Berlin. Rund eine Million Menschen jubelten ihm zu, als er zunächst mit Bundeskanzler KonradAdenauer und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, bei herrlichem Sommerwetter im offenen Wagen durch die Stadt fuhr. Um 13 Uhr betrat Kennedy die Tribüne vor dem Schöneberger Rathaus. Er konnte auf fast eine halbe Million Menschen blicken, die erwartungsvoll seiner Rede entgegenfieberten.
    Kennedy hatte sich gut überlegt, was er sagen wollte, denn durch den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 war es zu einer tiefen deutsch-amerikanischen Vertrauenskrise gekommen. Drei Wochen vor dem Mauerbau hatten die berühmten «Three Essentials» – die «drei Grundbedingungen» –, die Kennedy am 25. Juli 1961 im Fernsehen präsentiert hatte, der östlichen Seite die rote Linie gezeigt, die aus amerikanischer Sicht nicht überschritten werden durfte: 1. Anwesenheit westlicher Truppen in Berlin, 2. freier Zugang nach Berlin und 3. Freiheit und Lebensfähigkeit Berlins – all dies bezog sich wohlgemerkt nur auf den Westteil der Stadt. Erstmals hatte somit ein amerikanischer Präsident von West-Berlin statt von Berlin gesprochen. War dies eine «Einladung» Kennedys an den Osten gewesen, Absperrungsmaßnahmen vorzunehmen, um das Ausbluten der DDR zu verhindern? Hatte Kennedy ein Einverständnis zum Mauerbau signalisiert?
    Am 16. August 1961, drei Tage nach dem Mauerbau, hatte die BILD-Zeitung mit einer der berühmtesten Schlagzeilen des Kalten Krieges aufgewartet: «Der Osten handelt – was tut der Westen? Der Westen tut NICHTS. US-Präsident Kennedy schweigt … MacMillan geht auf die Jagd … und Adenauer schimpft auf Brandt.» Tatsächlich waren die Westmächte erleichtert, dass mit dem Bau der Mauer die Krise um Berlin beendet war.
    Kennedys Ansprache fast zwei Jahre später sollte für die Westberliner wie Balsam wirken: «Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können: ‹Ich bin ein Berliner›». West-Berlin war der Vorposten der Freiheit und der größte moralische Trumpf des Westens im Kalten Krieg. Mögen andere im Laufe der Jahre geschwankt haben – die Amerikaner blieben in dieser Hinsicht immer standhaft.
    23. Wieso fiel ein deutscher Kanzler in Warschau auf die Knie? Am 7. Dezember 1970 unterzeichneten die Regierungschefs und die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen den Warschauer Vertrag. Wie in dem vier Monate zuvor vereinbarten Moskauer Vertrag verpflichtete man sich darin zum Gewaltverzicht und zum Einsatz für Frieden und Entspannung in Europa. Die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen waren historisch extrem belastet. Polen war das erste Opfer der nationalsozialistischen Eroberungspolitik gewesen, und kein Volk hatte so furchtbar unter der Hitler-Diktatur und der deutschen Besatzung leiden müssen, wie das polnische. Mehr als jeder sechste polnische Bürger war dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen, sechs von 35 Millionen.
    Im ersten Artikel des Warschauer Vertrages erkannte die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Grenze als westliche Staatsgrenze Polens an. Auf die Vorwürfe deutscher Vertriebenenverbände und der Opposition, «deutsches Land» werde verschleudert, antwortete Bundeskanzler Willy Brandt: Nicht die sozialliberale Koalition, sondern die Reichsregierung Hitlers habe den deutschen Osten auf dem Gewissen. Mit den Ostverträgen werde nichts preisgegeben, was nicht schon längst von einem verbrecherischen

Weitere Kostenlose Bücher