Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
in seinem Umfeld erwartet hätte.« Er blickte mich seltsam an, als erwarte er, dass ich etwas darauf erwidern würde, doch ich hielt meine Zunge im Zaum; ich wusste genau, worauf er hinauswollte. Nach einem Augenblick zuckte er mit den Schultern. »Nun denn. Ein Fremder, der glaubt, seine eigene Wache zu brauchen, während er in Bocksburg lebt … Mach, dass du weiterkommst, Tom Dachsenbless. Wir kennen dich jetzt, und ich hoffe, das lässt dich nachts besser schlafen.«
Sie ließen mich in die Burg hinein, und ich kam mir dumm vor und fühlte mich unzufrieden. Ich musste mit Kettricken sprechen und sie davon überzeugen, dass die Gescheckten eine echte Gefahr für Pflichtgetreu darstellten. Doch ich bezweifelte, dass meine Königin in den kommenden Tagen auch nur einen Augenblick Zeit für mich haben würde. Die Verlobungszeremonie fand heute Abend statt. Ihre Gedanken waren sicherlich voll von den Verhandlungen mit den Äußeren Inseln.
In den Küchen herrschte reger Betrieb. Zofen und Pagen bereiteten ganze Reihen von Teekesseln und Porridge-Terrinen vor. Die Gerüche weckten meinen Hunger. Ich hielt inne, um ein Frühstückstablett für Fürst Leuenfarb voll zu laden. Auf einem Teller stapelte ich Räucherschinken und frische Brötchen sowie einen Topf mit Butter und Erdbeermarmelade. Es gab einen Korb mit Birnen, und ich suchte mir ein paar besonders feste aus. Als ich die Küchen verließ, begrüßte mich eine Gartendienerin mit einem Tablett voll Blumen auf dem Arm. »Bist du nicht Fürst Leuenfarbs Mann?«, fragte sie, und auf mein Nicken hin, winkte sie mir stehen zu bleiben, damit sie meinem Tablett ein Bouquet frisch geschnittener Blumen und einen kleinen Strauß weißer Blüten hinzufügen konnte. »Für Seine Gnaden«, sagte sie mir unnötigerweise und machte sich dann wieder auf den Weg.
Ich stieg die Treppe zu Fürst Leuenfarbs Gemächern hoch, klopfte und trat ein. Die Tür zu seinem Schlafgemach war geschlossen, doch bevor ich das Frühstück anrichten konnte, kam er angekleidet heraus. Sein schimmerndes Haar war zurückgekämmt und im Nacken mit einer blauen Schleife zusammengebunden. Er hatte sich ein blaues Jackett über den Arm gelegt. Dazu trug er ein weißes Seidenhemd, das vorne mit Spitzen verziert war und eine eng anliegende blaue Hose, einen Farbton dunkler als das Jackett. Mit seinem goldenen Haar und den bernsteinfarbenen Augen erinnerte das Gesamtbild an den Sommerhimmel. Er lächelte mich warm an. »Schön zu sehen, dass du erkannt hast, dass frühes Aufstehen zu deinen Pflichten gehört, Tom Dachsenbless. Wenn doch nur auch dein Geschmack in Sachen Kleidung ebenso erwachen würde.«
Ich verneigte mich ernst vor ihm und zog einen Stuhl zurück. Sanft und gelassen sprach ich mit ihm in einem Tonfall mehr als Freund, denn als Diener. »Um die Wahrheit zu sagen, war ich gar nicht im Bett. Harm ist erst am frühen Morgen gekommen. Auf dem Heimweg bin ich auf ein paar Gescheckte gestoßen, die mich ein wenig länger aufgehalten haben.«
Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Er setzte sich nicht, sondern ergriff mein Handgelenkt. »Bist du verletzt?«, fragte er besorgt.
»Nein«, versicherte ich ihm und winkte ihn an den Tisch. Widerwillig setzte er sich hin. Ich trat auf die andere Seite des Tisches und richtete das Frühstück für ihn an. »Das war nicht ihre Absicht. Sie wollten mich nur wissen lassen, dass sie meinen Namen kennen und wissen, wo ich mich aufhalte. Sie wissen auch, dass ich zu den Zwiehaften gehöre und dass mein Wolf tot ist.«
Die letzten Worte musste ich mir förmlich abringen. Es war, als könnte ich mit dieser Wahrheit leben, solange ich sie nicht laut aussprach. Ich hustete und griff rasch nach den Schnittblumen und murmelte: »Die stelle ich neben das Bett.«
»Danke«, erwiderte er mit ebenso gedämpfter Stimme wie ich.
In seinem Schlafgemach fand ich eine Vase. Offensichtlich war selbst das Gartenmädchen mit Fürst Leuenfarbs Vorlieben vertrauter als ich. Ich füllte die Vase mit Wasser aus dem Waschkrug und stellte die Blumen auf einen kleinen Tisch neben seinem Bett. Als ich wieder zurückkehrte, hatte er sein Jackett angezogen und einen kleinen Strauß weißer Blüten ins Knopfloch gesteckt.
»Ich muss so schnell wie möglich mit Chade sprechen«, sagte ich, während ich ihm Tee einschenkte. »Aber ich kann wohl kaum einfach an seine Tür hämmern.«
Fürst Leuenfarb hob die Tasse und nippte am Tee. »Hast du nicht über die Geheimgänge
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