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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Außenhandelspartner Südafrikas – trotz internationaler Embargobestimmungen. Nelson Mandela und sein ANC galten im Westen einigen Regierungen noch 1988/89 als «terroristisch».

IV. Rassismus (in) Begriffen
    51. Wie wird rassistisches Sprechen gerechtfertigt?   Die Bedeutung von Sprache lässt sich schwerlich überschätzen. Im Kontext von Rassismus dient sie seit jeher zur abwertenden Fixierung und Markierung von als anders konstruierten Menschen – sowohl nach außen als auch nach innen. Es ist bemerkenswert, dass dabei nur selten auf den vorhandenen Wortschatz zurückgegriffen wurde. Stattdessen formierte sich in den europäischen Sprachen ein neuartiges Vokabular. Entweder wurden gänzlich neue Wörter erfunden oder es wurden bestehende Begriffe herangezogen, die im europäischen Kontext abwertend benutzt werden. Außerdem wurde auf Termini zurückgegriffen, die ihren Sinngehalt aus einem evolutionistischenKonzept von gesellschaftlicher Entwicklung bezogen und im aktuellen Sprachgebrauch bis heute mindestens «Primitivität», wenn nicht gar «Barbarei» unterstellen. Im Kern zielen beide Strategien – der Neologismus ebenso wie das Füllen bestehender Wörter mit neuen Bedeutungsinhalten – darauf ab, Europa als überlegenen Ort von Kultur und «Zivilisation» zu verorten und jene Menschen und Territorien, die es homogenisierend als sein «Anderes» konstruierte, als unterlegenen Schauplatz von «Natur» und abwesender «Zivilisation» zu imaginieren. Dort gebe es lediglich «Noch-nicht-Kulturen», die sich im «Warteraum der Geschichte» befänden (Dipesh Chakrabarty).
    Viele der fraglichen Begriffe finden in Medien, Schulbüchern oder der Alltagssprache weitgehend unhinterfragt Verwendung oder werden sogar verteidigt. Die Rechtfertigungen folgen den immer gleichen Mustern.
    1.
Ich habe gar nicht gewusst, dass dieses Wort abwertend ist.
Die Konstatierung dieses Nicht-Wissens bedeutet in der Regel nicht, dass die betreffende
weiße
Person – trotz Kritik oder Erklärung – ihre gewohnte Sprechpraxis aufzugeben bereit ist. Vielmehr schließt sich daran häufig die Begründung an:
    2.
Das sagen doch alle so. Früher ist das Wort nicht diskriminierend gewesen
,
und ich persönlich meine das Wort auch gar nicht rassistisch.
Da Sprache durch historische, gesellschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenhänge geprägt ist, ist das Kriterium, wie ein Wort individuell und persönlich gemeint ist, schlichtweg irrelevant. Genauso wenig taugt als Argument, dass es «alle» schon immer benutzt hätten.
    3.
Dieses Wort ist nun einmal ein historischer Begriff oder ein historisches Zeugnis. Es gehört einfach zu uns.
«Uns» meint nur ein
weißes
Kollektiv. Und für «historische Begriffe» gibt es gerade in Deutschland sehr viele andere Beispiele, die wir mit guten Gründen nicht mehr benutzen.
    4.
Dieses oder jenes Wort ist ja «nicht so wichtig». Du weißt doch, was ich meine/dass ich nicht so denke.
Oder:
Wir sollten nicht zu sehr an der Wortwahl kleben.
Hier wird Sprache als Zustand dem Handeln als Prozess gegenübergestellt und implizit als Nicht-Handlung bzw. inhaltslos ausgegeben. Zudem wird eine angebliche historische und gegenwärtige Neutralität gewordener Begriffe unterstellt und stilisiert.
    5.
Ein Insistieren auf das Vermeiden rassistischer Wörter ist schon deswegen unsinnig, weil sich dadurch ohnehin nichts ändert bzw. dass sich zunächst die «Wirklichkeit» ändern müsse. Wie aber könnte sich in der Gesellschaft etwas ändern, wenn niemand adäquat darüber spricht?
    6.
Das mag ja alles stimmen, aber es gibt
(
leider
)
keine anderen Begriffe.
Alternative Begriffe gibt es durchaus. Der bewusste Verzicht auf rassistische Begriffe führt nicht zu terminologischen Leerstellen. Er setzt aber aktives Arbeiten voraus, wozu unter anderem gehört, sich mit den Gegenbezeichnungen von rassistisch Diskriminierten zu befassen, diese in den eigenen Sprachwortschatz zu integrieren und im Alltag anzuwenden.
    7.
Das ist mir viel zu pc!
Es ist in der Regel kein Kompliment, wenn etwas als «political correct» bezeichnet wird. Gemeint ist häufig, dass politisch überzogen und überempfindlich agiert werde. So werden im Bumerangverfahren diejenigen, die etwas als rassistisch bezeichnet haben, in die Position gebracht, sich verteidigen und erklären zu müssen.
    8.
Ich kenne einen Schwarzen, und der hat gar nichts gegen das Wort.
Oder:
Schwarze bezeichnen sich doch selbst so.
Es macht einen Unterschied, wer in

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