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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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«Tor») gegenübergestellt. Empfohlen wird eine Moral des Anstands, in der sich Fleiß und Sparsamkeit mit Redlichkeit und Ehrlichkeit paaren. Solche Weisheit führt nicht in philosophische Höhen. Sie dient der Bewältigung des Alltags in einer vormodernen Gesellschaft, die den Einzelnen zu einem geregelten Leben verpflichtet, sonst aber kaum vor Herausforderungen stellt.
    Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert galt das Buch der Sprichwörter als grundlegendes Erziehungsbuch der westlichen Welt. Martin Luther riet, es als «täglich Handbuch» zu benutzen (Vorrede auf die Bücher Salomonis, 1534). Es wurde zum Lieblingsbuch aller, die das ganze Leben streng an der Bibel ausrichten, wie z.B. die Puritaner in England und Amerika. Der Humanist Erasmus von Rotterdam und der Freidenker Benjamin Franklin hielten das Buch für unentbehrlich.Erst im 20. Jahrhundert versiegte das Interesse an biblischer Lebensweisheit. Doch der Inhalt des Buches hat nichts an Aktualität verloren. Auch nach Auffassung heutiger Philosophen beruht alles menschliche Zusammenleben und Wohlergehen letztlich auf der «einfachen Sittlichkeit» (Otto Friedrich Bollnow), dem anständigen Verhalten der einfachen Leute, wie es im Buch der Sprichwörter gelehrt wird.
    58. Hat der Autor des Buchs der Sprichwörter von einem anderen Buch abgeschrieben? Mehrere Schriften der alten Ägypter geben Ratschläge zur erfolgreichen Lebens- und Amtsführung. Verfasser sind im Amt ergraute hohe Beamte, Adressaten die Schüler, die sich auf den Dienst im Staat vorbereiten. Als solche Schriften erstmals entziffert und in moderne Sprachen übersetzt wurden, fiel sofort die Verwandtschaft mit dem biblischen Buch der Sprichwörter auf. Viele Anweisungen des 22. und 23. Kapitels lassen sich als Nachbildung ägyptischer Lehrsprüche erklären. In der Lehre des Ägypters Amenemope für seinen Sohn, die um 1200 v. Chr. entstand, heißt es: «Verrücke nicht den Markstein auf den Grenzen der Felder, und verschiebe nicht die Messschnur von ihrer Stelle. Sei nicht gierig nach einer Elle Ackers, und vergreife dich nicht an den Feldgrenzen einer Witwe.» Eine ganz ähnliche Anordnung ist auch in das Buch der Sprichwörter eingegangen: «Verrücke nicht die uralte Grenze, und dring nicht ein in die Felder der Waisen.» (Sprichwörter 23,10) In der Lehre des Amenemope heißt es: «Wenn dir Schätze durch Betrug zukommen, so bleiben sie nicht über Nacht bei dir…. Sie haben sich Flügel gemacht wie Gänse und sind zum Himmel geflogen.» Und im Buch der Sprichwörter: «Mühe dich nicht ab um Reichtum, da spar dir deine Klugheit! Lässt du deine Augen darüber gleiten, ist er schon weg; denn er macht sich Flügel, wie ein Adler entfliegt er zum Himmel.» (Sprichwörter 23,4–5) Die ägyptischen Wildgänse sind in Palästina zum Adler geworden. Vielleicht haben die Lehrer, die in Israel die Beamten ausbildeten, das Buch der Sprichwörter nach ägyptischem Vorbild als Übungsstoff für den Schreibunterricht zusammengestellt. Die Ägypter galten als Meister der Lebensweisheit. Auch die Bibel hat von ihnen gelernt.
    59. Du sollst, du sollst nicht: Was schreiben die Zehn Gebote vor? Die Zehn Gebote, die mit einem griechischen Fremdwortauch «Dekalog» genannt werden, gehören zu den bekanntesten Bibeltexten. Sie sind zweimal in der Bibel zu finden, im Buch Exodus und im Buch Deuteronomium (Exodus 20, Deuteronomium 5). Der Verstoß gegen «das sechste Gebot» ist unter Katholiken und Lutheranern sprichwörtlich. Doch da beginnt bereits die Verwirrung: In den reformierten Kirchen, die vor allem auf die Reformatoren Zwingli und Calvin zurückgehen, wird das Verbot des Ehebruchs als siebtes Gebot gezählt.
    A = katholische und lutherische Zählung
    B = reformierte Zählung im Heidelberger Katechismus
A
B
Gebote in Kurzfassung
1
1
Du sollst keine anderen Götter haben!

2
Du sollst dir kein Gottesbild machen!
2
3
Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!
3
4
Halte den Sabbat heilig!
4
5
Ehre Vater und Mutter!
5
6
Du sollst nicht töten!
6
7
Du sollst nicht die Ehe brechen!
7
8
Du sollst nicht stehlen!
8
9
Du sollst nichts Falsches aussagen!
9
10
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren!
10
10
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren!
    Die Bibel spricht zwar von «zehn Worten», nummeriert jedoch die Gebote nicht, daher die verschiedenen Zählweisen. Die im Folgenden zugrunde gelegte reformierte Zählung (Spalte B) dürfte den Sinn am besten erfassen.
    Das 1. Gebot

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