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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zugang zu seinen Gemächern?«
    Ich blickte ihn an. »Du kennst den alten Fuchs. Seine Geheimnisse gehören ihm allein, und er wird nicht riskieren, dass irgendjemand ihn in einem unbedachten Augenblick ausspioniert. Er muss Zugang zu den Gängen haben, aber ich weiß nicht wie. War er vergangene Nacht lang auf?«
    Fürst Leuenfarb zuckte zusammen. »Er hat noch immer getanzt, als ich beschlossen habe, mein Bett aufzusuchen. Für einen alten Mann besitzt er eine beachtenswerte Energie, wenn er erst einmal beschlossen hat, sich zu amüsieren. Aber ich werde einen Pagen mit einer Nachricht zu ihm schicken. Ich werde ihn einladen, heute Nachmittag mit mir auszureiten. Ist das früh genug?« Er hatte die Besorgnis in meiner Stimme bemerkt und stellte keine Fragen. Dafür war ich ihm dankbar.
    »Es wird schon gehen«, versicherte ich ihm. »Vermutlich wird er vorher ohnehin noch keinen klaren Kopf haben.« Ich schüttelte meinen Kopf, als könne ich so wieder Ruhe in meine Gedanken bringen. »Plötzlich gibt es so viel, worüber ich nachdenken muss, so viel worüber ich mir Sorgen mache. Wenn diese Gescheckten über mich Bescheid wissen, dann wissen sie auch vom Prinzen.«
    »Hast du irgendjemanden von ihnen erkannt? Gehörten sie zu Lutwins Bande?«
    »Es war dunkel, und sie sind nicht nahe genug an mich herangekommen. Ich habe die Stimme einer Frau und die eines Mannes gehört, aber ich bin sicher, dass es mindestens drei waren. Einer war mit einem Hund verschwistert, ein anderer mit einem kleinen, schnellen Säugetier, einer Ratte oder einem Wiesel vielleicht.« Ich atmete tief durch. »Ich möchte, dass die Wachen am Burgtor in Alarm versetzt werden. Und der Prinz sollte ständig von irgendjemandem begleitet werden. ›Ein Tutor von der muskulösen Sorte‹, wie Chade selbst vorgeschlagen hat. Ich muss Abmachungen mit Chade treffen, wie ich ihn möglichst schnell erreichen kann, sollte ich seine Hilfe oder seinen Rat benötigen. Und man sollte ständig in der Burg nach Ratten suchen, besonders in den Gemächern des Prinzen.«
    Fürst Leuenfarb holte Luft, um zu sprechen, schluckte seine Frage aber lieber hinunter. Stattdessen sagte er: »Ich fürchte, ich habe noch etwas, worüber du nachdenken musst. Prinz Pflichtgetreu hat mir gestern einen Brief zugesteckt, in dem er zu wissen verlangt, wann du mit seinem Gabenunterricht zu beginnen gedenkst.«
    »Das hat er niedergeschrieben?«
    Auf Fürst Leuenfarbs zögerliches Nicken hin war ich entsetzt. Mir war durchaus klar gewesen, dass der Prinz mich vermisste. Da wir durch die Gabe miteinander verbunden waren, mussten mir solche Dinge bewusst sein. Ich hatte meine Gabenmauer errichtet, um meine Gedanken für mich zu behalten, aber so gewandt war der Prinz ohnehin noch nicht. Mehrere Male hatte ich seine schwachen Versuche gefühlt, mich zu erreichen, aber ich hatte sie ignoriert und mir immer wieder gesagt, es würde sich eine bessere Gelegenheit dafür ergeben. Mein Prinz war offensichtlich nicht so geduldig. »Oh, dem Jungen muss man Vorsicht beibringen. Manche Dinge sollte man niemals zu Papier bringen, und diese …«
    Plötzlich versagte mir die Stimme. Ich musste blass geworden sein, denn Fürst Leuenfarb stand sofort auf und wurde mein Freund der Narr, als er mir seinen Stuhl anbot. »Bist du in Ordnung, Fitz? Droht ein Anfall?«
    Ich ließ mich auf den Stuhl fallen. Mein Kopf drehte sich, während ich über das ganze Ausmaß meiner Torheit grübelte. Ich bekam kaum genug Luft, um meine Dummheit einzugestehen. »Narr. All meine Schriftrollen, alles, was ich geschrieben habe. Ich bin Chades Ruf so schnell gefolgt, dass ich sie in meiner Hütte zurückgelassen habe. Ich habe Harm gesagt, er solle die Tür verriegeln, bevor er nach Burgstadt kommt, aber er wird wohl kaum meine Schriften versteckt haben. Wenn die Gescheckten klug genug sind, mich mit Harm in Verbindung zu bringen …«
    Mehr musste ich dem Narr nicht mehr sagen. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er hatte alles gelesen, was ich so tollkühn dem Papier anvertraut hatte. Nicht nur meine wahre Identität war dort festgehalten, sondern auch Weitseher-Angelegenheit, die besser für immer in Vergessenheit geraten wären. Auch meine persönlichen Schwächen standen in den verfluchten Schriftrollen: Molly, meine verlorene Liebe und Nessel, meine Bastardtochter. Wie hatte ich nur so dumm sein können, solche Gedanken zu Papier zu bringen? Wie hatte ich zulassen können, dass der vermeintliche Trost, den mir

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