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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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steht die Zeit entweder still, oder sie vergeht wie im Flug. Ich hörte einen Morgenvogel rufen und dann noch einen, der ihm antwortete, und ich wartete noch immer. Als die ersten Lichtstrahlen am Nachthimmel erschienen, atmete ich tief durch. Ich schaute mich ausgiebig um, spähte zwischen die Bäume, sah aber nichts. Die einzige Bewegung war die eines Schwarms kleiner Vögel, die durch die Äste huschten, und die silbernen Regentropfen, die sie von den Blättern schüttelten. Meine Verfolger waren verschwunden. Das kleine Tier, das nach mir geschnappt hatte, hatte keinerlei Spuren seines Auftauchens auf der nassen Straße hinterlassen, und von dem größeren Tier, das hinter mir gewesen war, war nur ein einziger Abdruck am Straßenrand zu sehen. Es war ein kleiner Hund. Und das war alles.
    Ich drehte mich um und machte mich wieder auf den Weg zur Burg hinauf. Während ich ging, begann ich zu zittern. Nicht aus Angst, sondern weil die Spannung von mir abfiel und Wut sie ersetzte.
    Was hatten sie von mir gewollt? Wollten sie mir Angst einjagen? Wollten sie mich von ihrer Anwesenheit in Kenntnis setzen und mir zu verstehen geben, dass sie wussten, was ich war, und wo ich lebte? Nun, das hatten sie getan und noch weit mehr. Ich brachte meine Gedanken wieder in Ordnung und versuchte kühl abzuschätzen, welche Bedrohung sie darstellten. Meine Gedanken und Sorgen kreisten dabei nicht nur um mich selbst: Wussten sie von Jinna? Waren sie mir von ihrer Tür aus gefolgt, und falls ja, wussten sie auch über meinen Jungen Bescheid?
    Ich fluchte über meine eigene Dummheit und Sorglosigkeit. Wie hatte ich mir jemals einbilden können, dass die Gescheckten mich in Frieden lassen würden? Sie wussten, dass Fürst Leuenfarb aus Bocksburg stammte, und dass sein Diener Tom Dachsenbless über die Alte Macht gebot. Sie wussten auch, dass Tom Dachsenbless Lutwin den Arm abgeschlagen und ihnen ihre königliche Geisel geraubt hatte. Ohne Zweifel sinnten die Gescheckten auf Rache. Die konnten sie schnell und einfach haben, indem sie eine ihrer feigen Schriftrollen verbreiteten und mich als jemanden mit der Alten Macht denunzierten. Dafür würde man mich hängen, vierteilen und verbrennen. Hatte ich geglaubt, dass ich in Burgstadt sicher vor ihnen sein würde?
    Ich hätte wissen müssen, dass dies geschehen würde. Nachdem ich mich einmal wieder auf Bocksburgs Hofpolitik eingelassen hatte, hätte mir klar sein müssen, dass ich für jedwede Intrige anfällig war, die damit einherging. Ich hatte gewusst, dass das geschehen würde, räumte ich bitter ein. Und für fast fünfzehn Jahre hatte mich dieses Wissen von Bocksburg ferngehalten. Nur Chade und seine Bitte um Hilfe bei der Suche nach Prinz Pflichtgetreu hatten mich zurück gelockt. Nun hatte mich die kalte Wirklichkeit wieder. Mir standen nur zwei Möglichkeiten offen. Entweder musste ich all meine Bindungen kappen und fliehen, wie ich es schon einmal getan hatte, oder ich musste mich voll und ganz in die Intrigen stürzen, die schon immer Teil des Weitseher-Hofs von Bocksburg gewesen waren. Wenn ich blieb, musste ich wieder wie ein Assassine denken, der sich stets der Risiken und Bedrohungen für sein eigenes Leben bewusst ist. Meine Taten konnten aber auch die Menschen, die mir lieb waren in Gefahr bringen.
    Ich suchte in Gedanken nach dem richtigen Weg, als ich die Wahrheit erkannte. Ich musste wirklich wieder ein Assassine sein, nicht nur wie einer denken. Wenn ich Menschen begegnete, die meinen Prinzen oder mich bedrohten, musste ich bereit sein zu töten. Die Verbindung war nämlich nicht zu leugnen: Jene, die gekommen waren, Tom Dachsenbless ob der Alten Macht und des Tods seines Wolfes zu reizen, waren Menschen, die ganz genau wussten, dass auch Prinz Pflichtgetreu über die verabscheuungswürdige Tiermagie verfügte. Das war ihre Möglichkeit, auf den Prinzen Einfluss zu nehmen. Sie würden ihr Druckmittel nicht nur dazu benutzen, die Verfolgung jener mit der Alten Macht zu beenden, sondern auch, um Macht für sich persönlich zu gewinnen. Die Konfrontation mit ihnen wurde nicht leichter dadurch, dass ich teilweise mit ihnen sympathisierte. Auch in meinem Leben hatte ich unter dem Makel der Alten Macht gelitten. Ich verspürte nicht den Wunsch, irgendjemand anderen mit dieser Last zu sehen. Hätten sie nicht solch eine Bedrohung für meinen Prinzen dargestellt, ich hätte mich ihnen vielleicht sogar angeschlossen.
    Meine wütenden Schritte trugen mich bis zum Wachhaus an den

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