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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Die lustigen Männer und Frauen gaben 2006 ihrem Faschingsverein diesen Namen. «Spaßig» gemeint, aber voll daneben, wird hier an eine Episode aus der Bayreuther Geschichte erinnert: Einen namentlich unbekannten Afrikaner verschlug es 1865 nach Bayreuth – dort wurde er einer Zwangswäsche unterzogen. Die Frage dürfte erlaubt sein: Warum nennt jemand seinen Faschingsverein nach diesem Gewaltereignis?
    63. Kann Essen rassistisch sein?   Die Speisen selbst natürlich nicht. Aber die Benennungen können es schon in sich haben. Der Name einer Speise soll knackig auf den Punkt bringen und für alle sofort verständlich transportieren, was zu erwarten ist. Manche Namen verraten uns angeblich, wo das jeweilige Nahrungs- oder Genussmittel gern oder häufig gegessen oder wo es hergestellt wird. Versuchen Sie aber mal in Berlin «Berliner» (Pfannkuchen), inKilkenny «Kilkenny» oder in Szeged «Szegediner Gulasch» zu bekommen – es wird Ihnen nicht gelingen. Das ist jeweils erklärbar und witzig. Der Spaß hört allerdings auf, wenn die kulinarische Bildersprache auf rassistischen Stereotypen aufbaut, die sich in kollektiven Zuschreibungen bündeln.
    Wenn eine Paprikasoße scharf ist, dann klingen erotisierende Fantasien über Menschen an, die mit dem Begriff «Zi.» diskriminiert werden: sie seien so «scharf» wie Esmeralda und gehörten dorthin, wo die Paprika ursprünglich herkommt. Hersteller_innen dunkler Lebensmittel lieben es ebenfalls, zweifelhafte Assoziationen aufzurufen. Man denke etwa an die Afri-Cola. Die Anziehungskraft des Wörtchens «Mohr» ist ebenfalls ungebrochen. Sobald etwas einen Schokoladenüberzug hat, blinkt dieses Wörtchen im Genussregister auf. Auch beim «Kameruner», einem knusprig braunen Krapfen, geht es um das «Hautfarbenkonstrukt». Das ökonomische Argument ist nicht stichhaltig, denn dass Menschen sich von plötzlichen Namensänderungen ihrer Lieblingsprodukte nicht irritieren lassen, zeigen die Schaumküsse, die jetzt für die eigene Firma Werbung laufen, wenn sie Dickmänner oder Grabower Küsschen heißen. In Summt vor den Toren Berlins ist das noch nicht ganz angekommen. Dort wirbt seit knapp 20 Jahren ein Händler mit dem fast schon wieder lustigen Spruch an einer viel befahrenen Straße unübersehbar: «Frische Ost-N.küsse». Ich habe aufgehört, mir Produkte zu kaufen, die mir zu sehr nach Rassismus schmecken.
    64. Kann ein Mensch illegal sein?   Illegal meint gesetzeswidrig und bezieht sich auf ein Handeln, das gegen geltende Gesetze verstößt. Ist von einem «Illegalen» die Rede, so sind jene Menschen gemeint, die aus verschiedenen Gründen nach Europa geflüchtet sind und dort ohne gültige Amtspapiere leben. Damit widerspricht ihr Aufenthalt geltendem Gesetz, ist ihr Handeln gesetzeswidrig. Sie selbst aber sind es nicht. Wie auch sollten Menschen illegal sein. Wird aber im Substantiv «Illegale» suggeriert, dass die Menschen selbst gesetzeswidrig sind, dann werden sie in und durch Sprache als eine Bedrohung dargestellt, gegen die sich zu verteidigen angeraten sei. Diese Annahme bildet den Boden für eine Stimmungsmache, die Übergriffe auf solchermaßen illegalisierte Menschen befördert – und letztlich auch auf all jene, die in rassistischer Perspektive «Flüchtlinge» oder «Ausländer» sein könnten.

V. Rassismus – Spuren und Auswirkungen
    65. Was ist eine Insel?   «Schließen Sie die Augen und stellen sich eine Insel vor», bat ich meine Studierenden in einem Seminar. Die daraus resultierende Assoziationskette war lang: einsam, Palmen, wilde Tiere, Abenteuer, Urlaub, Isolation, Gefängnis, fremd, soziales Experimentierfeld,
weiße Flecken
auf der Landkarte. Bei genauerem Hinsehen wird sichtbar: Was hier als Insel wahrgenommen wird, hat wenig mit Inseln wie Helgoland und noch weniger mit Großbritannien oder Japan zu tun. Wir sehen nichts, was der Bandbreite existierender Inseln gerecht werden könnte, sondern eine bestimmte Idee einer Insel – und zwar jene, die die europäische Imagination seit Jahrhunderten in ihren Bann zieht: wir sehen eine einsame tropische Insel, die von kolonialistischen Fantasien nur so strotzt. Da verschränken sich exotische Fantasien, die Affen auf Palmen voller Kokosnüsse setzen, mit Angstfantasien, die den kolonialen Raum als gefährlich konturieren. Dies ist ein Schauplatz von Natur, in dem Kultur fern, ja, abwesend ist. Es gibt keine gesellschaftlichen Strukturen, nur jene, die man selbst aufbauen kann. So wird die

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