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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Strukturen und Annahmen der Sklaverei bis heute im kollektiven Gedächtnis als Rassismus fortleben.
    29. Warum weißte sich Elisabeth I. und wer tanzte auf der Hochzeit von James I.?   Elisabeth I. (1533–1603), die im Alter von 25 Jahren den englischen Thron bestieg, wird oft jungfräuliche Königin genannt. Damit wird aus der königlichen Not, dass sie keine Kinder gebar, eine Tugend der Unschuld gemacht. Dies steht vermutlich im Zusammenhang mit der Tatsache, dass sie sich als weiß geschminkte Königin inszenierte. Auf zeitgenössischen und späteren Porträts erscheint ihr Gesicht oft wie in Kalk getaucht: sie steht im Zentrum einfallenden Lichtes und hat ein auffallend helles Gesicht, auf dem rote Wangen leuchten, was durch einen schwarzen, oft konturlosen Hintergrund noch verstärkt wird.
    Hier präsentiert sich ein Schönheitsideal, das auf einem «hype of fairness» aufbaut, der in hohem Maße kosmetisch gewährleistet und literarisch exzessiv ausgemalt wurde. Gleichzeitig wandelte sich auch die Bedeutung des Wortes
fairness:
Es meinte nun ausdrücklich
weiße
Schönheit.
    In Shakespeares Werk gehört dieses neue «fair» zu den zehn amhäufigsten verwendeten Worten. Die «procreation sonnets» beginnen mit den Zeilen «From fairest creatures we desire increase». Gemeinhin wird angenommen, dass das lyrische Ich hier einen
weißen
jungen Mann besingt. Es gibt aber auch Ansätze, die diese Sonette und Zeilen als an Elisabeth I. gerichtet interpretieren. Dann hätten sie eine sehr kritische Auflehnung gegen ihre Kinderlosigkeit beinhaltet, die sie als tugendhafte Jungfräulichkeit ausgab und der andere Dichter huldigten. Edmund Spenser (1552–1599) preist in
The Fairie Queen
(1590) die Schönheit Elisabeth I. und vergleicht seinen poetischen Wunsch,
Fairieland
zu repräsentieren, mit den Bemühungen, die «Neue Welt» zu «entdecken».
    Hier deutet sich an, dass es zu einseitig wäre, die (Selbst)Inszenierung von Elisabeth I. als «weiße Königin» allein als Strategie zur Verteidigung ihrer Kinderlosigkeit zu lesen. Elisabeth war es, die die Engländer_innen in den europäischen Handel mit Afrikaner_innen führte und bewirkte, dass die Portugiesen ihre diesbezügliche Vormachtstellung verloren und die spanische Flotte erheblich geschwächt wurde. Dass die bei der Verschleppung afrikanischer Menschen angewendeten Gewaltexzesse nicht mit den eigenen Idealen vereinbar waren, wurde von Intellektuellen wie Shakespeare (etwa in
Othello
oder
The Tempest
) dargestellt. Gegen solche Kritik etablierten sich Rechtfertigungspolemiken, die auf Konstruktionen von «Hautfarbe» aufbauten. In Anschluss an die christliche Farbsymbolik verkörperten Weißsein und ihr Aushängeschild, die
fairness,
Schönheit, Norm(alität) und Überlegenheit – und Schwarz, auch als durch «Hautfarbe» definierte Position, deren Gegenteil. Dies erklärt, warum
fairness
nun auch männlichen Körpern zugedacht werden musste – sie waren die Hauptakteure von Sklaverei und beginnender Kolonisierung.
    Der von Elisabeth I. zelebrierte «hype of fairness» hatte großen Anteil daran, englisches Weißsein als überlegen zu inszenieren. Dabei waren ihr zwar Schwarze als Sklav_innen an ihrem Hof willkommen, jedoch beargwöhnte sie zugleich die Tatsache, dass mehr und mehr Schwarze Sklav_innen nach England gebracht wurden. Aus Furcht um das Weißsein ihrer Nation verfügte sie in Dekreten von 1596 und 1601, dass Schwarze aus England zu verstoßen seien. Zwar wurden daraufhin tatsächlich Sklav_innen an Portugal verkauft, allerdings ohne nachhaltige Folgen für deren Präsenz in England. Zu tief war England in die Versklavung Schwarzer Menschen verwickeltund zu groß das Interesse, davon weiter zu profitieren. Zu den traurigen Höhepunkten dieser Geschichte gehört es, dass Elisabeths Nachfolger James I. (1566–1625, Krönung als James I. 1603) anlässlich seiner Hochzeit mit Anna von Dänemark 1589 es als festlichen Genuss ansah, zehn versklavte Menschen nackt im Schnee tanzen zu lassen – getragen von der Idee, dass dies die Schönheit seiner Frau (die so weiß war wie Schnee, Schneewittchen erinnert an diese Schönheitsmetapher) unterstreiche. Was bestenfalls als Randnote der britischen Königsgeschichte bekannt ist, kostete diesen versklavten Afrikaner_innen, die erfroren oder an Lungenentzündung erkrankten, das Leben.
    «Hautfarbe» erweist sich hier nicht mehr nur als Marker des «Anderen», sondern Weißsein als Schauplatz der

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