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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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die versklavten Menschen – und dies ist eine Besonderheit dieser Ära der Versklavung – allesamt Schwarze. Ungeachtet ihrer vorherigen Stellung wurden sie als sozial tot verortet. Es entstand ein, wie Sabine Broeck schreibt, «menschliches Laboratorium von bis dato ungekannten Ausmaßen …, in dem versklavte menschliche Wesen gleichzeitig als Arbeitskraft, als Massenware und als Objekte sogenannter wissenschaftlicher Spekulation und moderner Wissensgier fungieren konnten.» Die postulierte«Bürde des weißen Mannes», den «werdenden Menschen» Zivilisation zu lehren, ging einher mit einer umfassenden Zwangschristianisierung der Schwarzen Bevölkerung in Afrika und den Amerikas. Schließlich war auch die Rentabilität und Nachhaltigkeit des europäischen Versklavungshandels historisch neu. Jenseits der direkt am Menschenhandel beteiligten Strukturen und Personen erstarkte ganz Europa ökonomisch. Eine neue Wirtschaftsordnung globalen Ausmaßes formierte sich, von der Europa und später Nordamerika nachhaltig und bis in die Gegenwart profitierten.
    26. Hat die Industrielle Revolution etwas mit der europäischen Versklavung von Afrikaner_innen zu tun?   Seit dem 16. Jahrhundert gab es
weiße
Europäer, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, dass sie Afrikaner_innen verschleppten und deportierten, Aktien entsprechender Unternehmen erwarben oder diesen Waren wie etwa Ketten, Zwieback, Holzfässer oder Schiffe verkauften. Der Tauschhandel Ware – Mensch ging mit dem Anstieg der Versklavung zurück und verlor bald an Bedeutung. Oft wurde das im Verkauf gewonnene Geld auch in den Kauf von Produkten investiert, die afrikanische Arbeitskräfte geschaffen hatten. Dies brachte sowohl den Plantagenbesitzer_innen Profit als auch den Menschenhändlern, die die in Europa begehrten Waren verkauften.
    Die Tätigkeit dieser privaten Unternehmen und Handelskontore sicherten die europäischen Staaten mit der Vergabe von Monopolen, Lizenzen und anderen Rechten ab, wovon diese wiederum finanziell erheblich profitierten. Außerdem gelangten nun eine Reihe von Produkten als Massenware nach Europa (etwa Tabak, Tee oder Zucker), die ebenso zur wirtschaftlichen Stimulation beitrugen wie andere Güter (wie z.B. Baumwolle), die völlig neue Industriezweige hervorbrachten und zugleich industrielle Massenfertigungen und technische Neuerungen erheblich beförderten. Die gewaltigen Profite daraus flossen wiederum sowohl in die Industrialisierung wie in den Handel mit Schwarzen Menschen selbst. Das alles trug auch dazu bei, dass der europäische Handel mit Schwarzen zu einer ökonomischen Globalisierung führte. Bislang weit voneinander entfernte Regionen wurden politisch und ökonomisch miteinander vernetzt – allerdings auf der Grundlage einer umfassenden Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Nutznießer waren Europa und zunehmend Nordamerika auf Kosten einer zügellosen Ausbeutung weltweiter natürlicherRessourcen und der Unterdrückung von People of Color. Der Profit floss in die euro-nordamerikanische landwirtschaftliche und industrielle Infrastruktur. Die Industrielle Revolution ist ohne diese Prozesse historisch nicht zu erklären.
    27. Profitierte Deutschland vom europäischen Versklavungshandel?   Kolonialismus und Sklaverei stellten ebenso ein gesamteuropäisches Projekt dar wie die Etablierung des Rassismus als deren ideologische Säule. Die deutsche Aufklärung und speziell Kant, der den Begriff «Rasse» in Deutschland maßgeblich einführte, haben Sklaverei mitlegitimiert. Noch nach dem offiziellen Verbot des Handels mit afrikanischen Menschen attestierte Hegel dem afrikanischen Kontinent die Abwesenheit von Moral, sozialer Dynamik und Geschichte. Die Sklaverei könne den Afrikaner_innen lehren, was Freiheit sei, und erst wenn sie diese Lektion gelernt hätten, so könnten sie in die Freiheit entlassen werden.
    Überdies waren Deutsche ab dem 15. Jahrhundert wirtschaftlich am Kolonialhandel beteiligt. Deutsche Zuckergesellschaften besaßen ebenso Anteile an anderen europäischen Unternehmen wie deutsche Handelshäuser Ländereien außerhalb Europas. Am Aufstieg der britischen Plantagenökonomie partizipierten deutsche Wirtschaftsunternehmen ebenso wie an dem damit verbundenen Handel mit afrikanischen Menschen. Deutsche waren nicht nur Teilhaber von Kolonialfirmen, sie unterhielten auch Reedereien, die direkt in den Handel involviert waren. Hinzu kam, dass deutsche Firmen durch die Produktion von Ketten und anderen Gütern,

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